Bei der Modellpflege der Mercedes S-Klasse macht das Flaggschiff des Autobauers einen weiteren Schritt beim autonomen Fahren und lässt die Konkurrenz alt aussehen.
Führungswechsel
Bei der Modellpflege der Mercedes S-Klasse macht das Flaggschiff des Autobauers einen weiteren Schritt beim autonomen Fahren und lässt die Konkurrenz alt aussehen.
Bei Mercedes ist nichts mehr, wie es einmal war. Früher war die S-Klasse der Technologieträger und die anderen Modellreihen mussten warten, bis sie an der Reihe waren. Mit der aktuellen E-Klasse veränderte sich die Gewichtung: Jetzt hatte auf einmal die Business-Limousine bei den Assistenzsystemen den Hut auf und lieferte auch beim autonomen Fahren eine mehr als überzeugende Vorstellung ab, die die Konkurrenz aus München und Ingolstadt um die Nase bleich werden ließ. Mit der Modellpflege der S-Klasse, die im Herbst auf den Markt kommt, ist die Daimler-Welt wieder in Ordnung. Das Flaggschiff segelt technologisch wieder voran und macht einen weiteren Schritt hin zum autonomen Fahren. Wer jetzt eine bahnbrechende augenfällige Innovation erwartet, wird enttäuscht. Die Mercedes-Ingenieure haben das Thema der Sensoren-Fusion auf ein neues Niveau gehoben. Jetzt unterstützen das Navigationssystem, die dazugehörigen Kartendaten und das GPS Sensoren, wie Radar und Stereokamera. "Wir wollen das Fahrverhalten naturalisieren", sagt Christoph von Hugo, Leiter aktive Sicherheit. Um die wichtigste Frage gleich vorneweg zu beantworten: bis zu 30 Sekunden kann die S-Klasse autonom fahren. Offiziell. Wer schon mal ein E-Klasse Coupé von der Leine ließ, weiß, dass es auf der Autobahn im echten Leben auch deutlich länger geht. Zumal das Geheimnis hinter der autonom agierenden S-Klasse die identische Hardware, aber mit einer neuen Software ist.
Auch auf der Landstraße autonom
Das Resultat des neuen Gehirns: Die neue S-Klasse verlässt den angestammten Lebensraum von Tempomat & Co. Jetzt klappt das autonome Fahren auch auf der Landstraße. Bei den Probefahrten macht das System einen ausgereiften Eindruck. Vor allem das Zusammenspiel zwischen Radar, Stereokamera und GPS-Navigation imponiert und hängt die Latte für die Premium-Konkurrenz noch ein Stück höher. Auffällig ist vor allem, wie geschmeidig der Robo-Fahrer auch auf schmalen Asphaltbändern agiert. Das Nicken auf dem Beifahrersitz gehört der Vergangenheit an. Bei aktivierter Tempomaten ist auch das ruckartige Entlanghangeln an Kurvenbegrenzungen passé. Der Auto-Pilot zieht eine perfekte Linie durch die Biegungen, hält rund einen halben Meter Abstand zu den Markierungen. Wenn die Kurve zu eng ist, muss der Fahrer richtig ins Volant greifen. Allerdings reduziert der Autopilot schon in weißer Voraussicht die Geschwindigkeit, wenn sich das Fahrzeug der Richtungsänderung nähert. Auch ein Resultat der Verknüpfung von Kartendaten und GPS. "Wir haben bei Versuchsfahrten ohne aktiviertem System rund 1000 Spurverletzungen festgestellt, mit aktiviertem Assistenten waren es etwa 30", sagt Ingenieur Frank-Werner Mohn.
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- Geschrieben von wolfgang-gomoll
- Veröffentlicht: 17. März 2017