Überhaupt präsentieren sich beide Modelle ab Werk in einer Buchhalterausstattung, wie man es für Premium-SUV im Jahre 2017 nicht für möglich gehalten hätte. Mercedes bietet seinen mindestens 47.219 Euro teuren GLC 250d 4matic tatsächlich mit betagtem Halogenlicht an. Selbstverständlichkeiten wie Sitzheizung, Alarmanlage, Navigationssystem oder digitales Radio müssen ebenso extra bezahlt werden, wie ein 66-Liter-Tank. Das Standardmodell schluckt gerade einmal winzige 50 Liter. Leider sieht es beim Audi Q5 2.0 TDI (ab 46.400 Euro) nicht anders aus. Zwar ersparen sich die Ingolstädter die Tankposse und lassen ihr Modell durchweg 65 Liter an der Zapfsäule schlucken, doch in Sachen Ausstattung sieht es sonst nicht besser aus. Hier gibt es ab Werk ebenfalls nur Xenonlicht; Sitzheizung, Alarmanlage oder Navigation stehen auch hier nur in der endlosen Aufpreisliste. Wer beide Modelle nur mit dem klassenüblichen Mindestpaket bestellt, bezahlt leicht 55.000 Euro. Und wenn es die zahllosen Fahrerassistenzsysteme oder vollelektrische Ledersitze sein sollen, dass wird es schnell noch deutlich teurer. Beim Thema Bedienung und Navigation holt sich der Audi Q5 wertvolle Punkte gegenüber dem Mercedes GLC. Beides wirkt bei dem in Mexiko gebauten Ingolstädter moderner auch wenn die Bedienung bei beiden Modellen über die Dreh-Drücksteller nicht derart intuitiv wie beispielsweise beim BMW X3 ist. Beide Displays verzichten auf eine Touchfunktion.
Luftfeder auf Wunsch
Dafür gibt es moderne Vierzylinderdiesel, von denen der Audi Q5 der deutlich ausgewogenere ist. Er leistet als 2.0 TDI zwar nur 140 kW / 190 PS und ein maximales Drehmoment von 400 Nm ab 1.750 U/min, doch steht er dem GLC 250d von Mercedes mit seinen 150 kW / 204 PS aus 2,2 Litern Hubraum und doppelter Turboaufladung in Sachen Tatendrang trotz 100 Nm weniger kaum nach. Im Gegenteil: der 1,9 Tonnen schwere Audi beschleunigt aus dem Stand in 7,9 Sekunden auf Tempo 100 und schafft dabei fast 220 km/h Höchstgeschwindigkeit. Dabei läuft der Motor deutlich vibrationsärmer als der Mercedes-Diesel, der besonders im kalten Zustand wie ein rustikaler Traktor wirkt. Immerhin stimmen seine Fahrleistungen, denn er beschleunigt von 0 auf Tempo 100 in 7,6 Sekunden und schafft 222 km/h Höchstgeschwindigkeit. Die Kombination mit der neunstufigen Getriebeautomatik passt gut, wenn auch die Gangwechsel nicht derart direkt wie beim siebenstufigen Doppelkupplungsgetriebe von Audi vonstattengehen. Da beide auch beim Realverbrauch auf Augenhöhe liegen (Audi Q5: 7,5 Liter / Mercedes GLC: 7,3 Liter) macht der ruhiger laufende Selbstzünder im Vier-Ringe-Modell das Rennen, auch wenn er niemals an die Laufruhe und Souveränität eines Sechszylinders heranreicht. Beiden Konkurrenten merkt man im Fahrbetrieb schnell an, dass sie rund 1,9 Tonnen Leergewicht auf die Fahrbahn drücken. Hier kommen selbst drehmomentstarke Vierzylinderdiesel an ihre Grenzen des entspannt-ambitionierten Fahrens.
Beim Fahrwerk gehen beide anders als die meisten Konkurrenten einen anderen Weg. Neben den normalen Feder-Dämpfer-Kombinationen bieten beide optional jeweils gute, aber überaus teure Luftfedervarianten an, deren Vorteile im Realbetrieb ohne Geländeeinsatz nicht so recht einleuchten mögen. Zwar lässt sich die Bodenfreiheit mannigfaltig variieren und im Komfortbereich gibt es spürbare Vorteile gegenüber rein adaptiven Dämpfern, doch wieder einmal macht der Preis die Musik. Mercedes lässt sich seine feine Luftfeder mit 2.261 Euro extra bezahlen und Audi ist mit 1.900 Euro nicht viel günstiger. Muss hüben wie drüben nicht sein. Das normale Dämpfersystem ist beiden Konkurrenten mehr als ausreichend, wobei der Audi je nach Räderkombination das etwas komfortabler abgestimmte Fahrzeug ist. Seine Lenkung ist präziser und er federt feiner ab als der Mercedes GLC, der gerade auf der Autobahn etwas straffer daherkommt. Insbesondere in seinen Sportmodi wirkt er straffer, aber weniger filigran als der Q5 abgestimmt.
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- Veröffentlicht: 12. Juli 2017