Thront vorne auf der rundlichen Haube nur das Banner von Fuji Heavy Industries, so steht zumindest auf dem Lüftungsgitter am Heck "Subaru 360". Hinter Gitter und Motorklappe schnattert und rattert ein Zweizylinder-Zweitakter auf einem Motorrad mit 360 Kubikzentimetern und einer überschaubaren Leistung von 12 kW / 16 PS, der gemäß der seinerzeit geltenden japanischen Norm gerade nicht einmal vier Liter Normalkraftstoff verbrauchen sollte. In der Realität war es leicht das doppelte. Das reichte, um den nicht einmal 400 Kilogramm schweren Japaner bis zu 90 km/h schnell werden zu lassen. Ungewöhnlich in den späten 50er Jahren: das Kei-Car verfügte vorne wie hinten über eine Einzelradaufhängung sowie je nach Variante über eine manuelle Drei- oder Viergang-Handschaltung. So schafften es einige Marienkäfer sogar in den Motorsport.
Wenige Modelle für das Ausland
Erstmals enthüllt wurde der Viersitzer im März 1958 als eines der ersten Kei-Cars für Großserienfertigung in Tokio. Die so genannten Kei-Cars genossen damals wie heute entsprechende Privilegien in Sachen KFZ-Steuer und Nachweis eines Parkplatzes. Das wichtigste war jedoch der günstige Preis. Denn erstmals war es japanischen Familien möglich, statt eines Zweirades ein Fahrzeug anzuschaffen, mit dem die Familie trocken und vergleichsweise sicher transportiert werden konnte. Die beiden Türen waren für das leichtere Ein- oder Aussteigen hinten angeschlagen und in den ersten Jahren mussten die Modelle mit einer Minimalausstattung auskommen, die unter anderem nur einen Scheibenwischer auf der rechten Fahrerseite umfasste. Erst im Laufe der Jahre gab es für die Luxusmodelle einen zweiten Scheibenwischer sowie zwei Außenspiegel und weitere Komfortausstattungen.
Der Subaru 360 blieb kein Einzeldarsteller. So folgte auf den viersitzigen Marienkäfer eine fünfsitzige Limousine mit breiter Rückbank, ein unrealisierte Roadsterstudie, ein Cabriolet mit Hardtop und Verdeck, die Kombiversion "Custom", sowie Nutzfahrzeugvarianten mit offener und geschlossener Ladefläche. Einige 360er drehten in den 1960er Jahren sogar laut schnatternd ihre wilden Runden auf japanischen Rennstrecken. Zum Ende seiner Produktionszeit schaffte es der Subaru 360 dann tatsächlich noch über den Pazifik in die USA (als Linkslenker) und nach Australien. 1968 stand er zu Preisen von unter 1.500 Dollar in einigen Schauräumen von amerikanischen Händlern - zumeist in der Exportversion Subaru Maia 450 mit dem EK-51-Triebwerk mit 423 ccm und 23 PS. Nur eine Handvoll Modelle wurden sogar nach Australien verschifft. Kurz vor dem Produktionsende 1970 legte Subaru Young-S (mit Rallyestreifen und Drehzahlmesser) und Young-SS-Modelle (mit Doppelvergaser) auf, mit kräftigeren 18 kW / 25 PS- bzw. 26 kW / 36 PS-Motoren. Bis heute markiert der Subaru 360 (K 111) einen so wichtigen Beitrag zur Industriekultur Japans, dass die Japan Society of Mechanical Engineers (JSME) den Winzling als "industrielles Kulturerbe 2016" mit der laufenden Nummer 78 der wertvollsten Produkte auszeichnete.
Fotos: Walter Tillmann
- Details
- Veröffentlicht: 15. September 2017