Beobachtet man den Habitus der deutschen Autobauer, drängt sich der Verdacht auf, dass die Topmanager mit einer Mischung aus Gottvertrauen und Naivität bei der Causa Batteriezellen auf Sicht fliegen. Die Entscheidungsträger lassen sich von der Tatsache blenden, dass die Zellpreise in den letzten Jahren stetig gesunken sind und gehen davon aus, dass die Energieträger auch im Zukunft in genügender Anzahl vorhanden sind. Momentan tobt unter den Zellherstellern ein Verdrängungswettkampf. Die aktuell besten Chancen, sich durchzusetzen haben LG Chem, Panasonic und die Chinesen von CATL, die mit Macht in den Markt drängen und im Reich der Mitte Gigafabriken hochziehen wollen. Sobald das Hauen und Stechen auf Herstellerseite erledigt ist, diktieren die Asiaten den Markt. Glaubt man den Analysten, wird die Nachfrage spätestens Ende der 2020er Jahren das Angebot an Batteriezellen übersteigen - vermutlich ist das sogar früher der Fall. Spätestens dann werden die Preise wieder anziehen.
Wenn es um das Geld geht, verhandeln die Asiaten knallhart und werden die Preise in die Höhe treiben. Zudem dürfte den Managern aus Korea und China das Hemd näher sein, als die europäische Hose - soll heißen, dass Toyota und Hyundai auch da die Trümpfe in den Händen halten. Vor allem bei den Chinesen von CATL können sich die deutschen Automobilhersteller auf eine rigorose Kostenpolitik einstellen. Momentan deuten alle Anzeichen darauf hin, dass dieses Horrorszenario eintreten wird. Nimmt die Elektromobilität Fahrt auf, ist die Versorgung mit Batteriezellen das entscheidenden Element in der Lieferkette beim Autobau. Da können sich die teutonischen Techniker noch so rühmen, das Akkumanagement perfekt zu beherrschen, wenn die Energieträger zu teuer sind, hat man per se schon eine schlechtere Marktposition. So oder so sind die Aussichten alles andere als rosig und das drohende Dilemma selbstverschuldet. Bleibt nur noch die Hoffnung, dass sich bei der Batteriezellen-Technik in den nächsten Jahren etwas tut und sich die Gewichte wieder verschieben.
Fotos: Volkswagen
- Details
- Geschrieben von wolfgang-gomoll
- Veröffentlicht: 01. April 2018