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Sahnehäubchen
Bisher war die Mercedes X-Klasse ein Nissan Navara in teutonischem Gewand. Jetzt packt Mercedes den bewährten V6-Diesel unter die Motorhaube und kombiniert ihn mit der hauseigenen Siebengangautomatik nebst permanentem Allradantrieb - mit Erfolg.

Sahnehäubchen

Der Mercedes X 350 d 4 Matic ist das Topmodell (Foto: press-inform / Mercedes / Dirk Weyhenmeyer)

Bisher war die Mercedes X-Klasse ein Nissan Navara in teutonischem Gewand. Jetzt packt Mercedes den bewährten V6-Diesel unter die Motorhaube und kombiniert ihn mit der hauseigenen Siebengangautomatik nebst permanentem Allradantrieb - mit Erfolg.

Kooperationen bei Automobilherstellern sind so eine Sache. Während sich die Betriebswirte ob der Kostenersparnis aufgrund der Gleichteile die Hände reiben, geraten die Marketingexperten oftmals ins Schwimmen. Wie soll man einen Aufpreis erklären, wenn das Auto doch technisch zu großen Teilen baugleich ist. Genau das ist das Dilemma der Mercedes X-Klasse. Denn auch im schwäbischen Pickup steckt trotz der Sternen-konformen Hülle noch die Technik vom Nissan Navara. Das fing beim Antriebsstrang mit dem Vierzylinder-Diesel an und endete beim Fahrwerk, das, wie der japanische Pritschenwagen, mit kurz aufeinanderfolgenden Querfugen nicht gut zurechtkam. "Wartet mal auf die Version mit dem Sechszylinder-Diesel", hieß es immer wieder. Jetzt ist die Top-Version da und genau diese Baustellen haben die schwäbischen Ingenieure jetzt angepackt und so die X-Klasse deutlich "mercedes-iger" gemacht.

Endlich Leistung und permananter 4x4

Das Herz der Transformation ist der V6-Diesel mit 190 kW / 258 PS und einem maximalen Drehmoment von 550 Newtonmetern, das bei 1.400 U/min zur Gänze parat steht. Im Zusammenspiel mit der Mercedes Siebengangautomatik haucht dieses Getriebe dem Sternen-Pickup deutlich mehr Längsdynamik ein, als der müde Vierzylinder-Selbstzünder in Kombination mit der Automatik, die beim Marktstart zur Verfügung standen. Vor allem die Atempause beim Beschleunigen entfällt. Nach 7,5 Sekunden erreicht der 2.285 Kilogramm schwere Pritschenwagen Landstraßentempo und bei 205 km/h setzen die Daimler-Techniker dem Vorwärtsgalopp ein jähes Ende. "Das ist eine geeignete Höchstgeschwindigkeit für die X-Klasse", erklärt Entwickler Fränky Schumacher. Im Sport-Fahrmodus klappt das Zusammenspiel zwischen Antrieb und Schaltung am harmonischsten und die leichte Antrittsschwäche wird am besten kaschiert. Die Programme Eco und Comfort, sind für entspannte Autobahnfahrten geeignet, während Off-Road abseits befestigter Straßen die richtige Wahl ist. Auf die Frage, warum man nicht den moderneren Mercedes-Reihensechszylinder-Selbstzünder unter die Motorhaube gepackt hat, entgegnet Produktmanagerin Karolin Trageser: "Man kann nicht alle neuen Motoren gleichzeitig in alle Modellreihen bringen. Außerdem ist der V6-Diesel ein robuster Motor, der auch in Märkten mit nicht so hochwertiger Kraftstoffqualität eingesetzt werden kann. Der Vierzylinder-Diesel ist in einigen Märkten das Volumenmodell, jetzt kommt das Sahnehäubchen."


