Nachdem die Regelsysteme im winterlichen Skandinavien auf rutschige Pisten abgestimmt wurden, geschah gleiches auf den hauseigenen Teststrecken von Miramas, Aschheim oder dem Nürburgring auf griffigem Terrain. Bei Dauerläufen in der ganzen Welt wurden hunderttausende von Kilometern zurückgelegt, denn schließlich gab es von den BMW-Verantwortlichen die Vorgabe, den Dreier wieder zum sportlichsten Fahrzeug seiner Klasse zu machen. Hieran hatte es beim Vorgänger gehapert - insbesondere, weil die Konkurrenz aus Stuttgart und Ingolstadt mächtig draufgesattelt hatte. Der neue WLTP-Verbrauchszyklus setzte nicht nur die Motorenentwickler unter zusätzlichen Druck, weil die Kapazitäten für Prüfstände in ganz Europa Mangelware sind und selbst jede einzelne Felge nun nebst Auto in den Windkanal muss. Seit Projektbeginn spiegeln Entwickler aus der ganzen Welt Probleme jedweder Art zurück in die Zentrale. Nach der heutigen Bergfahrt zum Mount Whitley funktioniert bei einem der Prototypen die Messelektronik nicht. Eilig setzt sich Entwickler Dirk Hohmann in einer abgelegenen Ecke von Lone Pines am Straßenrand das Headset auf und verbindet sich mit seinem Stützpunkt in Oxnard. Aufatmen: das Problem ist nach fünf Minuten gelöst - die so wichtige Messelektronik tut es wieder und es geht weiter zu den Hitzetests ins Death Valley.
Nach dem Entfernen der Tarnmatten zeigt ein Blick ins Innere des BMW 3ers die Fortschritte des vergangenen Jahres. Einst hatte Projektleiter Thomas Bäumer zum Beispiel das Nahtbild der Kunstlederbespannungen an Sitzen und Armaturenbrett Sorgen gemacht. Jetzt gibt es an den USA zu beliebten Basissitzen nichts zu meckern und auch das scheinbar nicht enden wollende Problem mit den Lautsprechergittern ist gelöst. Die Gradwinkel wurden aufwendig geändert - jetzt passt es. Derweil ist die Sonne über der Spielerstadt Las Vegas untergegangen und das Entwicklergespann rückt am Samstagabend noch einmal aus auf den Strip. Auf der Vergnügungsmeile tummeln sich vor Casinohotels wie MGM Grand, Aria, Mirage und Wynn tausende von Touristen. Der dreispurige Las Vegas Strip hat den üblichen Dauerstau und das Thermometer zeigt stramme 44 Grad. Der nächste Stresstest für Klimatisierung, Motor und Getriebe des neuen Dreiers nachdem man vergangene Woche eine mehrere tausend Kilometer lange Testtour von der Westküste bis tief in die Rocky Mountains hinter sich gebracht hat. Doch noch gibt es einiges zu tun - und nicht nur die Digitaluhr im Büro von Thomas Bäumer tickt.
Fotos: Günter Schmied
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- Veröffentlicht: 02. August 2018