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Nissan peppt seinen Bestseller Qashqai auf. Die Modellpflege bringt nicht nur eine optische Auffrischung, sondern auch spürbare technische Verbesserungen.

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Der Nissan Qashqai ist ab August erhältlich (Foto: press-inform / Nissan)

Nissan peppt seinen Bestseller Qashqai auf. Die Modellpflege bringt nicht nur eine optische Auffrischung, sondern auch spürbare technische Verbesserungen.

Ich denke, also bin ich, lautet der berühmte Satz des Philosophen René Descartes. Beim Qashqai müsste der Spruch lauten: "Ich piepse, also rolle ich!" Wenn man mit Kompakt-SUV unterwegs ist melden sich die Assistenzsysteme, die unter dem effektheischenden Namen "Safety Shield" (Schutzschild) agieren, mit eindringlichen akustischen Warnhinweisen. Dass man die Beschallung auch auf lautlos stellen kann, beruhigt. Zumal die Schutz-Armada, zu der ein Spurwechsel- und ein Toter-Winkelwarner gehören, im Zuge der Modellpflege weiter aufgerüstet wird: Der Notbrems-Assistent erkennt jetzt auch Fußgänger und die Rückfahrkamera weist auf Querverkehr hin. Auf Nissans "Pro Pilot", der ersten Stufe des autonomen Fahrens mit Stau-Assistent, einen adaptiven Tempomaten und einem Spurhalte-Assistenten, also auch Lenkradeingriffe, müssen die Qashqai-Fahrer noch bis Frühjahr des nächsten Jahres warten.

Retuschen bei der Optik

Bei den Assistenzsystemen ist der Qashqai gut bestückt und auch beim Platzangebot schlägt sich das 4,39 Meter lange Fahrzeug gut. Vorne und hinten haben Erwachsene problemlos ausreichend Platz; ddass die Sitze deutlich bequemer sind als bisher, verbessert den guten Eindruck. Der Kofferraum hat ein Ladevolumen von 430 bis 1.585 Liter und die Ladefläche ist eben, wenn man die Lehnen der Rückbank umlegt. Alles effizient und ohne großen Schnickschnack - diese No-Nonsense-Attitüde hat den Nissan Qashqai zur Nummer eins in Europa gemacht, noch vor dem VW Tiguan und den Hyundai Tuscon.


Ein echter Schönling war der Japaner bisher nicht, denn auch optisch stand die Praktikabilität im Vordergrund. Das ändert sich mit dem Facelift, das den Namen verdient. Der Nissan Qashqai wirkt erwachsener, frischer, bei weitem nicht mehr so bieder, wie bisher, was ihn massentauglicher macht. Die schicke Front inklusive Voll-LED-Scheinwerfer ist zerklüfteter als bisher. Um den Luftwiderstand weiterhin möglichst gering zu halten, befinden sich vorne am Unterboden sogenannte Vortex-Generatoren, die den Luftstrom in geordnete Bahnen lenken und so die Verwirbelungen reduzieren. Damit wird laut den japanischen Ingenieuren, die sich diesen Kniff haben patentieren lassen, eine der Hauptquellen für Fahrgeräusche deutlich reduziert. Das Senken der Dezibel im Innenraum steht im Fokus der Modellpflege, dazu tragen auch verbesserte Dämm-Materialien in den Türen und hinter den hinteren Radläufen sowie dickere Scheiben bei. Die Materialien des Cockpits präsentieren sich schicker und wertiger, vor allem der dickere Lenkradkranz fällt positiv auf, da das Volant besser in der Hand liegt. Auch das neue unten abgeflachte Design und der größere Durchblick auf die Rundinstrumente helfen dem Fahrer.

Blasser Motor

Echte Sommergefühle kommen im Interieur des Qashqai nicht auf. Dunkle Töne dominieren nach wie vor die Wohnlandschaft. Das Infotainment-System gibt es jetzt mit Bose-Anlage und einer App-ähnlichen Anmutung. Auf Apple CarPlay und Android Auto müssen die Käufer aber noch etwas warten. "Wir beschäftigen uns damit", verspricht Chef-Produktplaner Kimihiro Kusayanagi. Wo die Japaner aber spürbar Hand angelegt haben, ist das Fahrwerk mit veränderten Dämpfern und einem stärkerer Querstabilisator. Die neue Abstimmung trägt Früchte: Die Untersteuerneigung ist deutlich zurückgegangen und der Qashqai flitzt neutraler um die Ecken als bisher, nur beim Hineinwerfen in enge Kurven schiebt der kompakte Crossover deutlich spürbar über die Vorderräder.

Das Heck ist überarbeitet (Foto: press-inform / Nissan)
Das Cockpit ist mit wertigeren Materialien ausgestattet (Foto: press-inform / Nissan)
Der Kofferraum des Nissan Qashqai fasst 430 bis 1.585 Liter (Foto: press-inform / Nissan)
(Foto: press-inform / Nissan)
(Foto: press-inform / Nissan)
(Foto: press-inform / Nissan)

Die Hatz über Landstraßen gehört nicht zur Kernkompetenz eines kompakten Crossovers, mehr ist das schon beim Komfort der Fall. Auch da hat sich der Qashqai merklich verbessert und bügelt Bodenunebenheiten souverän weg, ohne in ein übertriebenes Nachfedern zu verfallen. Der 1.6 Liter Benziner kann trotz seiner 120 kW /163 PS und dem maximalen Drehmoment von 240 Newtonmetern mit dem Fahrwerk nicht ganz mithalten: Um mit etwas Schmackes voranzukommen, muss das Aggregat durch häufige Gangwechsel und hohen Drehzahlen bei Laune gehalten werden, da unterhalb von 3.000 U/min wenig vorangeht. Ein etwas präzisere Getriebe mit kürzeren Wegen, würde das Schaltvergnügen erhöhen, zudem wächst mit den Umdrehungen auch die Geräuschkulisse des Triebwerks.


Das dürfte sich auch negativ auf den Benzin-Durst auswirken. Der Norm-Durchschnittsverbrauch von 5,8 l/100 km wurde bei den Testfahrten um zwei Liter übertroffen. Immerhin: Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h und einer Beschleunigung von null auf 100 km/h in 8,9 Sekunden, ist der Fronttriebler einigermaßen dynamisch. Insgesamt ändert sich bei den Antriebsvarianten nichts. Weiterhin sind zwei Diesel- und zwei Benzinmotoren erhältlich, die auch mit einem Allradantrieb (1.6 dCi) und einem CVT-Getriebe kombiniert werden können. Neu ist dagegen die Top-Ausstattungslinie Tekna+. "Wir wollen auch Kunden ansprechen, die den Qashqai mit dem Audi Q3 vergleichen", heißt es bei Nissan selbstbewusst. Gut, dass man nicht die Basis vergisst. Los geht es ab August bei 20.490 Euro, das sind 500 Euro mehr als bisher, aber angesichts der Verbesserungen verschmerzbar.

(Foto: press-inform / Nissan)
(Foto: press-inform / Nissan)
(Foto: press-inform / Nissan)
(Foto: press-inform / Nissan)
(Foto: press-inform / Nissan)
(Foto: press-inform / Nissan)

 

 

 

Autor: Wolfgang Gomoll, Wien  Stand: 22.06.2017
Fotos: press-inform / Nissan