Dank des permanenten Allradantriebs, der mit einer Kraftverteilung von 40:60 (vorne / hinten) hecklastig ausgelegt ist und für eine gute Traktion sorgt, lässt sich die X-Klasse auf Asphalt und Schotter auch mal etwas flotter bewegen. Dabei helfen auch die optionale Differenzialsperre an der Hinterachse, eine variabel regelbare Längsdifferenzialsperre beziehungsweise die elektromechanische Lamellenkupplung und die Untersetzungen für das schwere Gelände. So sind Steigungen bis 45 Grad drin und auch 60 Zentimeter tiefe Schlammlöcher verlieren ihren Schrecken. Könnte man die Lenksäule längs verstellen, wäre auch die Sitzposition einen Hauch besser, aber das fällt im Alltag kaum ins Gewicht. Sehr wohl aber, dass die Sitze wenig Seitenhalt und eine etwas zu kurze Beinauflage bieten. Ein echter Gewinn ist die Tatsache, dass die Untersetzung bis zu einer Geschwindigkeit von 40 km/h aktiviert werden kann, und die Offroad-Fans dafür nicht extra stehenbleiben müssen.

Auch beim Fahrwerk ist die Verbesserung gegenüber den Vierzylindermodellen spürbar. Auch ohne adaptive Dämpfer, die es auch nicht als Option gibt, schluckt die X-Klasse 350d schnell aufeinanderfolgende Querfugen deutlich souveräner als die kleinen Brüder. Die anspruchsvolle Aufgabe aus den Federn und Dämpfern eine eierlegende Wollmilchsau, die sowohl auf asphaltierten Straßen als auch auf Schotterwegen beziehungswiese im Gelände klarkommt, haben die Ingenieure gut gelöst. Die X-Klasse eignet sich auch für längere Strecken und lässt den Fahrer auch auf Schotterstraßen nicht im Stich. Das Interieur unterscheidet sich nicht von dem der Vierzylinder X-Klasse. Die Technik des Infotainments stammt aus dem Konzernregal und entspricht dem etwas in die Jahre gekommenen Comand-System samt Drehknopf und dem tabletähnlichen Bildschirm im Armaturenbrett. Mit dieser bewährten Technik kommen auch einige Assistenzsysteme ins Auto: Das Top-Modell hat einen aktiven Spurhalteassistenten, dazu kommen noch der Helfer, wie ein Verkehrszeichenassistent und eine 360 Grad Kamera. Richtig hilfreich sind die LED-Scheinwerfer, was aber auch zeigt, dass die X-Klasse kein reiner Lastesel, sondern eben auch Lifestylefahrzeug ist. Das schlägt sich aber auch im Preis nieder: die Mercedes X 350d 4 Matic kostet mindestens 53.360 Euro.

Der Mercedes X 350 d 4 Matic kommt im Juli auf den Markt (Foto: press-inform / Mercedes / Dirk Weyhenmeyer)
Das Interieur entspricht dem der Vierzylinder-Modellen (Foto: press-inform / Mercedes / Dirk Weyhenmeyer)
Der V6-Diesel generiert 190 kW / 258 PS (Foto: press-inform / Mercedes / Dirk Weyhenmeyer)
(Foto: press-inform / Mercedes / Dirk Weyhenmeyer)
(Foto: press-inform / Mercedes / Dirk Weyhenmeyer)
(Foto: press-inform / Mercedes / Dirk Weyhenmeyer)

Autor: Wolfgang Gomoll, Ljubljana  Stand: 29.06.2018
Fotos: press-inform / Mercedes / Dirk Weyhenmeyer  

(Foto: press-inform / Mercedes / Dirk Weyhenmeyer)
(Foto: press-inform / Mercedes / Dirk Weyhenmeyer)
(Foto: press-inform / Mercedes / Dirk Weyhenmeyer)
(Foto: press-inform / Mercedes / Dirk Weyhenmeyer)
(Foto: press-inform / Mercedes / Dirk Weyhenmeyer)
(Foto: press-inform / Mercedes / Dirk Weyhenmeyer)