Vier Tage lang herrscht zwischen Brescia und Rom Ausnahmezustand. Wenn 450 Oldtimer und deren Begleitfahrzeuge in Italien einfallen, dann denkt keiner mehr an Fahrverbote, Dauerstaus und alternative Antriebe. Die Mille Miglia feiert in diesem Jahr 90. Geburtstag und den 40. Jahrestag ihrer Wiederauferstehung im Jahre 1977.
Ausnahmezustand
Vier Tage lang herrscht zwischen Brescia und Rom Ausnahmezustand. Wenn 450 Oldtimer und deren Begleitfahrzeuge in Italien einfallen, dann denkt keiner mehr an Fahrverbote, Dauerstaus und alternative Antriebe. Die Mille Miglia feiert in diesem Jahr 90. Geburtstag und den 40. Jahrestag ihrer Wiederauferstehung im Jahre 1977.
Mille Miglias gibt es auf der Welt mittlerweile dutzende, doch das einzig echte Rennen um die tausend Meilen findet jedes Jahr Mitte Mai zwischen dem norditalienischen Brescia und der Hauptstadt Rom statt. Längst geht es dabei nicht mehr darum, die knapp 1.700 Kilometer in Höchstgeschwindigkeit zurückzulegen. Die Bestzeit, aufgestellt im Jahre 1955 von Rennlegende Stirling Moss in einem Mercedes 300 SLR, ließe sich im normalen Alltagsverkehr heute sowieso nicht mehr in weniger als elf Stunden zurücklegen. Die Durchschnittsgeschwindigkeit lag seinerzeit bei atemberaubenden 157 km/h. Nach ihrem Ende im Jahre 1957 wurde die Mille Miglia 1977 aus ihrem automobilen Dornröschenschlaf erweckt und ist seither offiziell eine Gleichmäßigkeitsfahrt mit rund 120 einzelnen Schlauchprüfungen, in denen es um hundertstel Sekunden geht. Schnell und scharf gefahren wird immer noch, doch für die meisten der mittlerweile 450 Teilnehmer ist die sonntägliche Zieleinfahrt in Brescia der eigentliche Sieg.
Begeisterung und Kritik
Die Oldtimerrallye umgibt ein weltweiter Mythos, den man nur dann verstehen kann, wenn man einmal selbst ins Steuer gegriffen hat. Auch wenn die Kritik in der italienischen Öffentlichkeit wächst, der Tross der Begleitfahrzeuge für zunehmendes Ärgernis sorgt und die mitrasenden Fans immer wieder gefährliche Situationen produzieren - die Mille Miglia muss man einmal erlebt haben. "Die Mille Miglia ist natürlich ein Mythos", so der Schweizer Adrian Gattiker der mit einem Mercedes 300 SL bereits zum dritten Mal teilnahm, "dieser Mythos wird Realität, wenn man dann die Mille Miglia fährt. Es ist einfach einzigartig." An den Straßen jubeln hunderttausende von begeisterten Zuschauern, die Fahrzeuge zu sehen bekommen, die sonst in Privatsammlungen versteckt stehen. Zugelassen sind bei der Mille Miglia jene Fahrzeuge, die in den Veranstaltungsjahren des ursprünglichen Rennens von 1927 bis 1957 gebaut wurden. Wo bekommt man sonst in freier Wildbahn automobile Legenden wie Alfa Romeo 6C, Mercedes 300 SL, Jaguar XK 120, Porsche 356 oder spektakuläre Vorkriegsmodelle wie die BMW 328, Mercedes SSK, Amilcar GCSS oder die einzigartigen O.M. Modelle zu sehen? Gerade in den frühen Vorkriegsmodellen ist das 1.700-Kilometer-Rennen eine echte Herausforderung für Mensch und Maschine.
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- Veröffentlicht: 21. Mai 2017