Aus rationellen Gründen spricht wenig gegen den Corolla beziehungsweise Auris. Die Qualität passt im Großem und Ganzen und die Preise schießen nicht unbedingt durch die Decke. Doch der Auris ist eben ein kreuzbraves Auto, manche würden auch sagen "langweilig". Beim Vorgänger des jetzt vorgestellten Auris überkam jeden Italiener beim Anblick des tristen Cockpits, das Bedürfnis, sich einen doppelten Espresso zu ordern. Das ändert sich zwar beim Neuen, doch eine Endorphin-Quelle ist das Fahrzeug dennoch nicht: Fahrdynamisch bringt der Auris niemanden dazu, ein Jahresticket für die Nordschleife des Nürburgrings zu buchen.
Viele Karosserievarianten
Doch das war nicht immer so. Der Toyota Corolla AE86 war Mitte der 1980er Jahre ein echter Herausforderer für den VW Golf GTI. Lössige 124 PS und Heckantrieb waren auch triftige Gründe, um sich hinter das Steuer des Japaners zu schwingen. Trotz des leichten Mehrgewichts gegenüber dem Volkswagen fuhr der Japaner Kreisel um den Wolfsburger, der mit 110 PS zum Duell antrat. Doch bald kam die Umstellung auf Frontantrieb: In der Konzernzentrale in Toyota herrschte schon damals das kühle Kalkül und diese Architektur bringt finanzielle Vorteile. Allerdings ging damit auch ein Unterscheidungsmerkmal gegenüber den meisten anderen Kompakt-Konkurrenten flöten. Dabei waren die Hoffnungen, als die Japaner ihr kleines Erfolgsmodell nach Deutschland brachten, noch sehr groß. Immerhin hatte sich die erste Corolla-Generation, die 1966 auf den Markt kam schon ziemlich gut verkauft. Im Jahr 1971 schaffte der Corolla II den Sprung nach Deutschland, noch bevor der VW Golf in den Kampf um die Krone im Kompaktwagensegement eingriff.
Die Anzahl an Karosserieformen und Varianten war groß und in den 1990er Jahren erlebte der Corolla auch in Deutschland eine Blütezeit. Die Toyota-Werbung titulierte den kleinen Japaner sogar als "König der Kompakten" und verpflichtete Werbebotschafter, wie den damals sehr populären Fernseh-Komiker Wigald Boning. Doch am Ende des Jahrzehnts war es mit der Verkaufsherrlichkeit vorbei. Allerdings nur in Deutschland, global ging der Siegeszug weiter. Schließlich versprach der biedere aber meistens zuverlässige Toyota genau das, was vielen Autofahrern auf der Welt wichtig ist: solide, möglichst sorgenfreie Mobilität. Nur im Land der Quer- und Längsdynamiker gab man sich damit nicht zufrieden.
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- Geschrieben von wolfgang-gomoll
- Veröffentlicht: 26. März 2018