Es geht ins spektakuläre Caracciola-Karussell mit ihren ruppigen Panzerplatten hinauf auf die hohe Acht, mit 616 Metern der höchste Punkt des Eifelgeschlängels. Wieder glänzen die Dämpfer, die Lenkung sowie die Art und Weise, Meter zu machen. Die neue Limousine hat mehr Spurweite und eine steifere Karosserie - das ist spürbar. Dabei ist der BMW 330i nicht mit aufwendigen Verstelldämpfern unterwegs, sondern mit einem sportlichen Basispaket aus leichter Tieferlenkung und Sperrdifferenzial.
Chance vertan - auf einen preiswerten Sechszylinder ohne M
Die Abstimmung ist stramm, nicht hart und daher fährt der Prototyp auf der über 20 Kilometer langen Nordschleife des Nürburgrings genauso ideal wie eine halbe Stunde später zusammen mit Entwickler Thomas Käfer auf den Landstraßen in der Umgebung von Adenau und Meuspath; viele Streckenabschnitte würden einer Rennstrecke gut zu Gesicht stehen. Fahrdynamik, Komfort, Nicken, Wanken und das rechte Einlenkverhalten lässt sich hier perfekter als auf jeder künstlichen Teststrecke unter die Lupe nehmen. Der BMW 330i des zukünftigen G20 soll das Kernmodell der neuen Baureihe werden. "Der Wagen ist besonders sportlich positioniert und dann wie hier mit optionaler Differentialsperre und Sportfahrwerk unterwegs", erklärt der aus Koblenz stammende Thomas Käfer, "das passt perfekt zum Dreier." Der neue Viertürer bringt seine Kraft mit unspektakulär anmutenden 19-Zöllern immer wieder exzellent auf die Fahrbahn und glänzt gerade beim Zwischenspurt heraus aus engen Kehren.
Vor Jahren war der BMW 330i als Nachfolger von 325i und 328i das sportliche Aushängeschild der Dreierreihe. Seinen Ruf wie Donnerhall brachte ihm dabei jedoch der Reihensechszylinder ein, der die Kunden verzückte und die Konkurrenz gleichermaßen an Motorprüfständen verzweifeln ließ. In der nun ausgelaufenen Generation hielt auf der 330er-Position der allenfalls mäßige Vierzylinder mit Turboaufladung Einzug - die Fangemeinde weint - bis heute. Was wäre es für ein Paukenschlag gewesen, hätte BMW die so wichtig eingeschätzte Position des neuen 330i im G20 wieder mit einem fair gepreisten Dreiliter-Reihensechszylinder bestückt? Die Fans hatten gejubelt, die Konkurrenz hätte kaum etwas entgegenzusetzen gehabt und man hätte den Bayern schmerzhafte Fehltritte wie Frontantrieb oder rasselnde Drei- und Vierzylinder beinahe verziehen. Doch die Chance wurde nicht ergriffen. Wie man hört, gab es durchaus entsprechende Überlegungen, doch das Diktat von CO2-Normen und Verbrauchszyklen verhinderte das imagereiche Zylinder-Comeback. Chance vertan.
- Details
- Veröffentlicht: 13. August 2018