Die Bosch-Ingenieure können ein Lied von den Realitäten der Zusammenarbeit mit asiatischen Partnern singen. Im Alltags-Geschäftsgebahren blieb von der sprichwörtlichen Höflichkeit nicht viel mehr übrig, als der schöne Schein des Lächelns, gepaart mit fadenscheinigen Entschuldigungen. Frustriert schmiss Bosch 2012 das Handtuch. Auch ein zweiter Versuch mit den Japanern von GS Yuasa scheiterte unlängst. Die Option, das Heft des Handelns selbst in die Hand zu nehmen, erscheint den Deutschen als wenig verheißungsvoll. Technologisch hinkt man den Japanern um rund zehn Jahre hinterher und der Bau der für die Produktion notwendigen Gigafabriken würde zweistellige Milliardenbeträge verschlingen. Um das Wagnis einzugehen, bräuchten die Zulieferer verlässliche Zusagen der Automobilhersteller, doch sobald es um die wichtigen Zellen geht, stoßen Bosch und Continental auf taube Ohren.
Deutsche fliegen auf Sicht
An Initiativen mangelt es nicht: Das Konsortium TerraE hat mit Fab4Lib hat Anfang des Jahres ein Projekt mit 19 Firmen gestartet, die eine Produktion von Batteriezellen in Deutschland anschieben wollen. Innovative Fertigungstechniken sollen die Kosten deutlich senken und den Rückstand zu den Asiaten verringern. Bislang ist von einer Produktion von sechs Gigawattstunden pro Jahr die Rede, kleine Fische im Vergleich zu den Gigafabriken die weit im Osten aus dem Boden sprießen. Dafür soll die Fertigungsstätte modular aufgebaut sein und dort installiert werden, wo die Kapazität gerade benötigt wird. Flexibilität statt Masse heißt die Devise. Ob dieses Kalkül aufgeht, wird sich zeigen. Auf dem Fab4Lib-Gründungs-Gruppenbild ist keiner der großen Automobilhersteller zu sehen. Neben den Mittelständlern posieren dafür immerhin Vertreter von Siemens, thyssenkrupp System Engineering GmbH und mit SGL immerhin einer Firma, bei dem BMW-Großaktionärin Susanne Klatten den Aufsichtsratsvorsitz innehat.
Der Münchner Autobauer hat 200 Millionen Euro in die Hand genommen, um ein "Kompetenzzentrum Batteriezelle" in dem letztendlich 200 Ingenieure an den Akkus der Zukunft tüfteln, zu erschaffen. Im Vergleich zur Manpower, mit der die Asiaten die Forschung betreiben, erinnert das an einen Duellanten, der eine Steinschleuder zückt, während der Gegner bereits eine Feldhaubitze auffährt. Leistungsfähige Akkus zu erfinden ist eine Sache, bei den Batteriezellen sind die Fertigungsprozesse extrem wichtig. VW will Milliarden in die Hand nehmen, um den Rückstand aufzuholen. Während hier noch geplant wird, schaffen die Asiaten Fakten. Immerhin sollen sich die europäischen Autobauer sich schon über eine konzertierte Aktion in Sachen Zelltechnik unterhalten haben. Spruchreif ist dem Vernehmen nach noch nichts. Betrachtet man die Schwierigkeiten, die es beim Erwerb des Kartenherstellers "Here" gab, Audi, BMW und Mercedes unter einen Hut zu bringen, ist noch ein langer Weg zurückzulegen, bis man konkurrenzfähige Akkus in Eigenregie baut.
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- Geschrieben von wolfgang-gomoll
- Veröffentlicht: 01. April 2018