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Spätstarter
Automobilhistorie und Elektromobilität müssen sich nicht ausschließen. Ganz im Gegenteil: Ein klassischer Mini mit Elektromotor schlägt sich nicht nur im Großstadtdschungel hervorragend, er verbreitet zudem noch gute Laune - sowohl bei den anderen Verkehrsteilnehmern, wie auch dem Fahrer.

Spätstarter

Der Classic Mini Electric flitzt durch New York (Foto: press-inform / Mini)

Automobilhistorie und Elektromobilität müssen sich nicht ausschließen. Ganz im Gegenteil: Ein klassischer Mini mit Elektromotor schlägt sich nicht nur im Großstadtdschungel hervorragend, er verbreitet zudem noch gute Laune - sowohl bei den anderen Verkehrsteilnehmern, wie auch dem Fahrer.

Die abgebrühten New Yorker bringt so schnell nichts aus der Ruhe. Schließlich pulsiert im "Big Apple" das Leben und es gibt nur wenig, was die Einwohner der Ostküsten-Metropole nicht schon erlebt haben. Doch ein kleiner verschmitzter Geselle sorgt mitten im täglichen Verkehrswahnsinn für Trubel: Handys werden gezückt, bärtige Männer in großen Pickups recken den Daumen nach oben und Frauen winken mit einem Lächeln im Gesicht. Der Womanizer, dem die Herzen der New Yorker Damenwelt zufliegen ist ein roter Classic Mini Baujahr 1998 mit silbernen Dach. Doch anstelle des 1.3 Liter Verbrenners mit 63 PS sorgt ein Elektromotor mit 28 kW / 38 PS für Vortrieb.

Slalom im Großstadtdschungel

Und das entzückt die Menschen nur noch mehr. Sobald man ihnen das Antriebsgeheimnis verrät, schallt einem ein "das ist großartig Mann!" entgegen. Die Freude beruht auf Gegenseitigkeit, denn das Lächeln ist im Gesicht des Fahrers festgetackert. Auch wenn der 38 PS sich nicht sonderlich berauschend anhören, macht der rollende Womanizer richtig Freude: Der Classic Mini Electric stürmt unaufhaltsam nach vorne. Dem E-Drehmoment und dem geringen Gewicht von 770 Kilogramm sei Dank. "Wir haben das Gewicht der Version mit Verbrenner-Motor gehalten", freut sich Moritz Burmester, der den Mini zusammen mit den Spezialisten von Lorey aus Offenbach in einen Elektroflitzer verwandelt hat. Die Operation ist auch akustisch ein voller Erfolg: Beim Beschleunigen sirrt der Motor des kleinen Flitzers wie Luke Skywalkers X-Fighter aus der Star Wars-Saga. Bis 120 km/h ist der Mini schnell, genug, um in der Millionenstadt den anderen Autos die Hinterräder zu zeigen.


Im New Yorker Blechgewusel lässt der wendige Mini die automobilen Platzhirschen richtig alt aussehen. Ehe das fünf Meter SUV beginnt, die Kurve zu nehmen, ist der kleine Mini fast schon durch. Da im Zweisitzer erstaunlich viel Platz ist, sitzt man bequem und die Schädeldecke wird vom Feindkontakt mit dem Dach verschont. Das ist für das Wohlergehen wichtig, denn auch als elektrifizierte Version verkörpert der Classic Mini das Go-Kart-Feeling. Lenken und Richtungsänderung sind eines. Wiesel-Spaß pur. Federung? So gut, wie Fehlanzeige und das wirkt sich in den Schlaglochwüsten zwischen Broadway und Hudson River fatal aus.

Zahnriemen für die Kraftübertragung

Die Batterie besteht aus 30 Lithium-Eisen-Phosphatzellen und hat eine Kapazität von zehn Kilowattstunden, das reicht für 100 Kilometer Reichweite. Die Akkus befinden sich anstelle der Sitzbank im Fond des Zweisitzers und auch die Heizung wird vom Elektromotor betrieben. "Alle Elektrobauteile sind luftgekühlt und stammen nicht von BMW", erklärt Burmester.-Ein kleiner Monitor, der im Radioschacht steckt, gibt Auskunft über alle relevanten Daten des Akkus. Rekuperiert wird nur über das Bremspedal, Gefühl im Fuß ist gefragt, um die Akkus wieder zu füllen. Sobald man vom Gaspedal geht, springt der Elektro-Motor in den Leerlauf und dann kann man auch die Fahrstufe wechseln. Die Mini hat immer noch das originale Getriebe mit vier Vorwärtsgängen und einem Rückwärtsgang verbaut und wenn man runterschalten will, muss man auch Zwischengas geben. Zwischengas? Wie cool ist das denn?

Wo früher der Einfüllstutzen war, befindet sich jetzt ein Ladestecker (Foto: press-inform / Mini)
Mit diesem Monitor hat man alle Daten im Blick (Foto: press-inform / Mini)
Die Reichweite des Classic Mini Electric beträgt 100 Kilometer (Foto: press-inform / Mini)
(Foto: press-inform / Mini)
(Foto: press-inform / Mini)
(Foto: press-inform / Mini)

Innerhalb von sechs Tagen reiner Arbeitszeit verwandelte sich der Classic Mini ein einen Classic Mini Electric. Eine große Hürde, die die Tüftler überwinden mussten, war die Tatsache, dass der Verbrennungsmotor und das Getriebe einen gemeinsamen Ölkreislauf hatten. Also schmiss man Ottomotor sowie Kupplung raus und dichtete dann das Getriebe mit einer eigens angefertigten Platte ab, damit es weiter geschmiert wird. Schließlich wurden Riemenscheiben an das Getriebe und den Motor angeflanscht und das Ganze mit einem Zahnriemen zur Kraftübertragung verbunden, ähnlich wie das bei einem Motorrad der Fall ist.


Noch will Moritz Burmester ganz sichergehen und hat den Motor auf 28 kW gedrosselt. Maximal könnte das Triebwerk 40 kW / 54 PS leisten. "Sobald wir sicher sind, dass der Zahnriemen der Belastung standhält, geben wir die Leistung frei", strahlt der ehemalige Maschinenbaustudent, dann feuert der Classic Mini Electric erst so richtig um die Ecken. Das geht übrigens auch in Deutschland, denn der Classic Mini E hat eine Zulassung und ein E-Kennzeichen, "aber leider gab es keine Elektroprämie", schmunzelt Moritz Burmester.

(Foto: press-inform / Mini)
(Foto: press-inform / Mini)
(Foto: press-inform / Mini)
(Foto: press-inform / Mini)
(Foto: press-inform / Mini)
(Foto: press-inform / Mini)

Autor: Wolfgang Gomoll, New York  Stand: 29.03.2018
Fotos: press-inform / Mini