Die Formel E stellt unverändert ein Einheitschassis und das für alle einheitliche Akkupaket. Sämtliche Antriebskomponenten inklusiv Motor, Umrichter, Getriebe oder Kühlsystem sind ab sofort dagegen Eigenentwicklungen der einzelnen Hersteller. "Derzeit muss der Fahrer die Bremsbalance manuell verstellen um beim Rekuperieren das richtige Verhältnis zu bewahren", erklärt Porsche-Motorsport-Techniker Malte Huneke eine der Tücken, "zukünftig wird die Wirkung der hydraulischen Bremse per Brake-by-Wire-System situationsgerecht verringert. Diese Kopplung ist energieeffizienter und obendrein sicherer, falls die Verzögerung per Elektromotor einmal gestört sein sollte." Auch den Hightech-Anspruch kann man der Formel E nicht absprechen. Und an der Spannung lag es bei der Formel E bisher ohnehin nicht. Die Rennen bieten jede Menge Abwechslung, die Zuschauer sind auf den Citykursen in New York, Mexiko, Hong Kong oder Monte Carlo näher dran als an jeder anderen Rennstrecke und die Teams lagen auch in der vergangenen Saison bis zum Finale näher denn je zusammen. Erst bei den beiden Abschlussrennen in New York konnte sich Audi die Meisterschaft knapp mit zwei Punkten vor Techeetah holen.
Jetzt, wo der Makel der zu geringen Reichweite aus den Formel-E-Boliden verschwunden sein sollte, kommen auch die Autohersteller aus ihren Höhlen. Viele waren aus Marketinggesichtspunkten allzu früh auf das Formel-E-Pferd ausgesprungen, wollten den eigenen Motorsportanspruch dann jedoch nicht mit der Übergangstechnik verheizt wissen. Etablierte Marken wie Audi, PSA (DS), Jaguar und Renault hatten ihre schützenden Deckungen bereits früher verlassen. Für junge Hersteller ohne Motorsporttradition wie Venturi oder Nio war das Risiko, nicht in der ersten Reihe mitzufahren, ohnehin überschaubar und so trommelten sie lautstarker denn je. Doch jetzt wird der Wind für alle härter. Mit der neuen Saison 2018 / 2019 übernimmt BMW das Formel-E-Team von Andretti. Der Renault-Nissan-Konzern zieht das Renault-geführte DAMS-Team ab und ersetzt es von seinem hauseigenen Nismo-Team. Nissan soll sich in der Rennserie als Elektromarke in Szene setzen, auch wenn DAMS weiterhin für die technische Umsetzung sorgt. "Wir sind stolz auf unsere Innovationsführerschaft bei Elektroautos für die Straße", sagt Jose Munoz, Chief Performance Officer von Nissan, "jetzt wollen wir unsere Elektroauto-Expertise in den Motorsport einbringen und die Meisterschaft als Entwicklungsplattform für unsere EV-Technologien nutzen. Die Formel E mit ihren Rennen in den großen Stadtzentren ist eine perfekte Bühne für unsere Zukunftsstrategie Nissan Intelligent Mobility."
Auch für BMW wurde die Rennserie erst interessant, als der Autotausch beseitigt war und man den Antrieb selbst beisteuern konnte. "Der BMW iFE.18 ist für unser Unternehmen ein Meilenstein", erläutert BMW-Motorsport-Chef Jens Marquardt, "noch nie in der Geschichte von BMW war der Technologietransfer zwischen Serie und Motorsport so ausgeprägt wie bei diesem Formel-E-Projekt. Alle Beteiligten füllen das Motto ‚TechLab for BMW i\' seit dem ersten Tag mit Leben." Erst in der sechsten Saison ab Dezember 2019 springen dann auch Porsche und Daimler in die Formel-E-Serie ein. Bereits in diesem Jahr ebnet HWA den Weg für das Mercedes-Werksteam und bezieht seine Triebwerke bis dahin von Venturi. HWA wird ab der sechsten Saison dann auch die offiziellen Werkseinsätze von Mercedes durchführen. Doch nicht nur die Namen der Teams werden klangvoller, auch die Rennserie selbst wird zur Auftaktveranstaltung von Saison fünf am 15. Dezember im Riad / Saudi Arabien nachgeschärft. Die Rennen dauern nicht mehr eine vorher festgelegte Rundenzahl sondern 45 Minuten plus eine Runde. Kennt man so ähnlich aus der DTM. Hoffentlich hat die Formel E ab der kommenden Saison mehr Erfolg das die stotternde deutsche Tourenwagenserie.
Fotos: BMW
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- Veröffentlicht: 13. August 2018