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Grüner Koreaner
Bei seiner Erstauflage war der Kia Optima Hybrid kaum mehr als ein ökologisches Feigenblatt. Jetzt zeigt der Plug-in-Hybrid, dass er auch im Alltag einsetzbar ist. Idealerweise lädt man den Stromer täglich, da ein explizites Aufladen während der Fahrt nicht möglich ist.

Grüner Koreaner

Der Kia Optima PHEV Sportwagon kostet mindestens 41.940 (Foto: press-inform / Gomoll)

Bei seiner Erstauflage war der Kia Optima Hybrid kaum mehr als ein ökologisches Feigenblatt. Jetzt zeigt der Plug-in-Hybrid, dass er auch im Alltag einsetzbar ist. Idealerweise lädt man den Stromer täglich, da ein explizites Aufladen während der Fahrt nicht möglich ist.

Länge zählt. Definitiv. Das merkt man bei Kia Optima Hybrid Sportwagon. Der Kombi ist wie die Limousine 4,86 Meter lang, und die Koreaner nutzen den zusätzlichen Platz, der durch die unterschiedliche Karosserieform entsteht, um eine größere Batterie einzubauen. Die befindet sich hinter der Rücksitzbank und hat jetzt eine Kapazität von 11,3 Kilowattstunden, beim Stufenheckbruder sind es 1,5 kWh weniger. Damit steigt auch der theoretische Wert, der elektrischen Reichweite auf 62 Kilometer, acht mehr als bei der Limousine. Der Kombi hat noch einen Vorteil, da sich die Lehnen der Rückbank umlegen lassen, vergrößert sich der Laderaum von 440 bis maximal 1.574 Liter (Limousine: 307 Liter). Im Vergleich zu einem Skoda Superb Combi, der es auf 660 bis 1.950 Liter bringt, kein gigantischer Wert, aber irgendwo müssen die Akkus ja hin. Allerdings macht sich das beim Familienurlaub mit viel Gepäck durchaus bemerkbar. Eine zweite Konsequenz des Einbauortes der Energiespeicher ist eine hohe Ladekante, die beim Füllen des Gepäckabteils negativ auffällt. Vor allem wenn schweres Gepäck gewuchtet werden muss. Apropos schwer: Die Zulandung beläuft sich auf 455 Kilogramm, ausreichend, aber kein Spitzenwert.

Genug Platz

Vorne und hinten ist genug Platz, doch angesichts der stattlichen Abmessungen müsste ein luftigeres Gefühl herrschen. Das Cockpit ist übersichtlich und wenn man sich mal mit den Knopf- und Wippensalat am Lenkrad vertraut gemacht hat, findet man sich gut zurecht. Nach einer gewissen Zeit lässt auch der Spieltrieb mit den verschiedenen (Energiefluss-)Anzeigen nach, so dass man ohnehin nur noch auf die wesentlichen Funktionen nutzt. Das Fahrwerk des Kia Optima Hybrid SW ist langstreckentauglich, auch wenn es aufgrund des Zusatzgewichts, das durch die Batterie zustande kommt und der dadurch nötigen strafferen Abstimmung, mit kurzen Schlägen nicht allzu souverän umgeht. Die Sitze sind auch über größere Distanzen bequem und im Alltag ist so eine vermeintliche Kleinigkeit angenehm, dass das Gestühl beim Ein- und Aussteigen nach hinten gleitet.


