Beim ersten Anlassen des 1.430 Kilogramm schweren 3,2 Sekunden-Sprinters wird klar: So laut und aggressiv wie der bellt, will der nicht nur Spielen. Auch, wenn die maximal erreichbare Geschwindigkeit von 312 Kilometern pro Stunde nur selten abgerufen werden kann, ist zu jedem Zeitpunkt offensichtlich, dass sie im Nu erreicht wäre. Was der GT3 RS allerdings noch besser kann, als stur geradeaus zu beschleunigen ist das Kurven-Fressen. Denn genau dann kommen die Vorteile eines Abtriebswagens erst so richtig zur Geltung. Kurvengeschwindigkeiten, die einen an allem, was er bislang über Traktion und die damit verbundene Physik gelernt hat, zweifeln lassen. Erst recht dann, wenn Profi-Rennfahrer wie Mark Webber oder Walter Röhrl einen auf eine Taxifahrt mitnehmen, wird auch aus dem stursten Atheisten ein Gläubiger. Während die 325 Millimeter breiten und 21 Zoll großen Hinterräder alles, was um sie herum gebaut wurde nach vorn peitschen möchte, versuchen die 265er-20 Zöller die Richtung vorzugeben.
Dass es nicht nur bei dem Versuch bleibt, liegt nicht zuletzt an der perfekt arbeitenden präzisen Lenkung. "Kugelgelenke - sogenannte Uniball-Lager - an allen Lenkern bieten eine nochmals höhere Präzision als übliche elastokinematische Lager. Vorn kommt eine McPherson-Federbeinachse mit Helper-Federn und einzeln an Längs- und Querlenkern aufgehängten Rädern zum Einsatz. Die Hinterachse ist als Mehrlenkerachse mit Helper-Federn ausgelegt. Die zusätzlichen Federn dienen zur Vorspannung und Sitzfixierung der Leichtbaufedern beim Ausfedern", verrät Porsche-Motorsportchef Frank-Steffen Walliser. Hinzu kommen deutlich höhere Federraten gegenüber dem Vorgängermodell. Sie entsprechen jetzt nahezu dem Nordschleifen-Set-up des Rennwagens Das Resultat ist deutlich erfahrbar. Der neue Porsche 911 GT3 RS will knallhart in Kurven hineingebremst und brachial aus ihnen herausbeschleunigt werden. Und dass die Schaltwippen angesichts des ebenfalls perfekt arbeitenden Siebengang-PDK fast schon Staub ansetzen, darf dem Piloten auch nur Recht sein. So macht Rennsport - oder besser Autofahren Spaß.
Fotos: Porsche