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Liebe auf den zweiten Blick
Der Jeep Grand Cherokee hat zwei Gesichter. Was er auf der Straße an Komfort vermissen lässt, macht er im Gelände mehr als wieder wett.

Liebe auf den zweiten Blick

Der Jeep Grand Cherokee Summit CRD 3.0l V6 Multijet 184 kW AT kostet ab 69.900 Euro. (Foto: Jeep)

Der Jeep Grand Cherokee hat zwei Gesichter. Was er auf der Straße an Komfort vermissen lässt, macht er im Gelände mehr als wieder wett.

Es gibt Geländewagen und es gibt SUV. Denkste. Denn der Jeep Grand Cherokee ist ein SUV, der dank seiner Geländetauglichkeit jedoch beim Kraftfahrt-Bundesamt als Geländewagen aufgeführt wird. Und, ohne es wahrscheinlich zu wissen, liegt das KBA mit dieser Einstufung auch goldrichtig. Denn wenn der Besitzer des in der Summit-Ausstattung 69.900 Euro teuren 3.0 V6 Multijet es drauf anlegt, kann kaum ein Terrain ihn aufhalten. Und das Beste: dann spielen seine Schwächen, die er sich auf der Straße erlaubt, kaum noch eine Rolle. Schwächen, die allerdings für defensive Autofahrer auf Autobahnen oder kurvenlosen Landstraßen sowieso kaum ins Gewicht fallen dürften.

93,5 Liter großer Tank

Sollte doch mal eine Kurve durchfahren oder einem Hindernis schnell ausgewichen werden müssen, werden alle bis zu fünf Insassen ordentlich durchgeschüttelt. Das starke Wanken erinnert zuweilen an ein havariertes Kreuzfahrtschiff. Im besten Falle haben die beiden äußeren, bis maximal 1,90 Meter großen Fondpassagiere aber so sehr auf die beiden clever installierten und auch wieder verstaubaren Bildschirme vor sich geschaut, dass sie davon nichts mitbekommen haben. Die sehr schwammige und indirekte Lenkung rundet die insgesamt sehr auf Komfort ausgelegte Fahrzeugkonfiguration ab. Leider nicht sehr komfortabel ist hingegen der Einstieg in den Fond, der insgesamt als sehr eng zu bezeichnen ist.


Bei der Beschleunigung liegt eine weitere Schwäche des 2,5 Tonnen schweren Jeeps. Muss der Fahrer spontan an einem Trecker oder LKW vorbeiziehen, sind dem 202 Kilometer pro Stunde schnellen Grand Cherokee seine Kilos deutlich im Wege. Was nicht heißt, dass sein hohes Gewicht nur von Nachteil ist. Ganz im Gegenteil, verhilft es ihm gleichzeitig zu einer maximalen Anhängelast von drei Tonnen - in seinem Kundenkreis nicht ganz unwichtig. Wer eine halbe Tonne mehr an den Haken nehmen möchte, muss sich entweder für die Limited oder die Overland-Variante entscheiden. Wo andere SUV-Hersteller sehr unpraktisch an Gewicht einsparen, lässt sich Jeep nicht lumpen. So passen in seinen Treibstofftank immer noch satte 93,5 Liter Diesel hinein. Bei einem normierten 7,5 Liter-Verbrauch erreicht er so theoretisch weit über 1.000 Kilometer mit nur einer Tankfüllung. Dass die Reichweite in der Realität nur selten einen vierstelligen Wert erreicht, steht auf einem anderen Blatt.

Urlaub zu viert kein Problem

Vor allem, wenn der Jeep Grand Cherokee die Gelegenheit bekommt, seine Stärken so richtig auszuspielen. Ok, gefühlt 0,3 Prozent aller Besitzer eines solchen Vehikels werden jemals in solche Situationen geraten, doch es ist doch immer gut zu wissen, was der eigene Wagen so alles könnte - am Stammtisch sicherlich nicht ganz unwichtig. Und so kommt es, dass der 250 PS und 570 Newtonmeter starke Geländewagen sich unaufhaltsam seinen Weg über Baumstämme, durch 50,8 Zentimeter tiefe Flussläufe oder auch durch gewaltige Schlaglöcher bahnt. Letztere können mitunter so tief sein, dass der eigene Nachwuchs dort bis zum Haaransatz drin verschwinden könnte. Wenn ab und an mal ein oder zwei Räder komplett den Kontakt zum Boden verlieren, macht das auch nichts. Denn dank der Einzelradführung an Mehrlenkerachsen, Luftfedern und Zweirohrstoßdämpfern sowie Querstabilisatoren in Kombination mit dem permanenten Vierradantrieb mit Geländeuntersetzung und variabler Drehmomentverteilung ist das kein Problem. Ob der 3,0 Liter große V6-Dieselmotor sich selbst und alles was an ihm dranhängt in 8,2 Sekunden auf Tempo 100 beschleunigen kann oder nicht, spielt in solchen Situationen natürlich überhaupt keine Rolle.

Rad in der Luft? Kein Problem. (Foto: Jeep)
Der Jeep Grand Cherokee bahnt sich seinen Weg fast überall durch. (Foto: Jeep)
Der permanente Allradantrieb im Einsatz. (Foto: Jeep)
(Foto: Jeep)
(Foto: Jeep)
(Foto: Jeep)

Durchaus eine Rolle spielt der Einsatz des Acht-Stufen-Automatikgetriebes. Denn das funktioniert tadellos. Die Gangwechsel sind kaum spürbar und auf Wunsch lässt es sich teilweise per Schaltwippen entmündigen. Teilweise deshalb, da die Elektronik ab einer gewissen Drehzahl von selbst den nächst höheren Gang einlegt. Ebenfalls wie von selbst, zumindest in den meisten Rubriken, erklärt sich der große Touchscreen im edel ausgeschmückten Innenraum. Noch größer ist der Kofferraum des 4,88 Meter langen Jeeps. Zwischen 782 und 1.554 Liter Gepäck kann der SUV-Geländewagen in sich aufnehmen. Ein Grund, warum der Grand Cherokee in den USA gern als Mietwagen genommen wird. Das Gepäck für eine vierköpfige Familie passt hier ganz locker hinein.

(Foto: Jeep)
(Foto: Jeep)
(Foto: Jeep)
(Foto: Jeep)
(Foto: Jeep)
(Foto: Jeep)

 

Autor: Marcel Sommer  Stand: 24.04.2015
Fotos: Jeep