Die Geräuschkulisse in der Fahrgastzelle ist angenehm niedrig, solange man es gemächlich angehen lässt. Das Zusammenspiel zwischen der Sechsgangautomatik und der Verbrenner-Elektromotor-Kombination funktioniert geschmeidiger als beim Vorgänger, was auch auf langen Strecken den Komfort erhöht. Allerdings ist ein bisweilen leichtes Rucken zu spüren, wenn sich der Benziner am Vortrieb beteiligt. Das entspannte Vorankommen liegt am maximalen Drehmoment von 205 Newtonmetern des 50 kW / 68 PS starken Elektromotors, der bereits beim Losfahren bereitsteht. Springt dann noch der Benziner ein, sind es immerhin 375 Nm bei einer Drehzahl von 2.330 U/min, so lassen sich auch die gut 1,8 Tonnen des Fahrzeugs locker bewegen. Wenn alle beiden Antriebswelten zusammenhelfen, hat der Hybrid-Kombi eine Systemleistung von 151 kW / 205 PS. Wenn der Verbrenner gefordert wird, schnellt die Drehzahl und damit der brummige Lärmpegel nach oben. Außerdem geht dem Gespannt oben herum die Luft aus. Trotzdem wird die Spitzengeschwindigkeit von 192 km/h erreicht - und das auch ohne großen Anlauf.

Am besten täglich Laden

Wie jeder Plug-in-Hybrid spielt der Kia Optima Hybrid SW dann seine Stärke aus, wenn er jeden Tag per mit gelieferten Ladekabel an der Haushaltssteckdose für 190 Minuten mit Strom gefüllt werden kann. Agiert man etwas vorausschauend, erreicht man im Stadtverkehr gepaart mit einer Landstraßenfahrt einen Verbrauch von 0,4 l/100 km. Der kommt nur zustande, weil der Verbrenner sich um die Klimaanlage kümmern musste, die elektrische Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h reicht locker aus. Vor allem, weil man das Gaspedal nicht mit den Samtschuhen treten muss. Über den Testzeitraum genehmigte sich der Kia Optima PHEV SW im Schnitt 6,5 l/100 Kilometer. Allerdings waren auch einige flotte Autobahnetappen dabei, die den Verbrauch in die Höhe getrieben haben. Dass die Werksangabe von 1,4 l/100 Kilometern bei diesem Szenario auf Dauer nicht erreicht werden konnte, liegt auf der Hand. Die verschiedenen Fahrprogramm kann man per Tastendruck auswählen. Im HEV-Modus wird auch der Verbrenner genutzt, um die Batterie zu laden, wenn man mit wenig Vortrieb im Verkehr mitrollt. Wenn es flotter vorangehen soll, spürt man die Aufgabenteilung, dann agiert der Benziner mit gebremsten Schaum. Beim Eco-Modus ist alles auf Spritsparen ausgerichtet, was bei gemütlichen Fahrten ausreicht und wer es möglichst elektrisch will, wählt EV.

Durch den Einbauort der Batterie ist die Ladekante hoch (Foto: press-inform / Gomoll)
Der Zweiliter Benziner leistet 156 PS (Foto: press-inform / Gomoll)
Am besten lädt man den PHEV täglich auf (Foto: press-inform / Gomoll)
(Foto: press-inform / Gomoll)
(Foto: press-inform / Gomoll)
(Foto: press-inform / Gomoll)

Beim Fahren helfen Assistenzsysteme, wie der Toter-Winkelassistent, denn der Kombi ist nach hinten unübersichtlich. Deswegen ist auch die 360 Grad Kamera beim Rangieren hilfreich, trotzdem könnte das Heckbild nach einem Regenguss oder schlechtem Licht etwas besser sein. Allerdings ist der Sportwagon ein großes Auto und deswegen unhandlicher als ein VW Golf. Auch die Suche nach einem Parkplatz kann daher etwas länger dauern. Mit einem Basispreis von 41.940 Euro unterbietet der Kia Optima PHEV SW einen Passat Variant GTE um 3.310 Euro und überbietet den Optima Sportwagon 2.0 CVL mit Automatikgetriebe und der Vision-Ausstattung um 11.750 Euro. Der Feind schläft also im eigenen Bett.

Autor: Wolfgang Gomoll, München  Stand: 31.05.2018
Fotos: press-inform / Gomoll  

(Foto: press-inform / Gomoll)
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