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Familientreffen
Der Woodward Dream Cruise ist eine Ode an die klassischen amerikanischen Muscle Cars und Oldtimer als Detroit noch das Mekka des Automobils war. Um diese goldene Ära zu feiern, pilgern jährlich mehr als eine Million Menschen an die legendäre Straße.

Familientreffen

Rund 40.000 Autos nehmen am Woodward Dream Cruise teil (Foto: press-inform / Jeep)

Der Woodward Dream Cruise ist eine Ode an die klassischen amerikanischen Muscle Cars und Oldtimer als Detroit noch das Mekka des Automobils war. Um diese goldene Ära zu feiern, pilgern jährlich mehr als eine Million Menschen an die legendäre Straße.

Wenn es um den Woodward Dream Cruise geht, verlieren auch die sonst so coolen und entspannten Amerikaner ihre Lässigkeit. Schon einen Tag vorher reservieren sich die Zuschauer in bester Ballermann-Liegen Manier die besten Plätze am Straßenrand. Klappbare Anglerstühle stehen in Viererreihen und Areale werden mit farbigen Banderolen abgesteckt. Der Aufwand lohnt sich. Wenn sich die Karawane von rund 40.000 klassischen Automobilen in Bewegung setzt, fühlt man sich in die guten alten Zeiten zurückversetzt.

Kofferraum für fünf Tote

Die Preziosen, die über die 34.6 Kilometer lange Straße zwischen Pontiac über Birmingham nach Detroit führt lassen jedem Oldtimer-Fan die Augen vor Freude übergehen. Ein Lincoln Continental Baujahr 1965 rollt neben einem 1969er Dodge Challenger. Gleich dahinter folgt eine Corvette C1 aus dem Jahr 1957 gemeinsam mit einem wunderschönen 1971er Ford Torino, dem kein Geringerer als Clint Eastwood im Kassenschlager "Gran Torino" ein Denkmal gesetzt hat.


"Das ist einfach großartig, ich komme seit 19 Jahren her", sagt Tim Wanke, der einen grünen 1968er Chevrolet Impala sein eigen nennt. "In diesen Kofferraum passen fünf Tote", lacht sein Freund Bill Stenquist, der mit seinem Chevrolet Camaro (Baujahr 1967) schon seit 1996 an dieser Ode an die PS-Kraft teilnimmt. Die Musik kommt aus mindestens acht Töpfen, die voller Inbrunst einen sonoren Verbrennungs-Klangteppich entlang der Route entfalten, die offiziell der Bundesstaat-Highway mit der adäquaten Bezeichnung "M1" ist. Wenn die voluminösen Hubraummonster ihr Lied ertönen lassen, versteht man sein eigenes Wort nicht mehr.

Rund 40.000 klassische Autos

Aber das ist den vielen Tausenden Zuschauern an diesem sonnigen Nachmittag mit Temperaturen um die 30 Grad völlig egal. Im Gegenteil: Jeder Tusch aus dem Auspuffrohren wird mit Gejohle und ein freudigen Zuprosten mit "Budweiser"-Flaschen oder "Miller Lite" gefeiert. Der Woodward Dream Cruise ist in vielerlei Hinsicht ein generationenübergreifendes Familienfest ist. Alt und Jung frönen den Blechpreziosen und der Zeit, als die Autos der "Big Three" Chrysler, Ford und General Motors noch das Maß aller Dinge waren.

Jeannie und Kenny sind eigens aus Pennsylvania nach Detroit gekommen, um ihre "Miss Pinky" mit 803 PS vorzuführen (Foto: press-inform / Jeep)
Nachts hört das Flanieren nicht auf (Foto: press-inform / Jeep)
Klassische amerikanische Motorbaukunst (Foto: press-inform / Jeep)
(Foto: press-inform / Jeep)
(Foto: press-inform / Jeep)
(Foto: press-inform / Jeep)

Am Samstag, dem Haupttag des Blechfestes, flanieren rund 40.000 klassische Automobile auf der Woodward Avenue. Die Straße platzt aus allen Nähten, wenn die auf Hochglanz polierten Oldtimer von einer Ampel zu nächsten rollen. Immerhin bleibt genug Zeit, die Karossen ausgiebig zu bewundern. Heruntergekommene Blechkisten findet man hier nicht. Das Chrom strahlt mit den Lächeln aller Beteiligten um die Wette. Detroit feiert - nicht zuletzt sich selbst. Die Zusammenkunft der "Petrol Heads" reicht zurück bis in die 1950er Jahre, als sich Besitzer von Vintage-Fahrzeugen auf dem Woodward Drive spontan zu einer Ausfahrt trafen. Der Glanz und die Massen kamen ab 1995.


Selbstironie gehört hier dazu! Deswegen hat auch Dan Gauthier seinen 1970er Plymouth Satellite in dem original Giftgrün belassen und vor ein paar Jahren sogar nachlackiert. Das Auto parkt am Straßenrand und ist übersäht mit Frosch-Puppen. "Meine Vorfahren waren Franko-Kanadier, deswegen habe ich in der Highschool den Spitznamen "Frog" bekommen. Also habe ich mir vor 18 Jahren dieses Auto gekauft", erklärt der Chrysler-Mitarbeiter. Die Frösche verschenkt er übrigens an Kinder.

(Foto: press-inform / Jeep)
(Foto: press-inform / Jeep)
(Foto: press-inform / Jeep)
(Foto: press-inform / Jeep)
(Foto: press-inform / Jeep)
(Foto: press-inform / Jeep)

Jeannie und Kenny sind eigens aus Pennsylvania nach Detroit gekommen, um ihre "Miss Pinky" dem staunenden Publikum vorzuführen. Was so niedlich klingt, ist ein feines Stück langjähriger Handwerksarbeit. Kenny, ein gelernter Mechaniker, begann 1991 den Chevy Jahrgang 1934 nach seinen Vorstellungen zu modifizieren. Das Projekt ist bis heute nicht vollendet, auch wenn der Wagen bei Oldtimertreffen Preise einheimst. Der verchromte Motorblock mit dem gigantischen Ansaugstutzen ragt, wie ein Monument der puren Fortbewegungskraft aus dem Motorraum. Der Big Block Motor generiert monströse 803 PS, die mega-breiten Gummiwalzen sind dafür verantwortlich, dass die Kraft auch auf den Boden kommt. "Wenn ich voll auf das Gas trete, dann kann ich die ersten vierhundert Meter nur geradeaus fahren", lacht Kenny. Seiner Frau ist das nicht genug. Sie will noch eine Niro-Gas Anlage, doch das wird schwierig. Aus einem einfachen Grund: "Ich weiß nicht, ich das alles unter bringen soll", erklärt Kenny.

Autor: Wolfgang Gomoll, Detroit  Stand: 19.08.2019
Fotos: press-inform / Jeep