Lediglich das Heck und die Front gestalteten die Formengeber so um, dass man nicht erkennt, welche technische Basis dem Fahrzeug zugrunde liegt. Beim Hinterteil schauten sich Pavoni und sein Team den Überhang des Skoda Rapids genau an, adaptierten die Ideen der Tschechen und waren so in der Lage, einen geräumigen Kofferraum und eine "schnelle", weil schrägstehende C-Säule zu kreieren. Durch die Synergieeffekte bleiben die Kosten für das neue Fahrzeug überschaubar, was gerade in Zeiten, in denen der VW-Konzern den Gürtel aufgrund der immensen Investitionen für die Elektromobilität, enger schnallen muss, sehr wichtig ist.
Elektromobilität noch im Dornröschenschlaf
Der Nivus ist eine Konsequenz einer Strategie, die 2016 von Herbert Diess angestoßen wurde. Anstelle des bis dato praktizierten Zentralismus des Wolfsburger Hauptquartiers wird jetzt im VW-Weltreich Föderalismus praktiziert. Eine Tendenz, die bei den Regionalfürsten gut ankommt. "Um hier wirklich erfolgreich agieren zu können, muss man die lokale Klaviatur spielen können", sagt VW- Südamerika Statthalter Pablo di Si. Gerade in Lateinamerika ist eine genaue Kenntnis der Kundenwünsche, aber auch der politischen Verstrickungen und bilateralen Beziehungen vor allem im Hinblick auf den Protektionismus, den Länder, wie Argentinien installiert haben, unabdingbar für eine erfolgreiche Geschäftsentwicklung. Das ist auch die Krux, mit der die chinesischen Autobauer vermutlich zu kämpfen haben werden. "Sie sind kompetent, aber sie müssen sich an die Besonderheiten des brasilianischen Marktes gewönnen ", erklärt der Argentinier.
Wie sehr die einzelnen Regionen unter dem Wolfsburger Diktat gelitten haben, zeigt die USA, wo VW viel zu spät auf den SUV-Zug aufgesprungen sind. Jetzt sind die Regionen bei den strategischen Entscheidungen freier und der Puls der Märkte ist so besser in Wolfsburg zu spüren. Das ist auch der Grund, warum die Elektromobilität in Südamerika nicht in dem Maße forciert wird, wie das in Europa der Fall. Bis 2023 will VW in dieser Region sechs Hybridmodelle in den Markt bringen. Pablo di Si geht davon aus, dass bis 2027 lediglich zwei Prozent des Fahrzeugbestands in seiner Region elektrisch sein wird. "Die Plug-in-Hybride werden in den nächsten drei, vier Jahren der Schlüssel sein", stellt Pablo di Si klar.
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- Geschrieben von wolfgang-gomoll
- Veröffentlicht: 07. Dezember 2019