VW überlässt bei der Elektromobilität nichts den Zufall und will sich zum Komplettanbieter mausern, der den Kunden ein rundum-sorglos Paket schnürt. Doch ganz so einfach ist die Zukunftsvision, die der Wolfsburger Autobauer träumt, nicht umzusetzen. Es drohen Unwägbarkeiten.
Alles aus einer Hand
VW überlässt bei der Elektromobilität nichts den Zufall und will sich zum Komplettanbieter mausern, der den Kunden ein rundum-sorglos Paket schnürt. Doch ganz so einfach ist die Zukunftsvision, die der Wolfsburger Autobauer träumt, nicht umzusetzen. Es drohen Unwägbarkeiten.
Stefan Schmerbeck ist das Bindeglied zwischen VW und Politik. Seine etwas sperrige Berufsbezeichnung: "Technology &Future Mobility Außenbeziehungen". Doch der großgewachsene Lobbyist spricht entgegen der Wischiwaschi-Formulierungen, die man sonst so im Reichstag hört, Klartext: "Wir müssen Laden zu einem Grundrecht machen." Damit legt der VW-Mann den Finger in die Wunde. Wer heute eine Eigentumswohnung besitzt und eine Wallbox an seinem Tiefgaragenplatz installieren will, benötigt die Zustimmung der anderen Eigentümer. Da wird dann oft der Daumen gesenkt. Zu groß ist die Angst vor einem Blackout.
Intelligente Stromnetze sind nötig
Doch die ist grundsätzlich unbegründet. "Der Stromverbrauch in Deutschland wird sich durch die Elektrofahrzeuge nur geringfügig erhöhen. Selbst bei einer Million E-Autos steigt der Stromverbrauch in Deutschland dadurch nur um rund ein halbes Prozent", stellt Dr. Selma Lossau, Leiterin Netzintegration Elektromobilität bei der Netze BW GmbH klar. Die Strommenge ist nicht der entscheidende Flaschenhals, sondern die Stromnetze an sich. Also die letzte Meile vom Betreiber zum Kunden. Das bedeutet: So einfach lässt sich VWs Vision vom ganzheitlichen Energiekonzept nicht umsetzen. Das weiß auch der Autobauer. "Mit heutigen Netzen werden wir nicht mehr in der Lage sein, diese Leistungsspitzen zu den E-Autos zu transportieren", sagt Karsten Miede, Leiter Dienstleistungen für E-Mobilität, VW Kraftwerk GmbH und bestätigt damit seinen Kollegen Jürgen Schenk, Direktor e-Drive Systemintegration bei der Daimler AG, der sich unlängst ähnlich geäußert hat.
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- Geschrieben von wolfgang-gomoll
- Veröffentlicht: 06. Juni 2019