Mercedes ist seit 125 Jahren im Rennsport unterwegs. Kein anderer Autohersteller kann auf eine ähnlich lange Historie zurückblicken. Während in Stuttgart heute Formel 1 und Tourenwagen den Ton angeben, sah die Sternenwelt einmal deutlich dreckiger aus.
Verschlammte Sterne
Mercedes ist seit 125 Jahren im Rennsport unterwegs. Kein anderer Autohersteller kann auf eine ähnlich lange Historie zurückblicken. Während in Stuttgart heute Formel 1 und Tourenwagen den Ton angeben, sah die Sternenwelt einmal deutlich dreckiger aus.
Denn Mercedes war seit den 50er Jahren eine feste Größe im Rallyesport. Und Formel-1-Pilot Valtteri Bottas lässt diese Tradition im britischen Niemandsland zumindest einmal kurz aufleben. Der Finne sitzt entspannt in einem silber-schwarzen Mercedes 500 SL aus dem Jahre 1980 und wartet mit angespannter Drehzahl auf das Startsignal. Der kurvige Handlingparcours auf der Rennstrecke von Silverstone stellt den schnellen Formel-1-Piloten vor keinerlei Probleme. Bottas trägt ein Shirt, Teamhose und ein Basecap - er grinst frech herüber und drückt das rechte Pedal etwas tiefer, während sich der Drehzahlmesser an die 4.000er-Marke schraubt. Die Flagge fällt, ein Tritt aufs Gas und der 500er spurtet mit qualmenden Reifen los, Bottas schaltet in den zweiten Gang, bremst an und zischt um die erste Linkskurve. Finnische Rennfahrer und Rallyes - das gehört einfach zusammen. Doch bei Valtteri ist es anders. "Einmal in meinem Leben bin ich eine Rallye gefahren", erzählt der rasende Finne, der den knapp 1,6 Tonnen schweren Renner der Baureihe R 107 im Drift um die nächste Kehre wuchtet, "aber mich haben Rennwagen und Rundstrecken immer mehr interessiert." Anmerken tut man ihm das nicht, denn der Luxusroadster, der kaum als sonst scheint, tänzelt im Rallyetrimm beinahe im Walzerrhythmus um die Pylonen. "Diese Schaltung ist schon verrückt", lächelt Valtteri Bottas, als er vor der nächsten Kurvenkombination wieder manuell herunterschaltet, "das ist eine Viergangautomatik, die nur automatisch kuppelt. Die Gänge muss man selbst einlegen." Sagt\'s und lässt das pausbäckig ausgepumpte SL-Hinterteil mit den breiten Rallyewalzen ein weiteres Mal auskeilen, während ein Teil der Pneus in Qualm aufgeht.
Die schnellen SLC
Mercedes hat in seiner Historie nicht nur Geschwindigkeitsrekorde erzielt, Rennen wie die Mille Miglia, Le Mans oder die Formel-1-Weltmeisterschaft gewonnen. Es gab Zeiten, da waren die Sternenkrieger bevorzugt und überaus erfolgreich auf den Rallyepisten in aller Welt unterwegs. Dabei mag es überraschen, dass dabei nicht nur die großen Limousinen, sondern insbesondere die Luxuscoupés von sich reden machten. Den Rallye-SL, den Valtteri noch immer über den britischen Handlingskurs driften lässt, ist ein modifizierter Mercedes 500 SL aus dem Jahre 1980. War man in den Meisterschaften zunächst mit der langen Coupéversion des 107er-SLC unterwegs, stieg man Ende 1980 schließlich auf den wendigeren Roadster um, dessen Hardtop fest mit der Karosserie verwoben wurde. Eine spürbare Modifikation gab es für den fünf Liter großen V8-Einspitzer, der statt der üblichen 240 PS im Rallyetrimm 300 PS leistet. Der 450er SLC brachte es gar nur auf 227 trampelnde Pferde. Für den Rallyeeinsatz war das Gewicht trotz Zusatzausstattung wie Scheinwerfer, Überrollkäfig und Renntank um 230 Kilogramm reduziert worden. Dafür war es mit der Höchstgeschwindigkeit nicht weit her. Je nach Übersetzung der Hinterachse, die auf die entsprechende Rallyestrecke abgestimmt war, reduzierte sich das normale Maximaltempo von gut 240 auf nur noch 180 km/h. Das 80prozentige Sperrdifferenzial tut auch heute noch sein Übriges, damit Valtteri im 500er SL in engen Kehren die üppige Leistung auf die Fahrbahn zaubern kann.
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- Veröffentlicht: 23. April 2019