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Doppelt gemoppelt
Opel wird elektrisch. Dieses Mantra hört man mittlerweile aus dem Mund eines jeden Managers des Rüsselsheimer Autobauers. Doch so schnell schießen die Hessen nicht und haben dem Astra einen neuen Dieselmotor spendiert.

Doppelt gemoppelt

Der Opel Astra 1.6 BiTurbo hat 110 kW / 150 PS (Foto: press-inform / Opel)

Opel wird elektrisch. Dieses Mantra hört man mittlerweile aus dem Mund eines jeden Managers des Rüsselsheimer Autobauers. Doch so schnell schießen die Hessen nicht und haben dem Astra einen neuen Dieselmotor spendiert.

Bei allem Elektromobilitätshype, bleiben auch die traditionellen Antriebsarten noch eine Weile unabdingbar. Da macht der Astra keine Ausnahme und bekommt einen neuen Dieselmotor spendiert, der die Euro 6d temp Abgasnorm erreicht. Das neue Biturbo-Triebwerk hat eine sequentielle Aufladung. Das bedeutet, dass die bei niedrigen Drehzahlen die kleinere Schaufel aktiv ist und erst bei höheren Drehzahlen die zweite größere Turbine in das Geschehen einsteigt. Das Prinzip ist im Motorbau wohlbekannt. Allerdings hat Opel dieses Konstruktionsprinzip mit einer elektrischen Schaufelverstellung bei der kleineren Turbine verfeinert. Damit soll das Ansprechverhalten des aufgeladenen Aggregats verbessert werden. Der technische Kniff erfüllt seinen Zweck und das berüchtigte Turboloch bei niedrigen Drehzahlen fällt im Vergleich zum Vorgängertriebwerk mit ebenfalls 1.6 Litern Hubraum geringer aus.

Gutmütiges Fahrverhalten

Das maximale Drehmoment von 350 Newtonmetern steht bereits bei 1.500 U/min zur Verfügung und in Kombination mit der Sechsgang-Handschaltung (Automatik gibt es bei dieser Motor-Version vorerst keine) agiert der Selbstzünder geschmeidig und dreht willig hoch. Allerdings macht das Triebwerk bei höheren Drehzahlen aus seiner Verbrennungsart akustisch keinen Hehl. Die Fahrleistungen sind in Ordnung; führen jetzt aber nicht zu einem Wow-Effekt, den man aufgrund des vergleichsweise geringen Gewichts von rund 1,4 Tonnen erwartet hätte: Nach neun Sekunden erreicht der Golf-Gegner aus dem Stand heraus Landstraßengeschwindigkeit, der Vortrieb endet dann aber erst bei immerhin 225 km/h. Wählt man das Fahrprogramm "Sport" hat der Astra gefühlt mehr Temperament, das Gaspedal setzt die Befehle des Piloten schneller um und die Lenkung wird straffer.


Nach dem WLTP-Zyklus gemessen, gönnt sich der Astra mit dem neuen Motor 5,7 Liter pro 100 Kilometern. Dank des geringen Gewichts schlägt sich der Golf-Gegner auch in den Kurven und bei schnellen Richtungswechseln gut, bleibt lange gutmütig, aber irgendwann kann auch der Opel die typische Untersteuerneigung eines Fahrzeugs mit Frontantrieb nicht verheimlichen. Dabei ist die Sitzposition zu hoch, die Schaltung ist zwar leichtgängig, könnte aber für unseren Geschmack etwas präziser ausgelegt sein. Die Sportlichkeit geht in der Regel mit einem strafferen Fahrwerk einher und auch der Astra kann diesem Konflikt nicht ganz umgehen, was man bei Bodenunebenheiten bemerkt.

Opel gibt sich beim Infotainment Mühe

Im 4,37 Meter langen Kompakt-Opel haben die Passagiere vorne gut Platz, auch im Fond ist die Beinfreiheit ausreichend. Der Kofferraum hat ein Volumen von 370 bis zu 1.210 Litern, sobald man die Lehnen der Rückbank umlegt, entsteht eine Stufe. Beim Infotainment gibt sich Opel alle Mühe, um auf der Höhe der Zeit zu bleiben. Die Knopforgie des Vorgängers gehört längst der Vergangenheit an und die Bedienung mit Hilfe des acht Zoll Touchscreens ist ebenfalls einfacher als bisher. Die Grafik des Systems ist verbessert, aber immer noch nicht die Referenz in seiner Klasse. Bei der Konnektivität geben sich die Rüsselsheimer ebenfalls Mühe und stellen solche hilfreichen Funktionen, wie Echtzeitverkehr oder Online-Kartenupdates zur Verfügung. Allerdings kommen die Daten dazu bei der neuen Version des Infotainments ausschließlich über den Hotspot des Smartphones des Fahrers ins Auto. Das ist bei der OnStar-Version, die ebenfalls noch erhältlich ist, anders. Wer will, kann sein Telefon mit Android Auto oder Apple CarPlay einbinden.

Die LED-Heckleuchten sind nicht bei allen Modellen serienmäßig (Foto: press-inform / Opel)
Der Dieselmotor ist vor allem bei höheren Drehzahlen akustisch präsent (Foto: press-inform / Opel)
Das LED Matrix-Licht ist nach wie vor ein Pluspunkt für den Astra (Foto: press-inform / Opel)
(Foto: press-inform / Opel)
(Foto: press-inform / Opel)
(Foto: press-inform / Opel)

Nach wie vor ist das Matrix LED-Licht des Astras in der Kompaktklasse ein echtes Pfund, mit dem der Opel punktet. Allerdings ist diese Technik erst beim Topmodell serienmäßig, ansonsten kostet das "IntelliLux"-Licht 1.450 Euro Aufpreis. Der 1.6 Liter Biturbo Diesel ist erst ab der aktuell dritten Ausstattungslinie "120 Jahre" erhältlich und kostet mindestens 27.720 Euro.

Autor: Wolfgang Gomoll, Frankfurt am Main  Stand: 23.12.2018
Fotos: press-inform / Opel  

(Foto: press-inform / Opel)
(Foto: press-inform / Opel)
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(Foto: press-inform / Opel)
(Foto: press-inform / Opel)
(Foto: press-inform / Opel)