Die Anforderungen an die weltweite Motorsportveranstaltung mit rund einem Dutzend Events sind hoch. Die Elektroserie Formel E soll bei potentiellen Autointeressenten die Lust wecken, endlich in ein Elektromobil umzusteigen. Hier sind immer mehr Modelle im Handel, doch der Kunde hat kaum Lust auf die neue Technik, über der noch immer das allgegenwärtige Damoklesschwert der überschaubaren Realreichweite hängt. Es ist daher kein Wunder, dass sich Autohersteller, Zulieferer und finanzstarke Werbefirmen die Finger nach der anfangs müde belächelten Rennserie ohne Benzingeruch lecken. So wollte man raus aus der reinen Öko-Ecke, sondern spannenden Sport präsentieren. Motorsport für die, die sonst nicht an die Rennstrecken von Hockenheim, Spa, Laguna Seca oder Suzuka fahren. Daher kam die Formel E in die Innenstädte, lockte mit engen Rennkursen in Häuserschluchten und überschaubaren Eintrittspreisen.
Peinlicher Autotausch entfällt
"Die Formel E möchte sich zu der Plattform entwickeln, auf der die Automobilhersteller neue Technologien testen und entwickeln, bevor sie sie in ihren Straßenfahrzeugen einführen", so Formel-E-Chefvermarkter Alejandro Agag, der auf den Spuren von Bernie Ecclestone Hände schüttelt, Klinken putzt und beinahe rund um die Uhr neue Partner akquiriert, "die Formel E entwickelt sich zu einer spannenden Mischung aus etablierten Herstellern wie Renault, Citroen-DS, Audi, Mahindra oder Jaguar sowie neuen futuristischen Marken oder großen Komponentenherstellern." Die Autohersteller drücken mit ihrem Engagement und großer Begeisterung nach außen hin auf die Tube - nach innen sieht das ganze etwas anders aus. Wer etwas tiefer in Stuttgart, Ingolstadt, München oder Paris bohrt, bekommt schnell mit, dass es nicht die Motorsportabteilungen sind, die beim Thema Formel E jubilieren. Eher die Strategie- und Marketingabteilungen wollen die eigene Automarke nicht nur innovativ, sondern auch elektrisch wirken zu lassen. Und wie könnte man Elektromodelle wie Nissan Leaf, Mercedes EQC, BMW iNext, Jaguar i-Pace oder Porsche Taycan besser in den Kopf der Kunden bringen, als mit einer ernsthaften Rennserie? Doch dafür müsste die Formel E erst einmal als ebensolche wahrgenommen werden.
Die Chancen hierfür dürften ab der neuen Saison steigen, denn es wird sich einiges ändern. Die neuen Akkupakete sorgen dafür, dass der Autowechsel zur Mitte des Rennens entfällt. "Das ist für Porsche ein ganz wesentlicher Schritt, denn Reichweite ist ein entscheidender Aspekt der Elektromobilität", unterstreicht Porsche-Techniker Andreas Seidl. Die neuen Fahrzeuge haben zudem mehr Leistung, wovon sich einige ebenfalls ein spannenderes Renngeschehen versprechen. In der Saison 2018 / 19 starten alle Teams mit einem neuen Chassis, dem SRT 05e von Spark. Die Maximalleistung der Fahrzeuge wurde von 200 kW / 272 PS auf 250 kW / 340 PS erhöht. Das garantiert ein Spurtpotenzial von 0 auf Tempo 100 in unter drei Sekunden und bis zu 280 km/h Höchstgeschwindigkeit. Im Rennen leisten die surrenden Boliden 200 statt bisher 180 kW und wer durch eine besonders deklarierte Aktivierungszone fährt, kann kurzfristig bis zu 225 kW für seine Manöver nutzen. Wichtiger dürfte die Erhöhung der Batteriekapazität von 33 auf 54 kWh sein.
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- Veröffentlicht: 13. August 2018