Die Auto China in Beijing ist dieses Mal mehr denn je ein Aha-Erlebnis: Die chinesischen Automobilhersteller haben mehr denn je dazugelernt, setzen auf Marke, Konnektivität und verbessern die Innenräume.
Meisterschüler
Die Auto China in Beijing ist dieses Mal mehr denn je ein Aha-Erlebnis: Die chinesischen Automobilhersteller haben mehr denn je dazugelernt, setzen auf Marke, Konnektivität und verbessern die Innenräume.
Bei den Markennamen sind die chinesischen Autobauer erfinderisch oder bemühen die Historie. "The Great Wall" wäre so ein Beispiel. Die Bezeichnung "Weltmeister" lässt dagegen wenig Raum für Interpretationen. Die Nummer eins ist das Ziel des Unternehmens WM Motors, das erst vor drei Jahren von Freeman Chen gegründet wurde. Das hauseigene Topmodell, frisch auf der Messe enthüllt, hat eine elektrische Reichweite von mehr als 600 Kilometern und soll umgerechnet knapp 19.000 Euro kosten. Drei Jahre sind für einen Autobauer nichts und noch vor zehn Jahren hätte man in Europa dröhnendes Lachen geerntet, wenn man behauptet hätte, in dieser Zeit ein Auto auf die Räder zu stellen. Dass es ein Unterschied macht, ein Fahrzeug zu präsentieren und es in nennenswerten Volumina zu produzieren, steht auf einem anderen Blatt. Doch auch da scheinen die Weltmeister auf einem guten Weg zu sein. Vor ein paar Wochen ging der SUV namens EX5 in den Chinaverkauf - für knapp 16.000 Euro gibt es ordentliches Design und 450 Kilometer Reichweite. Bis 2020 sollen drei weitere Elektromodell folgen.
Nach wie vor gibt es Kopien
Die Fortschritte, die die chinesischen Hersteller innerhalb der letzten 12 bis 24 Monate vollzogen haben, sind auf der Auto China für jedermann sichtbar. Das geht schon bei den Messeständen los, die sich deutlich professioneller präsentierten, als noch vor wenigen Jahren. Die Zeiten, in denen in jeder Halle eine Handvoll unbekannte Hersteller ebenso unbekannte Fahrzeuge präsentiert haben, gehören der Vergangenheit an. Ein paar Neulinge ohne Chancen auf Wiederkehr gibt es jedoch - gerade wenn die 50 prozentige Beteiligungsvorgabe fällt, dürfte sich der Markt bereinigen. Berylls-Analyst Dr. Jan Burgard: "Die Senkung der Investitionsbeteiligungsgrenzen ist eine logische Fortführung der Anhebung der Subventionshürden um die Industrie weiter zu bereinigen, sodass sich letztlich nur wenige, aber dafür starke Unternehmen im Markt durchsetzen werden." Derzeit existiert in China eine im Vergleich zu Europa, USA und dem restlichen Asien eine sehr große Zahl von Autoherstellern, wovon viele wie BYD, BAIC, SAIC, Chery, Geely oder Great Wall insbesondere als Joint Venture-Partner internationaler OEMs erfolgreich sind. Es ist davon auszugehen, dass eine zumindest partielle Öffnung gerade den kleinen chinesischen Herstellern das Überleben schwer machen wird.
- Details
- Veröffentlicht: 25. April 2018