Die Mercedes X-Klasse verströmt Premium-Flair im rustikalen Pickup-Segment, doch die Siebengang-Automatik des technischen Bruder Nissan Navara raubt dem schwäbischen Arbeitstier einiges an Temperament.
Sekundenschlaf
Die Mercedes X-Klasse verströmt Premium-Flair im rustikalen Pickup-Segment, doch die Siebengang-Automatik des technischen Bruder Nissan Navara raubt dem schwäbischen Arbeitstier einiges an Temperament.
"Die Mercedes X-Klasse verbindet wilde Natur mit urbanen Lebensstil", strahlt Mercedes Nutzfahrzeugchef Volker Mornhinweg und bekräftigt, wie zufrieden er mit den Vorbestellungen für die neue X-Klasse sei. Konkrete Zahlen, wie viele Menschen den Pickup mit Stern bereits geordert haben? Soweit geht die Auskunftsfreude dann doch nicht. Die Aussage, dass die X-Klasse eine "Kombination aus Pickup und Premiumauto sei", geht zur Not auch noch als Routine-Prosa eines Redeschreibers durch. Fakt ist: Der Mercedes Pickup teilt sich die Architektur mit dem Nissan Navara und um ein Desaster wie beim Nutzlaster Citan und dem technischen Bruder Renault Kangoo zu vermeiden, denen Ähnlichkeit und Sicherheitsprobleme förmlich ins Gesicht geschrieben war, haben die Mercedes-Designer kräftig an der Optik der X-Klasse gefeilt. "Ich habe gesagt, ich brauche eine satte Breite", erklärt Designer Kai Sieber. Gesagt, getan: der Mercedes Pickup ist um sieben Zentimeter breiter als der Nissan Navara und auch das Antlitz unterscheidet sich deutlich. Die X-Klasse kann sich sehen lassen und das ist für das als Käufer anvisierte Lifestyle-Klientel durchaus entscheidend.
Temperamentraubende Automatik
Die Architektur stammt vom Nissan Navara: Deswegen hat auch die X-Klasse einen Leiterrahmen und eine Starrachse hinten, die mit Schraubenfedern versehen ist und daher einen guten Fahrkomfort liefert. Bei der Geräuschdämmung legten die Mercedes-Ingenieure noch eine Schippe drauf, was zu einer angenehmen Ruhe in der Doublecab-Kabine (vier Türen und Rückbank) führt. Der 140 kW / 190 PS Vierzylinder-Diesel hält sich auch bei forcierter Autobahngeschwindigkeit vornehm zurück. Das gilt allerdings auch für das Temperament. Bis es bei einem Kickdown bei 60 km/h vorwärtsgeht, verstreichen rund zwei Sekunden, die sich endlos lange anfühlen, ehe sich das Triebwerk mit hohen Drehzahlen und einem ebensolchen Geheul ins Zeug legt. Dynamik fühlt sich anders an. Der Schuldige für diesen Sekundenschlaf ist schnell in der Siebengang-Automatik ausgemacht, die dem Pickup jegliches Temperament raubt.
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- Geschrieben von wolfgang-gomoll
- Veröffentlicht: 21. Oktober 2017