Es ist kein Wunder, dass sich die Autohersteller die Finger nach der anfangs müde belächelten Rennserie ohne Benzingeruch lecken. Kurz bevor der Teamtross zum ersten Saisonrennen 2016 / 2017 nach Hong Kong aufbrach, sprangen Jaguar und BMW auf den surrenden Formel-E-Zug auf. Mercedes kann eine Option ab der Saison 2018 / 2019 ziehen. PSA-Ableger DS war zuvor ebenso mit dabei wie Renault, Mahindra und das chinesische Start-Up-Unternehmen Farraday Future. Das deutsche Team Abt-Schaeffler bekommt ab dieser Saison tatkräftige Unterstützung von Audi; ab kommendem Jahr geht dann ein komplettes Audi-Team an den Start bevor BMW und ggf. auch Mercedes in der Saison fünf in die FIA-Serie einsteigen. "Wir sind hocherfreut, bestätigen zu dürfen, dass wir einen unserer beiden Plätze für Neueinsteiger ab der fünften Saison für Mercedes GP reserviert haben", so Formel-E-Chefvermarkter Alejandro Agag, "die Formel E möchte sich zu der Plattform entwickeln, auf der die Automobilhersteller neue Technologien testen und entwickeln, bevor sie sie in ihren Straßenfahrzeugen einführen. Die Formel E entwickelt sich zu einer spannenden Mischung aus etablierten Herstellern wie Renault, Citroen-DS, Audi, Mahindra oder Jaguar sowie neuen futuristischen Marken wie Faraday Future, NextEV oder großen Komponentenherstellern wie Schaeffler und ZF."
Renault weit vorn
Renault dreht der internationalen Konkurrenz bisher nicht nur mit seiner jüngst verlängerten Fahrerpaarung Sebastien Buemi und Nicolas Prost eine Nase. Technologisch fahren die Franzosen vorneweg, hört man allseits aus dem Fahrerlager. Renault will sich in den nächsten Jahren auf Elektromodelle konzentrieren; da ist die Rennserie Formel E wohl geeigneter als das aktuelle Formel-1-Engagement. Bei den deutschen Premiumherstellern Audi, BMW und Mercedes haderte man lange. Doch der Druck, eine nennenswerte Zahl von Elektroautos auf die Straße zu bringen, wird immer größer. Also ab in die Formel E. Auch wenn der sportliche wert noch überschaubar ist, erscheint die Marketingplattform in den nächsten Jahren ausbaufähig. "In den letzten zehn Jahren haben wir uns hier mit BMW i eine führende Position in der Automobilindustrie erarbeitet", so BMW-Entwicklungsvorstand Klaus Fröhlich, "durch unsere Partnerschaft mit Andretti in der Formel E findet jetzt im Unternehmen zusätzlich ein intensiver Austausch zwischen Rennsport und Serienentwicklung statt, von dem beide profitieren."
Dabei hat die Formel E mit den gleichen technischen Problemen zu kämpfen wie die Elektroautos auf der Straße. Auch in der Saison Nummer drei sind in den Rennwagen Standardakkus von Williams verbaut. Die reichen nicht einmal für ein ganzes 60-Minuten-Rennen. Während bei anderen Serien Reifen gewechselt und nachgetankt wird, springen die Formel-E-Piloten zur Mitte der Rundenjagd in ein zweites, baugleiches Auto, das über genügend Leistung bis zur Zieleinfahrt verfügt. Deutlicher kann man der Öffentlichkeit kaum zeigen, dass das Thema Reichweite unverändert das Kernproblem ist.
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- Veröffentlicht: 12. Juni 2017