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Ab geht der Up
Volkswagen rundet seine kleine GTI-Flotte nach unten ab. Der up! GTI bringt es auf 115 PS. Und das aus gerade mal drei Zylinderchen.

Ab geht der Up

Der VW up! GTI ist von den Dimensionen her ähnlich dem ersten Golf GTI - bringt aber fünf PS mehr mit (Foto: Volkswagen)

Volkswagen rundet seine kleine GTI-Flotte nach unten ab. Der up! GTI bringt es auf 115 PS. Und das aus gerade mal drei Zylinderchen.

Wenn man ehrlich ist: Soooo klein ist der kleinste GTI von Volkswagen dann doch nicht. Der VW Up GTI bleibt mit 3.600 mm Länge gerade mal um zehn Zentimeter unter dem Außenmaß des ersten Golf GTI von 1976. Was die Breite angeht, ist der aktuelle Up GTI mit 1.645 sogar etwas fülliger. Auch die Leistung passt: Der up! liefert 85 kW/115 PS ab - der Ur-Golf GTI hatte fünf PS weniger. Mit dem Up GTI will VW seine kompakteste Modellreihe allerdings nicht nur vom Image her aufrüsten: Andreas Krüger, bei den Wolfsburgern für die "Small Family" aus up! und Polo zuständig, rechnet durchaus auch mit ordentlichen Zahlen: "ab fünf Prozent" Anteil an den Verkäufen der Up -Baureihe sei man finanziell im Plus. Und das werde man locker erreichen.

Rasenmäher auf Speed

Bleibt die Frage: Muss es wirklich auch noch einen Up als GTI geben? Den Golf - geschenkt. Den Polo - ja, ein prima kleiner Flitzer, schnell, kurvenhungrig, ein Spaßmacher. Aber ein Up? Einer, gedacht für die Stadt und weniger für die Serpentinen? Braucht der das? Brauchen eher nicht - aber schaden tun die 115 PS ihm auch nicht. Fangen wir mit dem Positiven an. Aus nur drei Zylindern und 999 ccm Hubraum satte 115 PS und ein maximales Drehmoment von 200 Nm heraus zu quetschen - alle Achtung, das ist schon nicht schlecht. Und rein vom Antritt klappt das prima: Gas geben, kaum eine Verzögerung, und ab geht der up!. In 8,8 Sekunden ist das leer nur 1.070 Kilogramm schwere Flitzerchen aus dem Stand auf Tempo 100, als Höchstgeschwindigkeit steht 196 km/h in den Papieren. Was dabei irgendwann allerdings nervt: Der Sound kann den Dreizylinder nun mal nicht kaschieren. Auch der Up GTI hört sich an wie ein Rasenmäher auf Speed oder eine Vespa - nur einen Tick sportlicher. Da hilft auch der Sound-Aktuator nicht wirklich, mit dem die VW-Ingenieure versucht haben, den Klang zumindest im Innenraum aufzupeppen.


Wenn man den Up GTI nicht als Sportgerät begreift, sondern als wuselig flottes Flitzerchen vornehmlich für die Stadt, dann kommt er nahe heran an die Idealbesetzung. Das starke Drehmoment sorgt dafür, dass er sich schaltfaul und entspannt fahren lässt, die Sechsgang-Handschaltung flutscht knackig und auf kurzen Wegen durch die Kulisse. Drei Zylinder suggerieren einen sparsamen Verbrauch. Das stimmt allerdings nur bedingt. Nach herkömmlicher NEFZ-Messung braucht der Up GTI durchschnittlich 4,8 Liter Super auf 100 Kilometer. Damit kommt auch ein 4-Zylinder Polo TSI mit 110 PS und 200 Nm Drehmoment aus. Der Up GTI ist das erste Fahrzeug der Marke VW, das nach der neuen, realitätsnäheren WLTP-Messung zugelassen wurde. Der Durchschnittsverbrauch liegt dann bei 5,7 Litern. Immerhin sorgt ein Partikelfilter für eine ordentliche Reinigung: Die Partikelemissionen sollen damit um bis zu 95 Prozent reduziert werden. Der Flitzer erfüllt so die neue Abgasnormen Euro 6 AG.

Sauber durch Partikelfilter

Noch ein bisschen Technik-Slang gefällig? Der aufgeladene Benzin-Direkteinspritzer gehört zu VWs Motorenfamilie EA211, hat zwei obenstehende und verstellbare Nockenwellen, die über Zahnriemen angetrieben werden. Das Kraftstoffgemisch wird mit einem Druck von 350 bar direkt in die Brennräume gespritzt. Der Turbolader verfügt über einen Wastegate-Steller, ein Saugrohrmodul mit integriertem Ladeluftkühler und einen im Zylinderkopf integrierten Abgaskrümmer.

VW up! GTI (Foto: Volkswagen)
VW up! GTI (Foto: Volkswagen)
VW up! GTI (Foto: Volkswagen)
(Foto: Volkswagen)
(Foto: Volkswagen)
(Foto: Volkswagen)

Das Platzangebot ist der Fahrzeugklasse gemäß zumindest hinten nicht gerade üppig. Die Rückbank taugt allenfalls für Kleinkinder und Einkaufstüten. Vorne kommt man dagegen gut klar. Die Sportsitze dort bieten einen ordentlichen Seitenhalt und sind auch für größeren Zeitgenossen gut verstellbar. Vom Lenkrad - griffig und unten abgeflacht - lässt sich das allerdings nur eingeschränkt sagen: Es ist zwar in der Neigung, nicht aber in der Tiefe verstellbar. Die Federung im Up GTI ist immer noch komfortabel, aber sportlich knackig eingestellt. Das Sportfahrwerk legt die Karosserie um 15 mm tiefer. All das sorgt zwar für ein gute Bodenhaftung, aber - verstärkt durch den relativ kurzen Radstand - auch für gelegentliches Poltern und Hoppeln auf schlechten Straßen. Ein ausgeprägter Dachspoiler am Heck soll noch einmal für zusätzlichen Abtrieb sorgen.


16.975 Euro ruft Volkswagen als Basispreis für den Up GTI auf. Für gut 150 Euro mehr gibt es bereits einen ähnlich starken und schnellen, aber deutlich geräumigeren VW Polo. Mit im Preis inbegriffen beim up! GTI: die Insignien des GTI - rote Zierleisten, schwarze Doppelstreifen über den Schwellern, rote Bremssättel, Karo-Muster auf den Sitzen, GTI-Logo innen wie außen. Und auch die Serienausstattung ist ansehnlich und reicht von der Klimaanlage über eine Ambientebeleuchtung bis zum Infotainmentsystem.

(Foto: Volkswagen)
(Foto: Volkswagen)
(Foto: Volkswagen)
(Foto: Volkswagen)
(Foto: Volkswagen)
(Foto: Volkswagen)

Autor: Jürgen Wolff, Nizza  Stand: 17.01.2018
Fotos: Volkswagen