Die Zeiten, in denen die Mille Miglia eine wahnwitzige Rekordfahrt durch halb Italien war, sind lange vorbei. Doch selbst wenn sich die Vorzeichen längst geändert haben: von ihrer Faszination hat die Mille Miglia nichts verloren.
Helden der Neuzeit
Die Zeiten, in denen die Mille Miglia eine wahnwitzige Rekordfahrt durch halb Italien war, sind lange vorbei. Doch selbst wenn sich die Vorzeichen längst geändert haben: von ihrer Faszination hat die Mille Miglia nichts verloren.
Die Mille Miglia, zwischen 1927 und 1957 das spektakulärste Autorennen der Welt, wurde nach ihrer Neuauflage Ende der der 70er Jahre zu einer Gleichmäßigkeitsfahrt. Doch die Zahl derer, die bei der Mille, wie sie allgemein nur heißt, ernsthaft um Sieg und Platz kämpfen, ist überaus überschaubar. Dem Großteil der autobegeisterten Teilnehmer geht es um die Faszination, die Legende der alten Mille Miglia aufleben zu lassen und selbst mit Leben zu füllen. Nach wie vor geht es um die Strecke Brescia - Rom - Brescia auf einer sich Jahr für Jahr immer wieder leicht verändernden Route. Wurde diese Tour früher am Stück mit Vollgas im ohnehin turbulenten italienischen Straßenverkehr zurückgelegt, so haben die Teilnehmer nach der jüngsten Verlängerung vier Tage Zeit, um die eintausend Meilen in spektakulären Preziosen von einst zurückzulegen. Die Rekordzeit auf der Mille Miglia stammt nach wie vor aus dem Jahre 1955. Stirling Moss und Denis Jenkinson benötigten in ihrem Mercedes 300 SLR seinerzeit 10 Stunden, 7 Minuten und 48 Sekunden - eine Durchschnittsgeschwindigkeit von über 157 km/h.
Legenden auf der Straße
Doch auch wenn sich die Route von Jahr zu Jahr ändert, die Rekordtempi von einst unmöglich geworden sind und die Rahmenbedingungen durch aufbegehrende Kommunen sowie eine immer größer werdende Zahl von geahndeten Tempoüberschreitungen immer schwerer werden: die Oldtimer sind die, die schon immer dabei waren. Denn durch das aufwendige Auswahlverfahren inklusiv technischer Abnahme kommt nur, wer ein Fahrzeug vorweisen kann, das bei der originalen Auflage des Rennens zwischen 1927 und 1957 dabei war. Doch auch wenn die Teilnehmer mittlerweile mehr Zeit haben, zumindest nächtens ein paar Stunden Schlaf finden sowie die Gleichmäßigkeitsprüfungen mithilfe von bestens präparierten Roadbooks, Trainern und Smartphone Apps erledigen: die Mille Miglia ist alles andere als eine Spazierfahrt. Die Tour ist anstrengend, die Fahrzeuge oftmals schwierig zu fahren und vor dem, der die Italienrundfahrt in einem offenen Vorkriegsmodell in Höchstgeschwindigkeit bewältigt, kann man auch als ausgemachten Oldtimerfan nur das rote Mille-Miglia-Fähnchen schwenken.
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- Veröffentlicht: 20. Mai 2018