Nicht nur, aber besonders bei den Klassikern aus Italien und England ist es um die Ersatzteilversorgung oft nicht zum Besten bestellt. Um den Türgriff des seltenen Ferrari Mondial QV Cabriolets wiederherzustellen, wurde bei der Firma Retromotion anhand eines 3D-Scans zum Beispiel ein dreidimensionales Bild des Türgriffes kreiert. Anschließend hat die Stuttgarter Spezialfirma über seinen Partner GKN Additive den gewünschten Türgriff in einem SLM-Verfahren aus Edelstahl 316L nachgedruckt. Das Neuteil im alten Look ist dabei genauso stabil wie das des Ursprungsmodells. "Ich weiß jetzt, egal welches Teil mir kaputt geht, Retromotion kann es für mich nachproduzieren", sagt Jo Weber, Inhaber der Oldie-Garage. Ähnliche Dienste bieten Firmen wie Oldtimerparts aus Leipzig.
Ersetzt CAD-Programme
Auch bei den Autoherstellern selbst ist der 3D-Druck längst in der Fertigung angekommen. Zuerst ging es jedoch nicht um edle Klassiker oder wie aktuell um Schutzbekleidung gegen die Corona-Pandemie, sondern um Teile von Kleinstserien, die besonders für Einzelstücke und Prototypen produziert wurden. BMW beispielsweise arbeitet seit mehr als einem Jahrzehnt im Bereich des 3D-Druckverfahrens. Ging es mit einzelnen Elementen los, fertigt das Additive Manufacturing Center in der Nähe von München mittlerweile mehr als 200.000 Teile pro Jahr. "Der Einsatz von additiv gefertigten Bauteilen in der automobilen Serienproduktion wächst aktuell besonders stark", erklärt Dr. Jens Ertel, Leiter des Additive Manufacturing Centers, "wir verfolgen die Weiterentwicklung und den Einsatz fortschrittlicher Methoden in der additiven Fertigung sehr intensiv - unter anderem durch langjährige Kooperationen mit führenden Herstellern der Branche." Während BMW per Laserdruck Teile für seine DTM-Rennwagen, Rolls-Royce-Modelle oder den mittlerweile ausgelaufenen i8 fertigte, geht Audi einen ähnlichen weg.
Eine neu konzipierte Software ersetzt bei dem Ingolstädter Autobauer den aufwändigen Prozess, Modelle händisch in CAD-Programmen zu modellieren. Das spart Zeit und Kosten - um die zu 80 Prozent. "Mit unserer Software ist es möglich, Vormontagevorrichtungen nahezu automatisiert zu erstellen. Dadurch können wir benötigte Arbeitshilfen schnell und flexibel umsetzen und auch auf individuelle Anforderungen der Planer oder Kollegen an der Linie reagieren", erklärt Projektleiter Waldemar Hirsch, Kopf des Audi-Expertenteams für 3D-Druck in Neckarsulm.
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- Veröffentlicht: 22. April 2020