Doch ein Ausflug im BMW M1 bringt den ambitionierten Piloten schnell ins Schwärmen. Wenn der Reihensechszylinder sich nach der zarten Erwärmung sanft in ungeahnte Drehzahlhöhen aufschwingt und ein kraftvolles Konzert durch die dünne Plexiglasscheibe hinter den Sportstühlen tönt, dann ist die Umwelt vergessen und das Radio längst aus. Die Lenkung ist ungemein schwer und ungemein präzise. Das gilt auch für die manuelle Fünfgangschaltung aus dem Hause ZF, die allein für diesen Motor entwickelt worden zu sein scheint. Kaum zu glauben, dass dieser Wagen 40 Jahre alt sein soll, denn insbesondere das Triebwerke ist eine Wucht. Die Fahrleistungen lassen auch nach heutigen Maßstäben keine Wünsche offen. Kein Wunder, dass die 911er-Fahrer es mit der Angst zu tun bekamen. Hätten diese gewusst, wie mäßig gerade groß gewachsene Personen in dem M1 wohnen. Denn die niedrige Dachlinie ist neben kaum verstellbaren Sportsitzen nicht das einzige Problem. Das Lenkrad sitzt ähnlich verschroben wie im Lancia Delta Integrale und nach wenigen Kilometern macht die Abwärme des 3,5 Liter großen Reigensechszylinders jede Sitzheizung überflüssig.
Viele der M1-Modelle waren im Renneinsatz und hatten unter der Lamellenabdeckung deutlich mehr Leistung zur Verfügung. Besonders beliebt waren die rund 470 PS starken Procar-Modelle; die einzige Rennserie, in der der M1 wirklich etwas reißen konnte. Dank einer Tonne Leergewicht waren den Renn-M1 kaum beizukommen. Andere Versionen genossen wenig stilecht sogar eine Turboaufladung und kratzten an der magischen 1.000-PS-Marke. Ein echter Rennwagen ist der M1 jedoch auch in der Serienkonfiguration. Der 1,4 Tonnen schwere Bayer hängt in jedem Drehzahlbereich ungewöhnlich bissig am Gas. Gerne dreht er 5.000 U/Min oder mehr. Doch selbst niedertourig lässt sich der Reihensechser bewegen. Seine zahlreichen Qualitäten und die niedrigen Stückzahlen von 399 Straßenversionen sorgen dafür, dass der BMW M1 nicht nur eine Legende geworden ist, sondern sich seine Exklusivität bis heute bewahrt hat. In Europa sind noch die meisten M1 auf dem Oldtimermarkt zu finden. Doch für ein gut erhaltenes Modell ist unter 500.000 Euro kaum etwas zu machen und selbst eine mittelprächtige Version kostet leicht und locker 400.000 Euro - vor zehn Jahren war es rund ein Viertel.
Fotos: Günter Schmid
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- Veröffentlicht: 17. Juli 2018