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Fluch der guten Tat
Opel spendiert dem Astra ein Facelift und trimmt dabei den Antriebsstrang auf Verbrauchsreduktion. Allerdings hat diese CO2-Reduktion auch Konsequenzen.

Fluch der guten Tat

Äußerlich fällt das Facelift des Opel Astra überschaubar aus (Foto: press-inform / Opel)

Opel spendiert dem Astra ein Facelift und trimmt dabei den Antriebsstrang auf Verbrauchsreduktion. Allerdings hat diese CO2-Reduktion auch Konsequenzen.

Bei den Antrieben haben sich die Rüsselsheimer Ingenieure richtig ins Zeug gelegt: Fünf Motoren sollen die 100 g/km Grenze bei den Kohlendioxid-Emissionen unterbieten und alle Dreizylinder-Triebwerke haben einen Motorblock aus Aluminium. Der Erneuerungs-Eifer ist in Rüsselseim spürbar. Wir zahlen keine Strafen", sagt Chefingenieur Matthias Alt und spielt damit auf die drohenden EU-Sanktionen an. Dieses Ziel erreicht man nicht nur mit einer Maßnahme: Neben der Reduzierung der inneren Reibung, wurden zum Beispiel beim 1.2 Liter Benziner 100 Schrauben weniger verwendet, was bis zu sechs Kilogramm weniger Gewicht bringt. Außerdem haben alle Benziner eine variable Ventilsteuerung. Dazu kommt noch eine Jalousie im Kühlergrill und eine optimierte Aerodynamik, die beim Sports Tourer den Cw-Wert auf bis zu 0,255 senkt.

Technik bleibt erhalten

Ergänzt wird das Motorenpaket durch verbesserte oder neue Getriebe, wie etwa die Neungangautomatik beim 1.5 Liter Diesel, mit dem wir unterwegs waren. Der Selbstzünder hat eine Ausgleichswelle, die dem Dreizylinderdiesel so gut es geht, Manieren beibringt, aber ihm das charakteristische Brummen nicht gänzlich austreiben kann. Den Verbrauch gibt Opel beim Astra Sport Tourer mit 90 kW / 122 PS mit 5,6 l/100 km (Wltp) an. Die Triebwerke erfüllen bereits die Euro 6d-Norm. Allerdings hat die CO2-Diät hat auch andere Konsequenzen. Die Neungangautomatik erledigt ihre Aufgabe geschmeidig. Doch ein Temperamentsbolzen ist dieser 1.395 Kilogramm schwere Astra nicht, auch wenn der Sprint von null auf 100 km/h in 10,8 Sekunden erledigt ist und die Höchstgeschwindigkeit 205 km/h beträgt. Beim Durchzug täte mehr Verve gut. Den wird es beim stärkeren Diesel geben, der noch seinen Weg unter die Motorhaube des Astra finden wird.


Eine Frage bleibt noch ungeklärt. Was passiert mit den Motoren, wenn der neue Astra an 2021 auf der PSA EMP2-Plattform in Rüsselsheim produziert wird. Haben die Opel-Ingenieure sich für das Museum ins Zeug gelegt, da der aktuelle Astra auf der GM D2-Architektur steht. "Nein", gibt Matthias Alt Entwarnung. "Diese Technik wird weiterleben." Also profitiert auch die nächste Generation des Rüsselsheimer Kompaktwagens von den Verbesserungen. Das ist auch nötig, wenn die gesteckten Ziele erreicht werden sollen. Vor allem im Zusammenspiel mit einer Elektrifizierung, die die Schwächen des CO2-kastrierten Motors ausgleicht, dürfte nicht nur mehr Fahrspaß bringen, sondern auch beim Verbrauch nicht aus der Reihe tanzen. Besser unterwegs ist man mit dem 1.2 Liter Dreizylinder-Benziner samt Sechsgang-Handschaltung, der spritziger und agiler agiert, aber ein Turboloch nicht ganz verbergen kann. Beim Komfort punktet der kompakte Opel, die ebenfalls verbesserten Dämpfer neutralisieren Bodenunebenheiten ziemlich souverän.

Unverändertes Raumangebot

Beim Infotainment hat sich ebenfalls etwas getan. Das Navigationssystem verarbeitet jetzt Verkehrsinformationen und auf dem acht Zoll großen Bildschirm werden auch Parkplätze und die Kraftstoffpreise angezeigt. Die Frontkamera erkennt nun auch Fußgänger und der adaptive Tempomat funktioniert auch bei Stop-and-go-Verkehr. Wer will, kann den Opel Astra mit sparsamen LED-Scheinwerfer ausstatten, die lediglich 13 Watt verbrauchen und so ein weiteres Puzzleteil des Ringens um weniger Benzindurst darstellen. Allerdings bleibt das Infotainment und die Digitalisierung hinter Konkurrenten, wie dem Kia c\'eed zurück.

Das Heck wurde im Sinne der Aerodynamik überarbeitet (Foto: press-inform / Opel)
Zum Start gibt es nur Dreizylindermotoren (Foto: press-inform / Opel)
Auf Wunsch ist auch ein sparsames LED-Licht zu haben (Foto: press-inform / Opel)
(Foto: press-inform / Opel)
(Foto: press-inform / Opel)
(Foto: press-inform / Opel)

Beim Raumangebot hat sich nicht viel geändert: Auf den bequemen AGR-Sitzen lässt es sich bei Opel traditionell bequem reisen und im Fond finden Erwachsene ebenfalls gut Platz. Etwas verschenkt man durch das breite Armaturenbrett. Ein Lob verdient die niedrige Ladekante und der ebene Ladeboden, das ändert sich auch nicht, wenn man die Lehnen der Rückbank umlegt und so das Kofferraumvolumen von 540 auf 1.630 Liter erhöht. Ab November steht der Astra beim Händler: Der Fünftürer startet bei 19.990 Euro, der Sports Tourer kostet 1.000 Euro mehr.

Autor: Wolfgang Gomoll, Frankfurt am Main  Stand: 29.08.2019
Fotos: press-inform / Opel  

(Foto: press-inform / Opel)
(Foto: press-inform / Opel)
(Foto: press-inform / Opel)
(Foto: press-inform / Opel)
(Foto: press-inform / Opel)
(Foto: press-inform / Opel)