"Doch wir wollen mehr sein, als ein fahrendes Smartphone", lacht Byton-Chefentwickler David Twohig, "der Bildschirm ist wichtig, aber in erster Linie wollen wir zeigen, wie gut unser Auto fährt." Der Kunde des Byton M-Byte wird dabei die Wahl zwischen zwei Antriebsarten und zwei Akkugrößen haben. Die meisten Kunden dürften sich dabei für die stärkere Allradversion entscheiden, deren Elektromotoren die Hinterachse mit 200 kW / 272 PS und die Vorderachse mit 150 kW / 204 PS an Leistung versorgen. Die günstigere Basisversion ab circa 45.000 Dollar muss mit einem 200-kW-Hinterradantrieb und einem kleineren 71-kWh-Batteriepaket auskommen. "Der kleine Akku schafft 400 Kilometer Reichweite und der große deutlich über 500 Kilometer", legt Byton-CTO David Twohig nach, "doch trotz dieser Motorleistung wollen wir nicht in die Sportwagenfalle tappen, in der sich andere derzeit befinden." Heißt, auch wenn der M-Byte mit einer Gesamtleistung von 350 kW / 476 PS und über 700 Nm maximalem Drehmoment verfügt, sind ihm sportliche Gene weitgehend fremd. "Fahren und Komfort sind für uns wichtiger als die Fahrdynamik. Das Handling steht bei uns nicht im Vordergrund, denn unsere Kunden sind in Städten wie Shanghai in erster Linie im täglichen Stadtverkehr unterwegs. Da soll es in erster Linie bequem zugehen", erläutert Damian Harty, verantwortlich für Chassis und Fahrdynamik.
Liquid Ride - wie in einer Sänfte
Das zeigt sich bereits nach ein paar Metern, denn auch wenn es sich um einen Prototypen handelt, der innen wie außen etwas zusammengeschustert wirkt, ist man in dem 4,85 Meter langen Crossover überaus kommod unterwegs. Dabei ist der M-Byte flüsterleise und rollt auch über die Fahrbahnunebenheiten der Innenstadtstraßen von Santa Clara ohne nennenswerte Störungen an die Insassen weiterzugeben. An die Lenkung muss man sich dabei erst einmal gewöhnen. Wie einst beim Citroen C4 bleibt die Nabe des Lenkrades fest und nur der Kranz lässt sich zur Richtungsänderung drehen. Der Grund liegt auf der Hand, denn dort, wo sich sonst im Airbag-Prallkörper der Hupknopf befindet, blickt der Fahrer auf ein acht Zoll großes Touchdisplay, mit dem sich verschiedenen Fahr- und Komfortfunktionen per Berührung steuern lassen. Zwischen den Frontsitzen gibt es ein weiteres Bedienfeld, über das sich beim späteren Serienmodell unter anderem die Klimaregelung versteckt. Bei dem Vorserienmodell gibt es in der Mitte der Armaturentafel die vier Gangwahltaster P, N, D und R. Ein Druck auf D und es geht wie bei einem normalen Automatikgetriebe los - lautlos, aber Dank 700 Nm überaus kraftvoll.
Die Lenkung selbst ist überaus leichtgängig und mit ihrem Ansprechverhalten weitab einer Serienauslegung. Doch eines wird schnell klar: trotz seiner üppigen Motorleistung will der stark getarnte Prototyp nicht sportlich sein. Stattdessen spricht Damian Harty von "Liquid Ride", wenn er das Fahrverhalten des Byton M-Byte charakterisieren soll. Heißt, der deutlich über zwei Tonnen schwere Allradler soll über alles Bodenunebenheiten hinwegfliegen, ohne die Insassen zu stressen. Diese Entkopplung von der Fahrbahn ermöglicht ein Fahrwerk, das überraschenderweise auf eine Luftfederung oder zumindest elektronische Dämpfer verzichtet. Der Crossover rollt dabei wahlweise auf 19- oder 20-Zöllern mit einem Durchmesser von 765 Millimetern. Für die chinesischen Winter sind auch 18-Zöller homologiert.
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- Veröffentlicht: 23. August 2019