Kein Wunder, dass es auch auf dem 6. Ecomotion Kongress zugeht, wie in einem Taubenschlag. Der Tech-Kongress findet in der überfüllten Halle 11 am Hafen von Tel Aviv statt. Dabei ist der israelische Event eine Kontaktbörse der besonderen Art. Die Stände der meisten einzelnen Firmen sind gerade einmal 1,50 Meter breit. Ein Markenname, ein Board und ein Bildschirm - das muss reichen, um auf sich aufmerksam zu machen. Die einen suchen für die eigenen Innovationen potente Geldgeber; andere wollen Geld der eigenen Firma nur allzu gerne für die automobile Zukunft ausgeben und sich mit eingekauftem Hightech-Wissen fit für die kommenden Jahre machen. 2.500 Teilnehmer lassen die überschaubare Veranstaltungshalle mit Bazar-Charakter nebst kleinen Außengelände und Vortragssaal aus allen Nähten platzen. Immer dabei nicht nur Autohersteller wie Skoda, Volkswagen, Renault und Nissan, sondern auch Mercedes, Ford, BMW, Bosch und andere Topzulieferer sind vor Ort um Kontakte zu machen. Man trifft sich gerne im kaum kühlenden Schatten der blauen Sonnenschirme im eigens aufgebauten bayrischen Biergarten - invest in Bavaria - herzlich willkommen in Bayern. Den Weltkonzernen aus der Autoindustrie stehen renommierte Konzerne wie Mobileye, Faurecia, Alstom, Lear oder Nvidia gegenüber.
Ecomotion Kongress
Doch es sind insbesondere kleine Firmen und Start Ups, die in Tel Aviv auf sich aufmerksam machen wollen. Im vergleichsweisen kleinen Staat Israel gibt es derzeit mehr als 6.000 Start Ups - mehr Start Ups pro Einwohner (8,3 Millionen) als jedes andere Land der Welt und absolut gesehen Platz zwei hinter dem Silicon Valley in der kalifornischen Bay Area. Dabei ist Israel gerade einmal so groß wie das Bundesland Hessen. Die Arbeitslosenquote: niedrige 3,2 Prozent und jeder zehnte Einwohner verdient sein Geld irgendwo an einem Arm der Autoindustrie. Mehr als ein Nebeneffekt: der Staat Israel presst die Forschungsausgaben in immer neue Höhen, um Silicon Wadi auf das Niveau des amerikanischen Gegenübers zu bringen. "Der militärische Hintergrund hier in Israel mit den ganzen Entwicklungen ist elementar für diese Dichte an Start Ups", erklärt Jarmila Placha, Leiterin des Skoda DigiLabs, das neben dem Zentrum in Prag nun auch eine Außenstelle in Tel Aviv hat, "wir sind nicht die ersten, die hier sind, aber wir mussten hierhin. 400 große Unternehmen haben hier R & D Center. In Europa oder USA sind die CEO oder CFO von Start Up 20 bis 30 Jahre alt. Hier sind es über 40 Jahre - und die meisten waren in der Armee und haben umfangreiche Erfahrungen im Berufsleben."
Beim Ecomotion Kongress unter dem Titel "reshaping the transportation landscape" geht es um die Themenkomplexe Urban / Shared mobility, Energy / Elektrifizierung und autonomes Fahren. Die einen bieten Drohnen an, andere locken mit ausgeklügelter Sicherheitssoftware, Kindersitzen für Carsharing-Firmen, neuen Kamerasystemen oder modernster Akkutechnik. Ein paar Meter wird eine neue Open-Source-Software angeboten, dort preist an Unternehmen seine Lidar-Sensoren der Zukunft an, während andere Teilnehmer ein paar schnelle Runden mit einem elektrischen Roller drehen. Die Start-Up-Firmen tragen Namen wie Restart, Lakuruma, Dride, Parkcare, Roadix oder Notraffic. Sie alle träumen davon, zum nächsten Nvidia, Intel, Space X oder MobileEye werden, die sich kurz vor der Convention einen Großauftrag über acht Millionen Fahrzeuge bei einem europäischen Autohersteller sichern konnten. Mobileye wurde einst in Jerusalem gegründet und vor kurzem vom IT-Großkonzern Intel für mehr 15 Milliarden Dollar übernommen. So werden Träume genährt.
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- Veröffentlicht: 24. Mai 2018