Zum anderen müssen sich die Autohäuser neu erfinden und mehr als in den vergangenen Jahrzehnten auf die Kunden einstellen. Gerade von Premiumherstellern wie Audi, Mercedes, BMW, Jaguar Land Rover oder Porsche wird erwartet, sich eher als Luxusmarken mit entsprechenden Händlerauftritten in Szene zu setzen. Erst jüngst eröffnete in München das weltweit größte Jaguar Land Rover Autohaus. Das 20.000 Quadratmeter große Areal im Münchner Süden ist nicht nur ein gigantisches Autohaus für Neu- und Gebrauchtwagen, sondern auch eine Markentempel, in dem sich die britische Marke modern und trendiger denn je präsentiert. Auch wenn es geschäftlich gerade hakt, hat sich keine Premiummarke in den vergangenen zehn Jahren mit Image, Produkten und Auftritt derart verjüngt wir JLR.
Autokauf so leicht wie ein Buch
Auch Mercedes eröffnete jüngst ein hoch modernes Autohaus in der niederländischen Metropole Den Haag. Hier geht es ebenfalls längst nicht nur um Autos, sondern darum, eine künstliche Markenwelt zu kreieren, in der es um mehr als die Autos und deren Verkauf selbst geht. "Wir wollen unseren Kunden nahtlose Luxuserlebnisse und bleibende Erinnerungen bieten - unabhängig von Zeit und Ort oder dem Kanal, den sie benutzen", so Mercedes-Vertriebsvorstand Britta Seeger, "einen Mercedes zu kaufen, soll für unsere Kunden so einfach werden, wie ein Buch zu kaufen. Wir gehen davon aus, dass bis 2025 25 Prozent unserer weltweiten Verkäufe online erfolgen." Ein Viertel aller Verkäufe online - das wird nicht nur im betagten Europa für Daimler ein hartes Geschäft. Auf der anderen Seite müssten die Anteile, Fahrzeuge rein online an Smartphone, Tablet oder Computer zu verkaufen, in den nächsten Jahren an sich viel höher sein, um sich gerade in den USA oder China auf die jungen Kunden einzustellen.
Auch Audi will sich beim Vertrieb kräftig modernisieren. Ab dem vierten Quartal können Kunden in zehn Ländern auf bis zu 10.000 Audi-Fahrzeuge zugreifen und diese flexibel buchen. Darüber hinaus integriert Audi die eigene Handelsorganisation stärker in das digitale Geschäftsfeld. Ab Herbst steht eine gemeinsame IT-Plattform für Audi on demand zur Verfügung, die im engen Schulterschluss mit dem Volkswagen Konzern und dem Handel entwickelt wurde. Über diese kann der Handel neben der Digitalisierung seines Vermietgeschäftes zukünftig auch flexible Mobilitätsdienstleistungen oder Abo-Modelle anbieten. Die Händler sollen dadurch neue Kundengruppen und Vertriebschancen erschließen. Damit soll die eigene Fahrzeugflotte effizienter ausgelastet und das schwächelnde Gebrauchtwagengeschäft angekurbelt werden. "Mit diesem Multikanal-Ansatz starten wir nun voll in die umfassende Skalierung unserer Premium-Mobilitätsdienstleistungen. Gemeinsam mit unserem Handel und unserem Partner SIXT planen wir, Audi on demand als Dachmarke für alle Mobilitätsangebote von der Kurzfristmiete über Abo-Modelle bis zur langfristigen Fahrzeugnutzung zu entwickeln", sagt Audi-Chef Bram Schot.
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- Veröffentlicht: 22. Juli 2019