Das Antriebskonzept ist interessant. Die mächtigen weißen Felgen stehen still. Es drehen sich nur die dünnen Gummiräder (mit Mercedessternen als Profil) mittels eines Zahnkranzes. Der wird mit einer Welle angetrieben, die von einem Elektromotor (jeweils einer pro Rad) bewegt wird. Der Prototyp ist gelungen und mal eine Abwechslung zu den silbernen Zigarren oder futuristischen Raumgleitern. Eine Kleinserie dieses modernen Simplex würde sicher seine Abnehmer finden.
Progressiver Luxus
Doch Wagener und sein Team haben diese Mercedes-Legende nicht ohne Grund mit neuem Leben erfüllt. In Nizza nimmt der schwäbische Autobauer ein Designzentrum in Betrieb (International Design Centre / IDC), ein Weiteres nach Sindelfingen, Karlsbad und China. Das tubenförmige Gebäude mit den "schmucken" blanken Betonwänden stand acht Jahre leer und hat von dort Beschäftigten den Spitznamen "Nautilus" erhalten. Dort tüfteln die Designer an der neuen Form des Luxus, die Mercedes über die nächsten Jahre tragen und die Automobilmarke transformieren soll. Ähnlich, wie das der Ur-Simplex vor mehr als einem Jahrhundert von der (motorisierten) Pferdekutsche zum Automobil gemacht hat.
Ein ganz entscheidendes Merkmal für einen Premiumautobauer, wie Mercedes ist dabei der Luxus und wie sich dieser verändert. Als das, was Wagener "Progressiven Luxus" nennt. "Wir bewegen uns weg vom industriellen Design hin zur Automotiven Haute Couture", sagt der Mercedes Chefdesigner gewohnt wortgewaltig und fügt hinzu: "Eine ästhetische Seele ist der Schlüssel für langfristigen Erfolg von Luxusmarken." Um dieses Ziel zu erreichen, müssen die Designer klassischen Elemente mit modernen Trends kombinieren.
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- Geschrieben von wolfgang-gomoll
- Veröffentlicht: 14. September 2019