Vor allem in das Fahrwerk legen die Tüftler von Ford Europa traditionell besonders viel Herzblut. Schließlich braucht schon eine Menge Hirnschmalz, um aus einen Frontriebler einen Kurventänzer zu machen und dabei nicht die ganze Chose so straff abzustimmen, dass bei jeder Bodenwelle die Zahn-Inlays knacken. Hinten sorgt eine Torsionslenkerachse und vorne ein optionales Sperrdifferential für Traktion. Dazu kommen noch eine um acht Prozent verwindungssteifere Karosserie, als beim Vorgänger und Bremseingriffe hinten sowie eine Spur, die an der Vorderachse um 48 Millimeter breiter ist, als beim Vorgänger-ST.
Das ist alles nichts Neues, aber die speziell gefertigte Federn nehmen die Seitenkräfte auf, damit wird das Einlenkverhalten verbessert und höhere Kurvengeschwindigkeiten sind drin. Außerdem konnten die Ingenieure weichere Buchsen verwenden und damit auch das Geräuschniveau zu minimieren. Dazu kommen Versteifungen am Fahrwerk und frequenzabhängige Dämpfer mit der "Ride Control" Technik, die sich hydraulisch der jeweiligen Situation, die sich aufgrund der Impulse, die über die Räder von der Fahrbahnoberfläche kommen, anpassen. Also straff, wenn nötig und komfortabel, wenn möglich.
Beim Fiesta ST geht diese fahrdynamische Quadratur des Kreises tatsächlich auf. Der kleine Ford-Sportler stürzt sich gierig auf jede Kurve. Das liegt auch an der Lenkung, die zuverlässig mitteilt, was sich zwischen Asphalt und Reifen abspielt und der neue Fiesta ST flitzt um die Ecken, wie man es noch vor einigen Jahren von einem Frontriebler mit Straßenzulassung nicht erwartet hätte. Auch ohne dem optionalen Sperrdifferential bewegt sich der Ford recht agil, allerdings schiebt der flinke Kölner dann früher über die Vorderräder in Richtung des Kurvenrands, sprich: Für Fahrdynamiker führt an der Sperre kein Weg vorbei. Egal, welchen Fahrmodus man wählt - "Normal" oder "Sport" - der Fiesta ST vermittelt sehr schnell Vertrauen und man fährt schnell, ohne nassgeschwitzt zu sein. Wenn man den Ford mit dem "Rennstrecke"-Programm von der Leine lässt, sind sogar veritable Drifts drin, echte Draufgänger deaktivieren den Rettungsanker ESP sogar ganz. Das Flat-Shift-Getriebe komplettiert das Ganze: Die Schaltwege sind genauso kurz, wie die Wege und beim Ein- und Auskuppeln bleibt man voll auf dem Gas stehen und reißt die Gänge gnadenlos durch.
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- Geschrieben von wolfgang-gomoll
- Veröffentlicht: 07. Mai 2018