Allerdings hat diese Rennversion fast nichts mehr mit dem ursprünglichen Fahrzeug gemein. Der österreichisch-italienische Leichtbau-Experte schmiss alles aus dem Auto, was in den Verdacht stand, Gewicht zu verursachen: Die Dämmung flog raus (deswegen wandelt man immer am Hörsturz, wenn man den 356er Abarth ausdreht), im Cockpit befindet sich nur das Nötigste und die Insassen zwängen sich in einfache Plastik-Sitzschalen. Die Hülle besteht aus Aluminium und wurde von Hand bei den Karosseriespezialisten von Zagato zusammengebaut. Also wiegt der Porsche 356 B 2000 GS Carrera GTL nur noch 778 Kilogramm, war damit circa 120 Kilogramm leichter als der Normalo-Carrera und bis zu 220 km/h schnell. Die Abmessungen unterscheiden sich ebenfalls deutlich: Der Abart 356er ist 13 Zentimeter niedriger und kürzer sowie zwölf Zentimeter schmaler.
Eifersüchteleien
Auf dem Beifahrersitz freut sich Eberhard "Ebbs" Mahle über jeden Meter, den "sein" 356er zurücklegt. Der freundliche ältere Herr (86 Jahre!!!) mit den wachen Augen und dem verschmitzten Lächeln holte mit einem solchen Wagen etliche Siege. Trotzdem ärgert sich der Europa-Bergmeister von 1966 heute noch über das 1.000 Kilometer Rennen auf der Nordschleife des Jahres 1961. Mahle fuhr mit dem grandios wirbelnden Porsche 356 B 2000 GS Carrera GTL Abarth nach über zwei Stunden eine Minute Vorsprung auf den Rest des Feldes heraus und übergab das Steuer an den Besitzer des Wagens. Nur hatte der am Vorabend des Rennens deutlich zu tief ins Glas geschaut, vertrödelte innerhalb kurzer Zeit den Vorsprung und hatte nach zwei von ihm gefahrenen Runden eine Minute Rückstand. Das Team reagierte sofort, holte das Auto zurück an die Box und zog den sichtlich angeschlagenen Piloten aus dem Fahrzeug. Leider eine Runde zu spät, Ebbs Mahle fuhr den Rest des Rennens wie der Teufel, schaffte aber nur noch den zweiten Platz. Auch im Jahr darauf war ein anderes Auto schneller. Dafür triumphierte die Zweiliter-Version 1961 bei der legendären Targa Florio und holte Klassensiege in Le Mans sowie die Europa-Bergmeisterschaften 1960 und 1961.
So strahlend auch die Siege des Porsche 356 B 2000 GS Carrera GTL Abarth auch heute nicht klingen, die Geburt dieses legendären Sportwagens war von heftigen Wehen begleitet. Zunächst ging alles ganz reibungslos: Während der IAA 1959 trafen sich Ferry Porsche und sein Chef-Ingenieur Klaus von Rücker im Hotel "Frankfurter Hof" um mit Carlo Abarth die Zusammenarbeit zu besiegeln. Der gebürtige Wiener hatte damals schon einen exzellenten Ruf, wenn es darum ging, Automobilen ein paar Extra-Vitamine zu verpassen. Eigentlich war der Tuner auf Fiat und Simca spezialisiert, nahm den Auftrag aus Zuffenhausen jedoch freudestrahlend an.
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- Geschrieben von wolfgang-gomoll
- Veröffentlicht: 23. Juli 2019