In Kuba, jahrzehntelang wirtschaftlich hinter einem eisernen Vorhang verborgen, entwickelte sich eine automobile Subkultur, die weltweit einzigartig ist. Improvisation ist alles.
Improvisation ist alles
In Kuba, jahrzehntelang wirtschaftlich hinter einem eisernen Vorhang verborgen, entwickelte sich eine automobile Subkultur, die weltweit einzigartig ist. Improvisation ist alles.
Auch wer noch nie in Kuba war, kennt die Bilder der kunterbunten US-Straßenkreuzer, die seit den 50er Jahren die grauen Straßen der Hauptstadt Havanna bevölkern. Neue Autos waren in dem Karibikstaat seit der Revolution von 1959 nicht zu bekommen. So beschaffen sich die Kubaner seit mehr als einem halben Jahrhundert die Ersatzteile auf mehr oder weniger legalen Wegen selbst. Auch wenn die wirtschaftliche Embargomauer langsam bröckelt, fehlt schlicht das Geld für Neuanschaffungen. Daher wird auch weiterhin repariert, was das Zeug hält. Geht nicht scheint es nicht zu geben.
Revolution in 1959
Horge Hernandez ist gelernter Automechaniker - oder besser: automobiler Improvisationskünstler - wie sein Vater, der alten US-Limousinen vom Typ Impala, Bel Air oder Fairlane ohne große Mittel mit viel Hingabe neuen Odem einhauchte. "70 Prozent unserer Kunden wollen eine komplette Restaurierung", erzählt Horge Hernandez und wischt sich in seinem rotgrünen Einteiler den Schweiß von der Stirn, "das dauert ein halbes Jahr oder mehr, weil wir die Teile nicht so schnell bekommen. Sonst wäre man nach ein bis zwei Monaten mit allem fertig." Eine Restaurierung kostet dabei 6.000 bis 10.000 Cucs. Ein Betrag, den sich hier kaum jemand leisten kann. Die Restaurierungen werden daher meist von mehreren Freunden bezahlt, bevor die Autos zu Taxis und somit zu einer Einnahmequelle für mehrere werden. Horge betreibt in dritter Generation seine Autowerkstatt, eine halbe Stunde außerhalb von Havanna. Pro Jahr bastelt er zusammen mit ein paar Kollegen an 15 bis 30 Autos herum. Hinweisschilder oder ein Werbebanner sucht in dem Außenbezirk man vergeblich. Den Weg zu dem 56jährigen Horge Hernandez muss man kennen - wie fast überall in Kuba. Offiziell ist hier wenig und die Reparatur von alten Autos findet abseits staatlicher Regierungsbehörden statt.
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- Veröffentlicht: 07. Juli 2016