Am nächsten Vormittag geht es in die Nähe des Flughafens zurück. Nach den mäßigen Erfahrungen mit dem lokalen Taxler soll es diesmal ein Uber sein. Ein Blick aufs Display und zahlreiche Fahrzeuge sind innerhalb von drei Minuten vor dem Hotel, die in Las Vegas neben den Taxispuren längst ebensolche für Uber- und Lyft-Dienste haben. Es soll günstig sein und so wird Uber X / Uber Pool angeklickt. Heißt, man teilt sich die Fahrt ggf. mit anderen Gästen, die in die gleiche Richtung wollen. Tanya ist mit ihrem schwarzen Chevrolet Impala kurz nach dem Bildschirmkick da. Der kurze Hinweis über die Bekleidung macht es ihr trotz Menschenauflauf einfach, einen zu finden - sie winkt und man steigt ein. Gut, sie will reden und aus den Boxen wummern dezent aber kraftvoll schwungvolle Beats. Sie will um die Ecke noch einen Gast einladen, der eine ähnliche Fahrtroute hat. Kurz abgegriffen, weitergefahren und in rund 20 Minuten am Ziel. Fahrtkosten bei ähnlicher Strecke wie gestern Abend inklusiv Trinkgeld nicht einmal zehn Dollar.
Am Mittag die nächste Fahrt quer durch Vegas. Diesmal allein und diesmal in einem roten Honda Fit, baugleich mit dem europäischen Honda Jazz. Der Wagen sieht aus wie geleckt und hat trotzdem schon 71.000 Meilen auf der Uhr. Die Klimaanlage kühlt die 46 Grad Celsius Außentemperatur angenehm herunter und der Fahrer ist in Plauderlaune. "Wer nicht gerne Auto fährt und nicht gerne mit Menschen spricht, ist hier falsch", sagt Chauffeur Peter, "ich fahre am Tag zehn bis zwölf Stunden. Je nachdem wie fit ich bin und ob große Events in der Stadt sind. An einem Tag sind 300 bis 500 Dollar bei meinen rund 30 bis 35 Touren in jedem Fall drin." Der Mittfünfziger erzählt, dass andere Fahrer in Vegas bis zu 16 Stunden arbeiten: "Das ist hart und da ist es auch schwierig mit der Sicherheit. Aber die Verlockung ist groß und natürlich verdient am Wochenende besonders gut." Da auf sechs Uber-Aufträge gerade einmal ein bis zwei Fahrten über den Konkurrenten Lyft kamen, hat Peter seine Lyft-Lizenz vor vier Monaten abgegeben. Wieder ein piekfeines Auto und ein freundlicher Fahrer - gerade in Las Vegas nicht immer an der Tages- oder Nachtordnung.
Nach ein paar mehr Fahrten mit Uber und offiziellen Taxis das gleiche Bild. Die Uber-Autos sind optisch wie technisch in einem deutlich besseren Zustand als die Taximodelle, die häufig schon ein paar hunderttausend Meilen abgeschrubbt haben. Die Fahrer sind nicht immer, aber meistens freundlicher und eben auch mitteilungsfreudiger. Beim Preis kostet ein Uber zumeist einen Bruchteil des Taxis mit dem nennenswerten Vorteil, dass man vorher weiß, was man bezahlt und einem nach mäßiger Fahrleistung noch bis zu 40 Prozent Trinkgeld abverlangt werden. Doch natürlich gibt es auch Ausnahmen, denn die Uber-Preise sind mit der Buchung zwar fix; variieren jedoch gemäß Nachfrage. Wer am späten Samstagabend im überfüllten Las Vegas eine Fahrt benötigt, wird per App auf die längere Wartezeit und höhere Preise hingewiesen. Dann kostet die Tour, die am Tag bei 22 Dollar liegt schnell einmal 35 Dollar - aber ebenfalls fix und wer nicht will, muss nicht buchen. Dann ist der Preisunterschied zum Taxi jedoch marginal. Auch Ryan ist schon ein paar Jahre als Uber-Fahrer unterwegs und berichtet gerne aus seinem Alltag. "Ich verdiene nur Geld, wenn ich auch fahre. Daher mache ich gerade am Abend einen Bogen um den Las Vegas Strip und nehme nur die Nebenstraßen. Als ich anfing, was mir klar, dass ich in einer solchen Stadt auch besoffene Gäste im Auto habe. In manchen Städten lohnt es sich als Uber-Fahrer - in manchen nicht." Er spricht in der Region Las Vegas / Henderson von mehr als 70.000 Uber-Lizenzen, von denen aber viele nicht fahren und viele nach einigen Monaten wieder aussteigen. "Der Job ist hart", unterstreicht Ryan, "darüber machen sich manche eben kein Bild. Gerade die langen Fahrten in der Nacht sind anstrengend. Aber es ist einfach toll, wen man hier alles kennenlernt." Abwarten, ob sich Uber in den nächsten Jahren auch in Europa durchsetzen kann. Gerade in Deutschland will sich Uber mit Elektromodellen einen Namen machen. Doch letztlich macht eben nur der Preis die Musik.
Fotos: Uber
- Details
- Veröffentlicht: 07. August 2018