Der Motor ist der genüssliche Gipfel des Prinzip-Anachronismus. Unter der Motorhaube mit den beiden großen Nüstern tobt ein archaischer 4,7 Liter V8-Sauger mit 338 kW / 460 PS und vielen Ferrari-Genen. Downsizing? Turbo? Hybrid? Jetzt schmeckt unserem imaginären Gesprächspartner das Heißgetränk nicht mehr. Das Triebwerk ist noch eines von der alten Schule und will gefordert werden. Turbo-Wumms? Das maximale Drehmoment von 520 Newtonmetern steht erst bei 4.750 U/min zur Verfügung. Dass die Drehfreude in einem Norm-Durchschnittsverbrauch von 14,3 Litern pro 100 Kilometer resultiert, verwundert nicht. Sobald man die Bella Macchina von der Leine lässt, versteht man warum. Das klassische Triebwerk, saugt schlürft, grummelt erst und knurrt bei hohen Drehzahlen so inbrünstig rotzig, dass man freiwillig in den Leerlauf geht, nur um diesen grandiosen Klang zu lauschen. Vor allem im Sport-Fahrmodus, wenn die Auspuffklappen geöffnet sind und der Motor frei atmen kann.
Lange Ecken bevorzugt
Dann strafft sich das ganze Auto. Das automatisierte Sechsganggetriebe erwacht aus seiner Schaltgeschwindigkeits-Lethargie, wechselt die Gänge spürbar schneller und das Gaspedal giert nach den Befehlen des rechten Fußes. Dann passt es ganz gut, dass wir in der MC-Sport-Version unterwegs sind, deren Fahrwerksabstimmung straffer ist, als bei den anderen Versionen des Dreizack-GTs. Das hilft bei schnellen Kurven, die der Maserati sehr souverän nimmt. Wenn nur die direkte Lenkung mitteilungsbedürftiger wäre, wenn man den GT mit Verve um Ecke schmeißt. Denn der Vorderwagen macht genau das, was man will und das Heck zuckt dank des Sperrdifferentials freudig mit. Dennoch: Ein reinrassiger Slalomtänzer wird der Maserati GT nie. Das verhindert schon der 2,94 Meter-Radstand und das Gewicht. Immerhin schlägt sich der Hecktriebler in engen Kurven ganz ordentlich; auch wenn andere das mittlerweile besser können. Die große Stärke des Maserati sind langgezogene Ecken und die langen Strecken. Allerdings ist die MC-Version mit klassischem Fahrwerk knackiger unterwegs, als die Varianten mit Skyhook-Dämpfern.
So oder so: Viele werden gegen den Dreizack auf der Straße kein Land sehen: in 4,7 Sekunden ist Landstraßentempo erreicht und erst bei 301 km/h ist Schluss. Die Brembo-Stahlbremsen verrichten ihren Dienst zuverlässig, aber nicht überragend. Zur Bestnote fehlt ein genauerer Dosierpunkt. Doch das alles wird einem echten Maserati-Fan egal sein. Der neue GT ist alt und trotzdem modern anders. Das soll er auch sein. Bleibt nur noch der Preis: Macht dann mindestens 149.250 Euro für den GranTurismo MC. Ein Mercedes S 500 Cabrio mit 335 kW / 455 PS ist das reifere Auto kostet mindestens 140.544,95 Euro, hat aber weniger Flair. Nur hält auch bei Maserati der Mythos nicht ewig.
Fotos: press-inform / Maserati
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- Geschrieben von wolfgang-gomoll
- Veröffentlicht: 11. Juli 2017