Drucken
Schein und Sein
Der Audi City Carver weckt durch seinen Namen Erwartungen an einen kompromisslosen Kurvenjäger, tatsächlich ist der hochbeinige A1 Sportback ein schickes Lifestylemobil mit Crossover-Optik, dessen Stärken im Komfort und im Ambiente liegen.

Schein und Sein

Der Audi A1 City Carver kostet mindestens 22.100 Euro (Foto: press-inform / Audi)

Der Audi City Carver weckt durch seinen Namen Erwartungen an einen kompromisslosen Kurvenjäger, tatsächlich ist der hochbeinige A1 Sportback ein schickes Lifestylemobil mit Crossover-Optik, dessen Stärken im Komfort und im Ambiente liegen.

Viele Audi-Fans wünschen sich schon lange einen Q1. Jetzt haben die Ingolstädter das Flehen der vornehmlich weiblichen, lifestyleorientierten Kundschaft erhört und den Audi A1 City Carver aus dem Hut gezaubert. Ganz überraschend kommt der kleine Crossover nicht um die Ecke, denn VW hat mit seinem T-Cross vorgemacht, wie es geht. Auf die Frage, warum der hochbeinige A1 Sportback nicht unter dem Namen Q1 firmiert, hat der technische Projektleiter Tobias Junglas eine einleuchtende Antwort: "Weil das Fahrzeug keinen Allradantrieb hat." Hoffnung auf ein späteres Quattro-Modell sollten sich die Audi Jünger keine allzu großen machen. Der Stadt Crossover basiert auf dem MQB 27 und diese Plattform ist nicht für einen Allradantrieb ausgelegt.

Ausgewogenes Fahrwerk

In diesem Segment ist man auch mit dem Frontantrieb gut aufgestellt, für viele Kunden ist lediglich die höhere Sitzposition wichtig. Immerhin hat der City Carver einen schwarzen Oktagon-Kühlergrill der Quattro-SUVs erhalten, verströmt also optisch ein bisschen Q-Flair. Die Karosserie des A1 City Carver liegt rund vier Zentimeter höher als die des regulären A1 Sportbacks, davon gehen etwa 35 Millimeter auf das Konto des Fahrwerks, den Rest tragen die größeren Reifen bei. Der Crossover rollt serienmäßig auf 16 Zöllern, die aber gegen 18 Zoll Pneus ausgetauscht werden können.


Viel Mühe haben sich die Ingenieure mit dem Fahrwerk des City Carvers gegeben. Die Federn und Dämpfer wurden neu abgestimmt. Der Kniff gelingt. Das Fahrwerk des hochbeinigen A1 Sportback kaschiert die zusätzliche Bodenfreiheit ziemlich gut. Auch in Kurven bleibt die Karosserie waagrecht, ohne dass diese Dynamik mit spürbaren Komforteinbußen bezahlt wird. Dass der Vorderwagen in Richtung Straßenrand schiebt, wenn es etwas ambitionierter um die Ecke geht, liegt in der Natur der Sache. Dennoch bleibt das Fahrverhalten gutmütig und jederzeit beherrschbar.

Innenraum lädt zum Einsteigen ein

Ganz so positiv fällt unser Urteil über den 85 kW / 116 PS Dreizylindermotor nicht aus. Der 1.170 Kilogramm schwere Crossover ist mit diesem Triebwerk alles andere als untermotorisiert, aber das Aggregat erinnert die Insassen stets daran, dass es die Arbeit verrichtet. Außerdem nimmt sich der Einliter-Benziner etwas Zeit, ehe er so richtig loslegt. Das Siebengang S-Tronic-Getriebe tut sein Bestes, das zu übertünchen, aber kann diese Antrittsschwäche nicht ganz wegschalten. Trotzdem erreicht der Audi A1 City Carver nach 9,9 Sekunden Landstraßentempo, ist bis 198 km/h schnell und gönnt sich dabei im Durchschnitt 5,2 Liter pro 100 Kilometer. Das maximale Drehmoment von 200 Newtonmetern steht ab 2.000 U/min zur Verfügung.

Das Fahrwerk ist gut abgestimmt (Foto: press-inform / Audi)
Der 10,1 Zoll große Infotainment-Touchscreen ist gut eingepasst (Foto: press-inform / Audi)
Der Audi A1 City Carver ist 4,05 Meter lang (Foto: press-inform / Audi)
(Foto: press-inform / Audi)
(Foto: press-inform / Audi)
(Foto: press-inform / Audi)

Der Innenraum des 4,05 Meter langen Audis lädt zum Einsteigen ein. Das Cockpit hat unterschäumte Flächen, Applikationen ähneln einer silberglänzenden Schlangenhaut und der Rahmen um das Cockpit glimmt nach. Die Navigationsdarstellung auf dem 10,1 Zoll großen Infotainment-Touchscreen ist ebenfalls ansehnlicher als beim VW Pendant T-Cross. Das 10,25 Zoll große digitale TFT-Cockpit, das verschiedene Ansichten bereithält, ist serienmäßig und dass Drehknöpfe hörbar klicken, unterstreicht das Gefühl der Wertigkeit. Allerdings sind auch die Ingolstädter Materialkünstler an wirtschaftliche Zwänge gebunden. Wenn der Blick nach unten wandert, werden die Materialien schlechter. Das Handschuhfach besteht aus grauem Hartplastik.


Beim Infotainment bietet der City Carver einiges: Das Smartphone wird mit Apple CarPlay oder Android Auto eingebunden, die Funktionen können auch per Spracheingabe abgerufen werden und das Bang & Olufson Sound-System beschallt den Innenraum mit 560 Watt aus elf Lautsprechern. Bei den Assistenzsystemen vermisst man den Toter-Winkel Warner, dafür bietet der City Carver einen adaptiven Tempomaten und einen serienmäßigen Notbremsassistenten.

(Foto: press-inform / Audi)
(Foto: press-inform / Audi)
(Foto: press-inform / Audi)
(Foto: press-inform / Audi)
(Foto: press-inform / Audi)
(Foto: press-inform / Audi)

Der Kofferraum fasst 335 Liter, legt man die Lehnen der Rückbank um, werden 1.090 Liter daraus. Dieses Volumen hievt des Audi A1 City Carver zwar nicht unbedingt in die Liga der Skoda Lademeister, aber man kann damit mehr transportieren als zwei Kisten Mineralwasser und auf der Rückbank können auch Erwachsene einigermaßen vernünftig sitzen - dem Radstand von 2,57 Metern sei Dank. Der Audi A1 City Carver steht ab November beim Händler und ist mit einem Basispreis von 22.100 Euro taxiert. Die 30 TFSI-Variante mit dem S-Tronic Getriebe kostet 23.200 Euro.

Autor: Wolfgang Gomoll, München  Stand: 31.10.2019
Fotos: press-inform / Audi