Drucken
Kurzstrecken-Rakete
Aston Martin eröffnet mit dem Vantage die Jagdsaison auf den Porsche 911. Der Brite ist ein guter Sportwagen, erreicht aber im Detail nicht die Fahrpräzision des Zuffenhausener Platzhirschen und auch sein Design polarisiert.

Kurzstrecken-Rakete

Der Aston Martin Vantage kommt im Juni auf den Markt (Foto: press-inform / Aston Martin)

Aston Martin eröffnet mit dem Vantage die Jagdsaison auf den Porsche 911. Der Brite ist ein guter Sportwagen, erreicht aber im Detail nicht die Fahrpräzision des Zuffenhausener Platzhirschen und auch sein Design polarisiert.

In der Aston Martin Welt ist der DB11 die Langstreckenrakete, der dynamische Gran Turismo oder eben Auto mit dem man schnell weite Strecken zurücklegen kann. Aber die Briten legen Wert darauf, dass der Vantage kein "Baby GT", sondern ein eigenständiges Fahrzeug darstellt. "Das ist unser Jäger, das ist unser dezidierter Sportwagen", sagt Designer Marek Reichman und besteht darauf, dass Aston Martins in Erinnerung bleiben sollen. Das klappt mit dem Vantage ganz gut, denn das Design ist aggressiver, polarisierender, als das des DB11. Die schmalen Scheinwerfer erinnern an den Mazda MX-5 und das Heck mit seinem riesigen Diffusor und dem schmalen Lichtstreifen hat was von einem Supersportler aus einem Videospiel.

Driften im Trackmodus

Mit dem aus dem DB11 bekannten AMG V8-Motor und 375 / 510 PS geht der Vantage auf Porsche 911-Jagd. Dazu kommen eine perfekte Gewichtsverteilung von 50:50 und eine besonders steife Aluminium Karosserie, garniert mit einem reaktionsschnellen elektronischen Differential an der Hinterachse. Also die geeignete Rezeptur, um dem Platzhirschen aus Zuffenhausen den Garaus zu machen. Eine passende Sitzposition ist schnell gefunden, mit einem Knopfdruck erwacht der Vierliter-Achtender zum Leben und knurrt sofort angriffslustig los.


Schon nach kurzer Zeit hat man Vertrauen in den 1.530 Kilogramm schweren Briten gefasst, der wie ein gut austariertes Werkzeug in der Hand des Piloten liegt. Die Steuerung setzt die Lenkbefehle des Fahrers willfährig um und das Triebwerk schiebt mit seinem maximalen Drehmoment von 685 Newtonmetern (zehn Nm mehr als im DB11) mächtig an. Im "Sport Plus"-Fahrmodus nimmt der Vantage die Kurven noch ambitionierter in Angriff, setzt die Bewegungen des Gaspedals unmittelbarer um und wechselt die Fahrstufen spürbar schneller. Stellt man den Briten im Trackmodus scharf, sind sogar leichte Driftwinkel drin, die das Grinsen im Gesicht des Fahrers zunehmend breiter werden lassen.

Mercedes-Ambiente im Innenraum

Keine Frage, der Aston Martin Vantage lässt viele Sportwagen alt aussehen, doch im Detail erreicht er nicht die Selbstverständlichkeit, mit der sich ein Porsche 911 um die Ecken jagen lässt. Die Lenkung ist direkt, fühlt sich aber synthetischer an als beim Deutschen. Beim Einlenken hilft zwar das Gewicht des Motors auf der Vorderachse, das aber beim Kurvenausgang an den Rädern zupft und von einem etwas leichtfüßigen Heck flankiert wird. Dazu kommen Gangwechsel der ZF-Achtgangautomatik, die den Vortrieb harmonischer unterstützen könnten. Besser ist man bei ambitionierten Fahrten mit dem Einsatz der Schaltwippen beraten. Der AMG-Doppelturbo jubelt freudig ohne die Contenance zu verlieren. Der Klang des potenten Achtenders lässt das süchtig machende Gänsehaut-Gefühl erst gar nicht aufkommen. Dafür katapultieren die Fahrleistungen den Vantage direkt in die erste Liga der Sportwagen: Nach 3,6 Sekunden sind 100 km/h erreicht und erst bei 314 km/h ist Schluss. Der Norm-Verbrauch von 10,5 l/100 km überbietet den Durst des Porsche 911 Turbo, der zudem 22 kW / 30 PS mehr auf die Kurbelwelle wuchtet, um 1,4 Liter.

Der Aston Martin Vantage kostet mindestens 154.000 Euro (Foto: press-inform / Aston Martin)
Das Cockpit hat ein unten abgeflachtes Lenkrad (Foto: press-inform / Aston Martin)
Der Mercedes-AMG Vierliter-Biturbo hat 510 PS (Foto: press-inform / Aston Martin)
(Foto: press-inform / Aston Martin)
(Foto: press-inform / Aston Martin)
(Foto: press-inform / Aston Martin)

Im Innenraum fühlt sich der Mercedes-Kenner sofort heimisch. Die Gemeinsamkeiten mit dem Comand -System sind nicht zu übersehen - angefangen vom senkrecht aufragenden Bildschirm bis hin zum charakteristischen Drehknopf in der Mittelkonsole. Alles sicher besser als das bisherige Infotainmentsystem mit dem Billigmäusekino; aber irgendwie nicht zu einem Aston Martin passend. Die Mittelkonsole mit den in Triangel angeordneten Knöpfen ähnelt der des DB11. Die Sitze sind bequem, bieten viel Seitenhalt und das unten abgeflachte Lenkrad liegt exzellent in der Hand. Das Ganze steht ab Juni für 154.000 Euro beim Aston Martin Händler. Damit ist der Vantage knapp 23.000 Euro billiger als der Porsche 911 Turbo, für den man 176.930 Euro hinlegen muss.

Autor: Wolfgang Gomoll, Portimao  Stand: 11.04.2018
Fotos: press-inform / Aston Martin  

(Foto: press-inform / Aston Martin)
(Foto: press-inform / Aston Martin)
(Foto: press-inform / Aston Martin)
(Foto: press-inform / Aston Martin)
(Foto: press-inform / Aston Martin)
(Foto: press-inform / Aston Martin)