Wie der Namen Audi e-tron Vision Gran Turismo schon verrät, wird die weiß-schwarz-rote Flunder auch im legendären Playstation-Rennspiel zu fahren sein, doch die weißrote Flunder ist nicht nur die Ausgeburt eines virtuellen Videospektakels, sondern ein kompromissloser Rennwagen, mit dem man auf jeder Rennstrecke auf Bestzeitenjagd gehen kann. Das Lenkrad mit den zwei Griffhörnern und den Paddeln entspricht im Grunde dem der DMT-Fahrzeuge und ist übersäht mit Knöpfen, darunter der Fahrerfunk oder das Aktivieren der Trinkflasche. Ein kleines Display informiert den Piloten über alle relevanten Daten, wie die Reichweite oder die Temperatur der Akkus.
Mixtur aus Serienfahrzeug und Rennmaschine
Jetzt kommt die nächste Kurve. Wie es sich für einen Rennwagen gehört, hat der E-tron zwar Carbonbremsen, aber keinen Bremskraftverstärker. Also heißt es mit Schmackes in die Eisen steigen. Wenn es um das letzte Zehntel geht, verstellt man mit dem großen Carbon-Propeller rechts neben dem Lenkrad die Bremsbalance. Mit dem Schalter darüber deaktiviert die Servolenkung, um auch auf der Rennstrecke, das perfekte Gefühl für die Traktion und die Kurvengeschwindigkeit zu haben. Jetzt geht es rum ums Eck. Mit einem Gewicht von 1.450 Kilogramm ist die Last, die zum Kurvenrand drängt, nicht allzu groß. Der Vision Gran Turismo agiert gutmütig, will aber mit Bedacht bewegt werden. Wer das PS-Biest in der Kurve zu früh von der Leine lässt, läuft Gefahr einen unfreiwilligen Donut hinzulegen. Wie es sich für einen Rennwagen gehört, fehlen sämtliche Regelsysteme, Wohl und Wehe hängen von dem Gefühl im rechten Fuß und dem berühmten Popometer des Fahrers ab. Also heißt es ganz konventionell erst nach dem Scheitel beim Öffnen des Lenkrads progressiv auf\'s Gas steigen.
Mit jedem Meter wächst das Vertrauen in die E-Renner und der Hufschlag, der für das Bremsen notwendig ist, geht einem schnell in Fleisch und Blut über. "Dieses Auto ist rein auf Performance ausgelegt", erklärt Martin Mühlmeier. Die ist auch notwendig, um das Geschoss, das ein Leistungsgewicht von 1,78 Kilogramm pro PS zu bewegen: Mal eben entspannt das Gefährt mit dem kleinen Finger um die Kurve zirkeln, ist nicht. Der Elektro-Renner verlangt nicht nur die ganze Aufmerksamkeit des Piloten, sondern auch dessen vollen körperlichen Einsatz.
- Details
- Geschrieben von wolfgang-gomoll
- Veröffentlicht: 09. April 2018