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Erfolgsrezept
Dieses Auto wird ein Bestseller - versprochen. Wieder einmal ist Volkswagen mit einem Modell alles andere als schnell. Und doch wird der T-Roc das Segment der kompakten SUV umkrempeln und damit im eigenen Hause sogar den Golf unter Druck setzen.

Erfolgsrezept

VW T-Roc - bei 20.390 Euro geht es los (Foto: Volkswagen)

Dieses Auto wird ein Bestseller - versprochen. Wieder einmal ist Volkswagen mit einem Modell alles andere als schnell. Und doch wird der T-Roc das Segment der kompakten SUV umkrempeln und damit im eigenen Hause sogar den Golf unter Druck setzen.

Der Q2 ist als Einsteiger-SUV bei Konzerntochter Audi prächtig eingeschlagen. Doch der Durchbruch dürfte mit dem Schwestermodell VW T-Roc kommen. In den nächsten zehn Jahren soll allein das Segment der kompakten SUV von derzeit sechs Millionen Neufahrzeuge mächtig anwachsen. "Nahezu 80 Prozent der kleinen Kompakt-SUV werden derzeit in Europa und China verkauft", sagt VW-Vertriebsvorstand Jürgen Stackmann, "zunehmend an Bedeutung für die kleinen SUV gewinnen zudem Brasilien, Indien, Russland und die USA. Wir gehen davon aus, dass sich das jährliche Volumen dieser kleinen Kompakt-SUV weltweit in den nächsten zehn Jahren von heute rund 6,4 Millionen Einheiten auf etwa 10,6 Millionen Fahrzeuge vergrößern wird." Angesichts der gigantischen Nachfrage nach SUV und Crossovern aus unteren und mittleren Segmenten hat der T-Roc sogar Chancen, dem VW Golf das Leben schwer zu machen; der Konkurrenz sowieso.

Drei Leistungsstufen - als Diesel und Benziner

Trendige Proportionen, schickes Design und eine bekannt gute technische Basis inkl. Antrieb, Motoren, Vernetzung und Fahrerassistenz - das Erfolgsrezept des VW T-Roc könnte einfacher kaum sein. Dabei hat der VW-Konzern mehr denn je auf seine Kosten geschaut, denn MQB-Plattform inklusiv Achsen, Spurweiten und Radstand sind bei Audi Q2 und VW T-Roc weitgehend identisch. Zunächst einmal gefällt das Design, das sich frischer, neuer und innovativer als beim Dauerbrenner Golf präsentiert. Der 4,23 Meter lange T-Roc ist zwei Zentimeter breiter und acht Zentimeter höher als sein Vorbild, das deutlich mehr Langeweile versprüht. Das Dach hebt sich dann besonders gut ab, wenn man die Kontrastlackierung wählt, von der sich die VW-Marketingexperten einen Verkaufsanteil von 50 Prozent versprechen. Im Innenraum gibt es das bekannte VW-Design; hier und da etwas bunter aus erwartet, aber auch etwas rustikaler und weniger hochwertig aus beim vergleichbaren Plattformgeber ohne SUV-Gene. Das Platzangebot ist vorne und selbst hinten absolut in Ordnung. Zwei groß gewachsene Insassen haben selbst in der zweiten Reihe genügend Platz, wenn vorne keine Riesen sitzen. Das Ladevolumen lässt sich ganz nach Stellung der Rückenlehne zwischen 445 und 1.290 Liter variieren. Stattliche 100 Liter weniger sind es bei den beliebten Allradversionen.


