Wird der 1,8 Liter große Vierzylinder-Benzinmotor mit seinen 99 PS zum Leben erweckt, passiert erstmal wenig. Denn in vielen Fällen hat erst einmal der 82 PS starke Elektromotor das Zepter in der Hand. Einem lautloses Anlassen beziehungsweise dann auch Anfahren steht im Prinzip nichts im Wege. Zwei Kilometer sollen laut Toyota theoretisch aber eigentlich auch praktisch, denn immerhin wird es so in die Welt hinausposaunt, rein elektrisch zurückzulegen sein. Soviel zur Theorie. Denn, mit Ausnahme des Falles, in dem der Prius+ auf einem Berggipfel geparkt wurde und es ausschließlich bergab geht, macht in kürzester Zeit der Verbrennungsmotor auf sich aufmerksam. Zwar auch nicht störend laut. Aber wenn vorher gar nichts zu hören ist, kommen einem auch vermeidlich leise Motorengeräusche wie ein schlecht klingendes Orchester vor. Gleichzeitig sorgt das bei Betätigung der EV-Taste, die den Verbrenner eigentlich in den Tiefschlaf verbannen soll, im Display auftauchende "Der EV-Modus ist gerade nicht verfügbar", wie eine stete Ohrfeige ins Gesicht des umweltbewussten Autofahrers.
Viel Platz
Damit der Arbeitsbeginn des Verbrenners möglichst weit hinausgezögert wird, hat sich Toyota aber immerhin ein nettes Gimmick, beziehungsweise eine nette Applikation ins Bordsystem installieren lassen. Die Wasserglas-App soll Prius-Fahrer zum defensiven Anfahren motivieren. Das Prinzip ist simpel: Wer zu rasch anfährt, verschüttet digitales Wasser. Nett gemeint, allerdings ein wenig ablenkend. Der Vorteil beim Wasserverschütten liegt jedoch leider auf der Hand: Die Gesamtleistung steigt auf 139 PS, so dass das Gefühl in Kaugummi zu treten ein wenig weicht. Denn eine Fahrt im maximal 165 Kilometer pro Stunde schnellen Fronttriebler wirkt nicht nur marketingfreundlich ausgedrückt entschleunigend. Der in Aussicht gestellte positive Effekt von lediglich 4,1 Liter Benzinverbrauch auf 100 Kilometern wird in der Praxis leider um bis zu zwei Liter verfehlt. Und das trotz 500 Kilometer langer, Stop-and-go freier, gemütlicher Tempo 100-Autobahnfahrt mitten durch die flachen Niederlande. Zum Vergleich: Ein 540 PS starker V8-Supersportwagen der Marke McLaren braucht bei gleicher Fahrweise nur zwei Liter mehr auf 100 Kilometern.
Doch wenn schon der versprochene Niedrigverbrauch nicht zum Kaufen überzeugen kann, dann vielleicht das Plus im Namen. Denn damit gemeint ist ein großes Plus an Raum, Platz und Sitzen. Genauer gesagt verfügt der Prius+ über bis zu sieben Sitze, ein maximales Kofferraumvolumen von bis zu 1.750 Litern und ausreichend Beinfreiheit in der mittleren Reihe, die sich dank der drei verschiebbaren Einzelsitze erweitern oder auch einschränken lässt. Was schnell klar wird ist die Tatsache, dass sich der Toyota Prius+ in Sachen Platzangebot vor keinem Konkurrenten verstecken braucht. Und wenn Herr Toyoda seinen Designern noch ein wenig ins Gewissen redet, könnte das mit dem Lächeln vielleicht auch irgendwann klappen.
Fotos: Toyota
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- Geschrieben von marcel-sommer
- Veröffentlicht: 22. Februar 2017