Der chinesische Automarkt ist längst der größte und wichtigste der Welt. In den kommenden Jahren werden elektrifizierte Fahrzeuge eine immer größere Rolle spielen. Hauptgrund sind keinesfalls die elektrofreundlichen Chinesen, sondern gesetzliche Vorgaben.
Elektrisierende Zukunft
Der chinesische Automarkt ist längst der größte und wichtigste der Welt. In den kommenden Jahren werden elektrifizierte Fahrzeuge eine immer größere Rolle spielen. Hauptgrund sind keinesfalls die elektrofreundlichen Chinesen, sondern gesetzliche Vorgaben.
Die knatternden Roller sind verschwunden. Wer durch die Millionenmetropolen von China fährt, dem fallen schnell die nahezu lautlosen Motorroller im Straßenbild auf. Diese müssen seit längerem auf Verbrennungsmotoren verzichten und surren allein mit Elektropower durch Peking, Shanghai oder Hanzhou. Droht den Autos bald das gleiche Schicksal? Wohl kaum, doch der Wind weht auch bei vierrädrigen Fahrzeugen zunehmend elektrisch. Im vergangenen Jahr gab das chinesische Ministerium für Industrie und Informationstechnologie bekannt, dass Automobilhersteller, die jährlich über 30.000 konventionelle Fahrzeuge innerhalb des Landes produzieren, ab kommendem Jahr Quoten für elektrifizierten Fahrzeuge (Plug-In-Hybriden und Elektrofahrzeuge) einhalten müssen. Demnach müssen OEMs ab 2019 eine NEV-Quote von zehn Prozent der gesamten Fahrzeugverkäufe erfüllen; 2020 steigt die Vorgabe auf zwölf Prozent. Das NEV-Segment verzeichnete in China 2017 einen Absatz von insgesamt 777.000 Einheiten, was einer Steigerung von 53,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Die Produktion innerhalb des Landes stieg um 53,8 Prozent auf 794.000 Einheiten. Doch so groß diese Zahlen auch klingen; dies entspricht nur 2,9 Prozent aller Neuwagen in China. Die Analysten von IHS gehen davon aus, dass die NEV-Quote im Jahre 2020 auf knapp zwei Millionen Fahrzeuge und 2025 fünf Millionen Fahrzeuge steigt.
Schranken fallen
Die chinesische Regierung hat den Markt in den vergangenen Jahrzehnten stark abgeschottet, will die Schranken jedoch zunehmend lockern. So hat der chinesische Präsident Xi Jinping in Aussicht gestellt, die Einfuhrzölle von derzeit 25 Prozent auf Autos zu senken. Berylls-Analyst Dr. Jan Burgard: "Die Senkung der Investitionsbeteiligungsgrenzen ist eine logische Fortführung der Anhebung der Subventionshürden um die Industrie weiter zu bereinigen, sodass sich letztlich nur wenige, aber dafür starke Unternehmen im Markt durchsetzen werden." Derzeit existiert in China eine im Vergleich zu Europa, USA und dem restlichen Asien eine sehr große Zahl von Autoherstellern, wovon viele wie BYD, BAIC, SAIC, Chery, Geely oder Great Wall insbesondere als Joint Venture-Partner internationaler OEMs erfolgreich sind. Es ist davon auszugehen, dass eine zumindest partielle Öffnung gerade den kleinen chinesischen Herstellern das Überleben schwer machen wird.
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- Veröffentlicht: 24. April 2018