Der Käfer war maßgeblich an der Entwicklung von Demokratie und Mobilität im Nachkriegsdeutschland beteiligt und fungierte anschließend als Botschafter für ein positiveres Bild von Deutschland im Ausland. Die internationale Strategie begann 1947 mit den ersten 56 Einheiten des Käfers, die nach Holland geschickt wurden, wo die Pon-Brüder zu Generalexporteuren von Volkswagen ernannt worden waren. Am 8. Januar 1949 verließ das erste Auto die Niederlande und überquerte den Ozean in die Vereinigten Staaten, um den Einstieg der deutschen Marke in die neue Welt voranzutreiben, die ihr erster weltweiter Markt wurde. Es dauerte nicht lange, bis die erste Cabrioversion erschien, denn am 1. Juli 1949 präsentierte Karmann einen Oben-ohne-Käfer, der den Kultstatus noch verstärkte, den das Auto innerhalb weniger Jahre erobert hatte. In der Zwischenzeit erfreute sich Wolfsburg immer größerer Beliebtheit: 1950 war der Käfer Nummer 100.000 vom Band gelaufen; ein Jahr später erreichte VW eine Viertelmillion, eine halbe Million im Jahr 1953 und eine Million im Jahr 1955. Mittlerweile wurden mehr als 1.000 Autos pro Tag und 280.000 pro Jahr gebaut und als die Fabriken das Produktionsvolumen erhöhten, stiegen die Stückzahlen auf eine Million Autos pro Jahr im Jahr 1965, so dass bereits zwei Jahre später die zehnte Million erreicht werden konnte. Allein in Deutschland gab es neben Wolfsburg bereits fünf weitere Fabriken in Hannover, Kassel, Braunschweig und Emden.
Am 17. Februar 1972 wurde ein besonderer Meilenstein erreicht: Der Käfer mit der Nummer 15.007.034 verließ das Fließband und entthronte den Ford T und war fortan das meistproduzierte Auto der Welt. Nach fast 30 Jahren Alleingang wurde im Jahre 1974 der kantige Golf eingeführt, der das in Wolfsburg hergestellte Modell werden sollte, während der Käfer von diesem Moment an nur in Emden (und bis 1978) in Brüssel und Osnabrück (Cabrio von Karmann) hergestellt wurde. 1981 ereignete sich ein weiterer wichtiger Moment in der Käfer-Geschichte - diesmal in Mexiko: Am 15. Mai wurde das Fahrzeug Nummer 20 Millionen in der Linie von Puebla fertiggestellt. Im Jahr 2003 wurde die dortige Produktion eingestellt und die endgültige Fassung "Última Edición" (nur in Hellblau und Beige erhältlich) war das Ende eines der brillantesten Kapitel in der Geschichte des Automobils. In 20 Ländern wurden letztlich 21.529.464 Einheiten hergestellt.
Noch bevor die Käfer-Produktion in Puebla im Jahr 2003 abgeschlossen war, wurde der New Beetle bei Volkswagen geboren. Der Beetle war ein von den USA geleitetes Fahrzeugprojekt, bei dem J. Mays aus dem kalifornischen Designcenter für das markante Aussehen sorgte, während die Produktion ab 1998 in Puebla / Mexiko erfolgte. Die rundlich-knuffigen Formen waren typisch Käfer, modern interpretiert. Topmodell wurde der VW Beetle RSi mit 3,2-Liter-V6-Motor mit 224 PS in limitierter Auflage. Im Gegensatz zu seinem Ahnen war der Motor nunmehr vorn quer und nicht hinten länge eingebaut, denn die Plattform stammte vom VW Golf IV. Zu Beginn standen zwei Motoren, ein 2,0-Liter-Benziner mit 115 PS und ein 1,9-Liter-Turbodiesel mit Direkteinspritzung zur Verfügung, wobei die Palette Schritt für Schritt ausgerollt wurde. An den Erfolg des originalen VW Käfer kam der Beetle speziell in Europa jedoch nicht mehr heran. Insbesondere der hohe Preis und die mäßige Verarbeitung sorgten für Probleme. Einzig auf dem amerikanischen Kontinent wurde auch der New Beetle zu einem echten Kultauto und selbst die zweite Generation des VW New Beetle wurde speziell in den USA ein großer Erfolg. Insbesondere gab es ein etwas maskulineres Design und kraftvolle Motoren und Sondermodelle wie den Beetle Dune, der offen wie geschlossen angeboten wurde. Wenn die Produktion Ende Juni ausläuft, ist es endgültig vorbei mit der Historie von Käfer und Beetle - es sei denn, er erlebt als Elektroauto eine Wiederauferstehung. Und wer würde daran schon zweifeln?
Fotos: Volkswagen
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- Veröffentlicht: 28. Mai 2019