Der Wumms kommt nach wie vor unerwartet und brutal. Auch wenn man mittlerweile um die Sprintstärke eines Elektrofahrzeuges weiß. Doch zum Sinnieren bleibt wenig Zeit, jetzt geht es um die Kurven. Einschlagen, leichtes Streicheln des Bremspedals und schon hat die Vorderachse Traktion und dann rauf aufs Gas. Jetzt regt sich das Heck des Jaguar I-Pace eTrophy und macht mit einem Schwenk unmissverständlich klar, dass es an dem Schneewalzer auf dem zugefrorenen Eissee teilzunehmen gedenkt. Schon nach wenigen Metern merkt man: Der Athletenstromer lässt keine Zweifel offen, was seine Intention ist. Er ist direkt, ehrlich aber auch kompromisslos. Schließlich hat Jaguars "Special Vehicle Operations"-Abteilung, das Fahrwerk des Serien I-Pace mit Öhlins-Dämpfern und Eibach-Federn nachgeschärft. Gerade an der Vorderachse hilft die gnadenlose Härte (plus 225 Prozent) beim Einlenken.
Schneller als die Serienversion
Jetzt kommt der Konter. Gegenlenken und ohne Rücksicht auf Verluste auf dem Gas bleiben. Wie an einem Strick fixiert, driftet der -Pace eTrophy um die Ecken. Da hilft auch die 48:52 leicht hecklastige Kraftverteilung des Allradantriebs. Wer eine extra Portion Hinterteilspaß und mehr Übersteuern will, dreht an einem der Rädchen des Volants und erhöht die Verteilung auf 40:60. Bloß gut, dass es auf den Eisrennstrecken keine Leitplanken gibt. Da kann man solche Stunts locker durchziehen. Doch bei den rasanten Richtungswechseln lässt sich auch eine Untersteuerneigung des Elektroboliden nicht verleugnen. Zwar hat Jaguar rund 225 Kilogramm aus dem Auto geschmissen, aber mit 1.965 Kilogramm Gewicht ist die Rennsportversion des Elektro-Crossovers immer noch kein Leichtgewicht. Schließlich befinden sich die Serienkomponenten des I-Pace-Antriebsstrangs mit 294 kW / 400 PS an Bord. Also auch die mächtigen 90 Kilowattstunden Akkus, die alleine gut 600 Kilogramm des Ballasts ausmachen, aber immerhin für einen niedrigen Schwerpunkt sorgen.
Ganz umsonst ist die Diät natürlich nicht: Neben der deutlich verbesserten Behändigkeit flitzt der Renn-I-Pace in 4,5 Sekunden von null auf 100km/h - das ist 0,3 Sekunden schneller, als die Straßenversion. Allerdings ist nach wie vor bei 200 km/h Schluss. Ein paar kleine Eigenarten seien dem Elektro-Flitzer durchaus gegönnt und machen den Eiswalzer sogar leichter: Schaltpaddel sucht man vergebens und auch der derbe Motorenklang eines konventionellen Automobilathleten fehlt.
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- Geschrieben von wolfgang-gomoll
- Veröffentlicht: 17. Januar 2019