Der Kunde hat die Wahl zwischen drei Leistungsstufen mit 115, 150 und 190 PS, die alternativ jeweils als Benziner oder Diesel erhältlich sind. Für die kleinen Versionen gibt es nur Frontantrieb und Sechsgang-Handschaltung, in der goldenen Mitte entscheidet sich der Kunde zwischen Front- oder Allradantrieb, sowie Handschaltung oder Doppelkupplungsgetriebe und bei den Topmodellen mit 190 PS gibt es nur das große Antriebspaket. Beim T-Roc müssen es nicht immer die drehmomentstarken Diesel sein, denn gerade der sportlich positionierte Zweiliter-Benziner mit 190 PS macht im 1,5 Tonnen schweren VW T-Roc 2.0 TSI mit seiner Kombination aus drehfreudigem Vierzylinder, Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe und Allradantrieb wirklich Laune. Das maximale Drehmoment von 320 Nm liegt zwar nicht auf dem Niveau eines vergleichbaren Dieselmodells, steht jedoch ebenfalls bereits ab 1.500 U/min zur Verfügung und liegt unverändert bis knapp 4.200 Touren an. Locker schnalzen die Gänge ohne Zugkraftunterbrechung durch die Fahrstufen - herauf und wieder herunter: eine Wonne. 0 auf Tempo 100 schafft der Allradler in soliden 7,2 Sekunden und die Höchstgeschwindigkeit beträgt 216 km/h. Dabei soll der Normverbrauch bei 6,7 Litern Super auf 100 Kilometern liegen. Eine mindestens 280 PS starke R-Version scheint nur eine Frage der Zeit für alle, die noch mehr Tatendrang wollen.

Preise ab 20.000 Euro

Die mitteilungsfreudige Lenkung dürfte einigen Kunden eine Spur zu leichtgängig sein und der Kraftfluss von Vorderachse nach hinten bei Gripverlust könnte ebenfalls schneller von statten gehen, wenn man besonders dynamisch unterwegs ist. Schon nach ein paar Kilometern auf der Landstraße fällt auf, dass der VW T-Roc auch durch seine leicht verbreitere Spur exzellent auf der Straße steht - und fährt. Selbst ist flott gefahrenen Kurven gibt es weder Wanken noch Nicken. Bleibt die Frage, ob es die in keiner Ausstattungsvariante serienmäßigen Adaptivdämpfer sein müssen? Immerhin unterscheiden sich die einzelnen Fahrmodi deutlich mehr, als bei vielen anderen Modellen des Volkswagen Konzerns.

VW T-Roc - unterwegs in Portugal (Foto: Volkswagen)
Das Cockpit des VW T-Roc 2.0 TSI 4motion (Foto: Volkswagen)
VW T-Roc 2.0 TSI (Foto: Volkswagen)
(Foto: Volkswagen)
(Foto: Volkswagen)
(Foto: Volkswagen)

Es scheint so, als könnte sich der VW T-Roc nicht einmal selbst schlagen. Die Preise auf dem deutschen Markt beginnen mit mäßiger Serienausstattung beim dreizylindrigen 115-PS-Benziner bei 20.390 Euro. Das Topmodell mit 190 PS kostet als T-Roc Sport mindestens 30.800 Euro. Damit ist er nicht nur etwas größer, sondern auch deutlich teurer als die Konkurrenz von Peugeot 2008, Mazda CX- 3 oder Fiat 500X. Dafür gibt es mehr Platz, mehr Technik und nach wie vor den Hauch eine Premiumanspruchs, auch wenn der T-Roc das Niveau des übermächtigen Golf nicht ganz erreicht. Der fährt nach wie vor in einer eigenen Liga. Das komplette Ausstattungspaket des Bruders ist auch beim T-Roc verfügbar. So gibt es umfangreiche Fahrerassistenzsysteme, LED-Licht, animierte Instrumente oder zahlreiche Individualisierungsmöglichkeiten innen und außen.


"Der T-Roc setzt einen neuen Maßstab im boomenden SUV-Segment", so Volkswagen-Markenvorstand Herbert Diess, "unsere SUV-Offensive gewinnt durch ihn weiter an Dynamik." Der VW T-Roc soll ebenso wie sein 2018 auf den Markt kommender kleiner Bruder T-Cross als Polo-SUV zum Weltauto werden. Die europäischen Modelle werden im portugiesischen Werk Setúbal bei Lissabon gefertigt, während er für asiatische Regionen im chinesischen Werk Foshan vom Band läuft. Wenn der T-Roc so einschlägt, wie es viele von ihm erwarten, sollte Volkswagen vorbereitet sein. Das portugiesische Werk könnte bei entsprechendem Dreischichtbetrieb pro Jahr bis zu 170.000 Fahrzeuge produzieren.

(Foto: Volkswagen)
(Foto: Volkswagen)
(Foto: Volkswagen)
(Foto: Volkswagen)
(Foto: Volkswagen)
(Foto: Volkswagen)

Autor: Joaquim Oliveira / Stefan Grundhoff, Lissabon  Stand: 12.10.2017
Fotos: Volkswagen