Die Zeiten ändern sich zudem stetig und rasend schnell. Wachsende Mobilität, Digitalisierung oder auch Nachhaltigkeit. Sie beeinflussen neue Farbtrends. Diese werden zunächst in der Mode sichtbar, dann auf Möbeln und später in der Auto-Welt. "Solche Veränderungen werden auch von unseren Kunden wahrgenommen. Ihr Geschmack wandelt sich entsprechend", erläutert Susanne Gerken. So war Grün für Volkswagen nie eine wichtige Farbe. "Das hat sich geändert. Durch Vernetzung und Globalisierung werden Gesellschaften durchlässiger und toleranter. Farben stigmatisieren nicht mehr", prognostiziert Gerken der ehemals als Jägergrün verspotteten Farbe eine rosige Zukunft.
Alles kann inspirieren
Nur woher holen sich Designer und Mitarbeiter der Colour and Trim-Abteilungen ihre Zukunftsprogosen? "Wir holen uns Inspirationen von überall. Ob es nun meine Wasserflaschen oder Möbelstücke auf einer aktuellen Messe sind - wir müssen mit offenen Augen durch die Welt gehen. Alles kann inspirieren", verrät Maria Greger, bei Mazda für Farben und Materialien zuständig. Serife Celebi sieht das sehr ähnlich: "In der Landschaft, am Strand, im Himmel, bei Palmen, das Zusammenspiel der Farben, Gedichte über Farben, Designer- und Möbelmessen, Restaurants... Als Designer ist man immer neugierig. Auch ein herabfallendes Laubblatt könnte mir als Inspiration dienen. Wir sind letzten Endes dafür verantwortlich, das Auto anzuziehen. Und die Kleidung muss zur Figur des Autos passen."
Textildesignerin Gerken sieht das ähnlich: "Wir wollen unsere Autos nicht verkleiden, sondern mit Hilfe von Farben und Materialien perfektionieren. Wir versuchen die Details so zu betonen, dass sie eine stimmige und starke Gesamtwirkung unterstützen." Die große Frage ist aber natürlich: "Spielt der Kunde denn überhaupt noch eine Rolle bei der Entscheidungsfindung?" "Wir hören uns an, wer die antizipierte Zielgruppe sein soll und versetzen uns in ihre Lebenswirklichkeit. Wie sieht dieser Kunde aus, was würde er anziehen, wie lebt er, wie ist er drauf, was macht er in der Freizeit, was hört er für Musik? So kann man sich viel besser mit ihm identifizieren", lässt Opel-Designerin Belinda Günther durchblicken. Und weiter: "Klar, es gibt ein paar Grundregeln. Wenn ich in der Organisation Farben vorstelle, für 2019 oder 2020, dann brauche ich ein paar Fakten, um zu unterstreichen, warum ich diese und nicht andere genommen haben. Aber letztlich läuft es wirklich auf individuellen Geschmack hinaus. Und der ist schwer messbar."
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- Geschrieben von marcel-sommer
- Veröffentlicht: 09. Mai 2017