Mercedes hat in seiner Historie viele spektakuläre Sportwagen gebaut, doch wohl kaum einer ist derart grandios wie der C111. Eine Sternen-Flunder im Stile des Ford GT40, der die Automobilszene vor 50 Jahren in schlichte Verzückung versetzte.
Der heiße Weißherbst
Mercedes hat in seiner Historie viele spektakuläre Sportwagen gebaut, doch wohl kaum einer ist derart grandios wie der C111. Eine Sternen-Flunder im Stile des Ford GT40, der die Automobilszene vor 50 Jahren in schlichte Verzückung versetzte.
Ein Sportwagen, der exakt ein halbes Jahrhundert nach seiner Geburt nichts von seiner Anziehung verloren hat und in Sachen Design noch immer ein Meilenstein deutscher Automobilgeschichte. Und auch wenn Ende der 60er / Anfang der 70er Jahre Blankoschecks in Sindelfingen und Untertürkheim eingetrudelt sein sollen und das Wehklagen über die ausbleibende Serienumsetzung bis heute groß ist: der Mercedes C111 sollte wohl niemals ernsthaft ein Serienfahrzeug werden. Er war als Experimentalfahrzeug und Technologieträger gedacht, um Antriebskonzepte zu erforschen und diese miteinander zu vergleichen. Vom Mercedes C111 gab es verschiedene Generationen, Antriebe und Ausbaustufen. Am bekanntesten ist die Generation zwei, die ihre Weltpremiere auf dem Genfer Automobilsalon des Jahres 1970 feierte. Speziell das Frontdesign der Kunststoffkarosse wurde wegen einer verbesserten Aerodynamik völlig überarbeitet und so kamen die normalen Erprobungsträger im Gegensatz zu vergleichbaren Fahrzeugen der Konkurrenz ohne Spoiler aus. Das Vier-Scheiben-Wankeltriebwerk des C111-II mit seinen 257 kW / 350 PS machte des Sportwagen rund 300 km/h schnell, nach dem der auf der IAA vorgestellte Vorgänger mit seinem Drei-Scheiben-Wankel nur auf 206 kW / 280 PS bekommen war.
Vergleichsfahrzeuge mit V8
Einen Namen machte sich der 4,40 Meter lange Mercedes C111 dabei in erster Linie durch seine Wankelmotoren, denn die Schwaben wagten sich mit der 1,10 Meter hohen Sportwagenflunder auf ungewohntes Terrain. Nachdem die Wankeltechnologie bei Marken wie NSU (Ro80) und Mazda (Cosmo 110) einen zarten Einstieg in die Antriebswelt erhalten hatte, experimentierten auch die Schwaben mit verschiedenen Bauarten des Kreiskolbenmotors. Doch wer meint, dass der Mercedes C111, in der charismatischen Orange-Lackierung "weißherbst" stil- und zeitgemäß in Szene gesetzt, obligatorisch von einem Wankelmotor angetrieben wurde, irrt. Von den insgesamt zwölf Mercedes C111, die in Handarbeit gefertigt wurden, waren nur drei mit einem Wankelmotor (drei / vier Scheiben) unterwegs. Als entsprechende Vergleichsfahrzeuge wurden drei Fahrzeuge mit einem Dieselmotor und fünf mit einem Achtzylinderbenziner (mit und ohne Turbo) aufgebaut. Der V8-Saugmotor war dabei seinerzeit das modernste, was das schwäbische Motorenportfolio zu bieten hatte. Die Wankeltechnik konnte die Daimler-Ingenieure nicht überzeugen. Zwar hatten die Prototypen genügend Leistung und einen seidigen Lauf, verbrauchten jedoch allzu viel Benzin und Öl. Unzeitgemäß für eine Ära, in der es zunehmend um das Sparen von Energie ging.
- Details
- Veröffentlicht: 10. Juli 2019